19.10.2024
Anstieg der Nachfrage nach Baukrediten im Juli 2024 deutet auf Markterholung hin

Höchststand seit zwei Jahren: Verbraucher fragen im Juli deutlich mehr Baukredite nach

Im Juli 2024 verzeichneten die deutschen Banken einen signifikanten Anstieg bei der Nachfrage nach Immobilienkrediten. Laut einer Auswertung der Analysefirma Barkow Consulting, die auf Daten der Europäischen Zentralbank basiert, stieg das Neugeschäft mit Privathaushalten und Selbstständigen auf 19,5 Milliarden Euro. Dies stellt einen Anstieg von über 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat dar und ist das höchste Volumen seit Juli 2022. Bereits im Juni 2024 hatte sich das Neugeschäft mit Baufinanzierungen mit einem Wachstum von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 16,3 Milliarden Euro erholt.

Die Ursachen für diesen Anstieg sind vielfältig. Steigende Mieten und ein zuletzt gesunkenes Zinsniveau scheinen den zuvor eingebrochenen Markt für Baufinanzierungen wiederbelebt zu haben. Peter Barkow, Geschäftsführer von Barkow Consulting, äußerte sich optimistisch: „Der Aufschwung ist da.“ Im bisherigen Jahresverlauf liegt das Neugeschäft mit 112 Milliarden Euro bereits knapp ein Fünftel (18 Prozent) über dem Vorjahreswert. Die Bauzinsen, die im vierten Quartal 2023 Höchststände von 4,2 Prozent erreichten, liegen aktuell wieder unter 3,5 Prozent für 10-jährige Kredite, was ebenfalls zur Erholung des Marktes beiträgt.

Erholung von einer tiefen Krise

Der Markt für private Baufinanzierungen hatte bis ins Frühjahr 2022 eine Phase des Booms erlebt, in der das monatliche Volumen zeitweise über 32 Milliarden Euro lag. Doch ein starker Anstieg der Zinsen führte zu einer Verteuerung von Immobilienkrediten, die nach Jahren der Niedrigzinsen für viele Verbraucher unerschwinglich wurden. Parallel dazu stiegen auch die Baukosten erheblich, was dazu führte, dass viele Menschen ihre Pläne für den Hausbau oder Immobilienkauf aufgeben mussten. Im vergangenen Jahr brach das Neugeschäft der Banken mit Baufinanzierungen laut Barkow Consulting auf 161 Milliarden Euro ein, was einem Rückgang von 37 Prozent im Vergleich zu 2022 entspricht.

Zusätzlich stellte der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP), der die wichtigsten Immobilienfinanzierer in Deutschland vertritt, fest, dass sich das Kreditgeschäft zuletzt erholt hat. Der VDP verzeichnete das größte Neugeschäft mit Immobilienkrediten seit dem dritten Quartal 2022, was durch eine stärkere Nachfrage nach Finanzierungen für Häuser und Wohnungen angetrieben wurde. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Immobilienkrise möglicherweise ihren Höhepunkt überschritten hat. Erst kürzlich stellte der VDP eine Stabilisierung der Immobilienpreise für das zweite Quartal fest.

Marktanalyse und Ausblick

Die aktuelle Marktentwicklung zeigt, dass Verbraucher wieder bereit sind, in Immobilien zu investieren, was durch die gesunkenen Zinsen und die steigenden Mieten begünstigt wird. Die Erholung des Marktes könnte auch durch die allgemeine wirtschaftliche Stabilität und das wachsende Vertrauen der Verbraucher in die Zukunft unterstützt werden. Experten sind sich einig, dass diese Trends weiterhin anhalten könnten, vorausgesetzt, dass die Zinsen auf einem moderaten Niveau bleiben und die Baukosten nicht weiter steigen.

Die Entwicklungen im Baufinanzierungssektor sind nicht nur für die Banken, sondern auch für die gesamte Wirtschaft von Bedeutung. Ein florierender Immobilienmarkt kann positive Effekte auf andere Sektoren haben, einschließlich Bau, Einzelhandel und Dienstleistungen. Daher wird die weitere Beobachtung der Zinsentwicklung und der Baukosten entscheidend sein, um die Stabilität und das Wachstum in diesem Bereich sicherzustellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nachfrage nach Baukrediten im Juli 2024 einen Höchststand seit zwei Jahren erreicht hat, was auf eine mögliche Erholung des Marktes hindeutet. Die Kombination aus gesunkenen Zinsen, stabilen Immobilienpreisen und einer wachsenden Nachfrage könnte den Weg für eine nachhaltige Erholung im Baufinanzierungssektor ebnen.

Quellen: Zeit Online, WirtschaftsWoche, Kurier, Rheinische Post, Goslarsche Zeitung.

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