Es war ein Novum im US-Wahlkampf: Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris stellte sich den kritischen Fragen von Fox News, einem Sender, der dem republikanischen Lager zugerechnet wird und oft durch seine Unterstützung für Donald Trump auffällt. Das Interview, das am Mittwochabend ausgestrahlt wurde, glich einem "Härtetest", wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Für die Zuschauer von Fox News, die täglich mit Berichten eines Landes am Rande des Abgrunds konfrontiert werden, muss der Auftritt von Harris ungewohnt gewesen sein. Der Sender zeichnet seit Jahren ein negatives Bild der Demokratischen Partei und insbesondere von Joe Biden, dem Vorgänger von Harris, der als "seniler Tattergreis" dargestellt wird. Harris selbst wurde in der Vergangenheit von Fox News oft als "Kommunistin" diffamiert, die nicht in der Lage sei, klar zu artikulieren.
Doch Harris stellte sich den Fragen und lieferte sich, insbesondere beim Thema Migration, einen Schlagabtausch mit dem Moderator Bret Baier. Wie die FAZ berichtet, wich sie dabei nicht zurück und konterte die Angriffe Baiers mit Verweisen auf die Politik der Trump-Regierung. Sie betonte, dass das Migrationssystem bereits vor Trumps Amtszeit "kaputt" gewesen sei und warf ihm vor, die jüngste Grenzreform im Kongress aus wahltaktischen Gründen blockiert zu haben.
Der Auftritt bei Fox News war Teil einer größeren Medienoffensive von Harris, die Anfang Oktober gestartet wurde. Nach Kritik, sie würde sich zu wenig kritischen Interviews stellen, absolvierte sie Auftritte in verschiedenen Formaten, von Podcasts bis hin zu Late-Night-Shows. Wie die FAZ berichtet, könnte ein Auftritt im Podcast von Joe Rogan, der eine große, jedoch überwiegend männliche Hörerschaft hat, folgen.
Mit dem Interview bei Fox News erreichte Harris wahrscheinlich die wenigen Wähler, die sich noch nicht für eine Seite entschieden haben. Sie nutzte die Gelegenheit, um sich von der Politik Bidens abzusetzen und betonte, dass sie ihre eigenen Erfahrungen und Ideen in eine mögliche Präsidentschaft einbringen würde. "Es wird keine Fortsetzung der Präsidentschaft von Joe Biden geben", stellte sie klar, so die FAZ.
Ob Harris den "Härtetest" bei Fox News bestanden hat, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass sie sich der Herausforderung gestellt und versucht hat, auch konservative Wähler zu erreichen. Ob ihr das gelungen ist, werden die nächsten Wochen und letztendlich der Wahlausgang zeigen.
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