17.10.2024
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Industrielle Nutzung denkbar: Spinnengifte enthalten viele Enzyme

Spinnengifte sind faszinierende Substanzen, die in der Natur hauptsächlich der Überwältigung von Beutetieren dienen. Doch ihr Potenzial geht weit über den Einsatz im Tierreich hinaus, wie Forscher des hessischen LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik herausgefunden haben. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, haben die Wissenschaftler in den Giftcocktails von Spinnen eine überraschende Vielfalt an Enzymen entdeckt.

Enzyme sind Proteine, die biochemische Reaktionen ermöglichen und beschleunigen. Sie spielen eine zentrale Rolle in vielen industriellen Prozessen, beispielsweise bei der Herstellung von Lebensmitteln, Waschmitteln oder Medikamenten. Bisher standen bei der Erforschung von Spinnengiften vor allem die Neurotoxine im Fokus, also die Giftstoffe, die auf das Nervensystem wirken. Die Entdeckung der Enzymvielfalt eröffnet nun ganz neue Möglichkeiten für die industrielle Nutzung dieser Substanzen.

Wie die FAZ weiter berichtet, konnten die Forscher in den Spinnengiften mehr als 140 verschiedene Enzymfamilien nachweisen. „Dies bedeutet unter anderem, dass wir die chemische Vielfalt in Spinnengiften bisher dramatisch unterschätzt haben“, erklärt Studienleiter Dr. Tim Lüddecke gegenüber der FAZ. Die meisten Enzyme, die bisher industriell genutzt werden, stammen aus Mikroorganismen. Spinnengifte könnten eine wertvolle Ergänzung zu diesen Quellen darstellen.

Besonders interessant sind die Enzyme aus Spinnengiften aufgrund ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften. Sie sind in der Lage, auch unter extremen Bedingungen, wie beispielsweise bei hohen Temperaturen oder in saurer Umgebung, aktiv zu bleiben. Diese Robustheit macht sie für viele industrielle Anwendungen interessant.

Die Forscherinnen und Forscher sehen großes Potenzial für den Einsatz der Spinnenenzyme in verschiedenen Bereichen. So könnten sie beispielsweise in der Lebensmittelindustrie zur Herstellung von Käse, Brot oder Bier verwendet werden. Auch in der Waschmittelindustrie könnten sie zum Einsatz kommen, um Fette und Eiweiße effektiv zu entfernen.

Die Entdeckung der Enzymvielfalt in Spinnengiften ist ein Beispiel dafür, wie die Erforschung der Natur zu neuen biotechnologischen Anwendungen führen kann. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass ihre Erkenntnisse dazu beitragen werden, die Nachhaltigkeit industrieller Prozesse zu verbessern und neue Produkte mit verbesserten Eigenschaften zu entwickeln.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/spinnengift-enthaelt-viele-enzyme-110046119.html
  • https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/pressemeldungen/enzyme-in-spinnengiften-zeigen-biooekonomisch-nutzbares-potenzial/
  • https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/neuartiger-ansatz-aus-giessen-mit-elektroden-im-bauch-gegen-endometriose-19882293.html
  • https://biooekonomie.de/nachrichten/neues-aus-der-biooekonomie/spinnengifte-als-ressource-fuer-die-biooekonomie
  • https://biooekonomie.de/themen/dossiers/enzyme-die-supertalente-der-bioindustrie
  • https://www.transgen.de/lebensmittel/1176.enzyme-biotechnologie-alltag.html
  • https://www.ime.fraunhofer.de/de/presse/enzyme-in-spinnengiften-zeigen-biooekonomisch-nutzbares-potenzia.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Spinnentoxine
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