19.10.2024
Asche als Quelle der Erneuerung in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek

Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek: Asche zu Kunst

Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar ist ein Ort von historischer und kultureller Bedeutung, der durch einen verheerenden Brand im Jahr 2004 stark beschädigt wurde. Der Brand, der am 2. September ausbrach, führte zur Zerstörung von über 50.000 Büchern und beschädigte viele weitere. In den Jahren nach dem Brand wurde die Bibliothek nicht nur restauriert, sondern auch zum Schauplatz eines einzigartigen Kunstprojekts, das die Asche der verbrannten Bücher in den Mittelpunkt stellt.

Der Brand und seine Folgen

Der Brand in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek war einer der schlimmsten Bibliotheksbrände in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die Flammen zerstörten nicht nur das Dachgeschoss und die zweite Galerie, sondern auch wertvolle Sammlungen, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichten. Während 28.000 Bände aus dem Rokokosaal gerettet werden konnten, blieben 118.000 Bücher beschädigt, wobei viele von ihnen durch Ruß und Löschwasser stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Insgesamt wurden etwa 25.000 Bücher aus den Trümmern geborgen und als „Aschebücher“ bezeichnet.

Die Restaurierung der Aschebücher

Seit 2008 wird an der Restaurierung der Aschebücher gearbeitet, die bis 2028 abgeschlossen sein soll. Die Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar-Legefeld ist die einzige ihrer Art in Deutschland. Hier werden jährlich etwa 60.000 Blätter restauriert, wobei ein standardisiertes Verfahren zur Anwendung kommt, um die Arbeiten effizienter zu gestalten. Bis 2021 konnten bereits 1 Million Blätter restauriert werden, was rund 6.400 Werken entspricht.

Kunstprojekt „Ars Ignis“

Im Rahmen des Kunstfestes Weimar wurde das Projekt „Ars Ignis“ ins Leben gerufen, das die Asche der verbrannten Bücher in künstlerischer Form thematisiert. Die Künstlerin Anna Talens hat aus dieser Asche Skulpturen geschaffen, die im Rokokosaal der Bibliothek ausgestellt sind. Diese Installation erinnert nicht nur an die Zerstörung, sondern feiert auch die „Poesie der Zerstörung“. Besucher können im Rokokosaal einen kleinen Haufen Asche sehen, der von einem Glasgehäuse umgeben ist. Der Geruch von verkohltem Papier ist für viele Besucher ein eindrucksvolles Sinneserlebnis.

Die Bedeutung der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek

Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek ist nicht nur ein Ort des Wissens, sondern auch ein Denkmal der Weimarer Klassik. Sie wurde 1691 gegründet und war unter der Aufsicht von Johann Wolfgang von Goethe. Die Bibliothek beherbergt eine der größten Sammlungen von „Faust“-Ausgaben und zahlreiche historische Manuskripte. Die Architektur des Rokokosaals, der mit Büsten von Gelehrten und historischen Persönlichkeiten geschmückt ist, trägt zur einzigartigen Atmosphäre dieses Ortes bei.

Ein Ort der Erinnerung und der Hoffnung

Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek hat sich nach dem Brand nicht nur als Ort der Trauer, sondern auch als Ort der Hoffnung und der Erneuerung etabliert. Die Restaurierung der Aschebücher und die künstlerische Auseinandersetzung mit der Zerstörung zeigen, dass aus der Asche Neues entstehen kann. Das Kunstprojekt „Ars Ignis“ ist ein Beispiel dafür, wie Kunst und Kultur in der Lage sind, die Erinnerung an das Vergangene zu bewahren und gleichzeitig einen Raum für Reflexion und Kreativität zu schaffen.

Fazit

Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek bleibt ein bedeutendes kulturelles Erbe, das trotz der verheerenden Ereignisse von 2004 weiterhin als lebendiger Ort des Wissens und der Kunst fungiert. Die Verbindung von Geschichte, Kunst und Restaurierung macht diesen Ort einzigartig und zeigt, wie wichtig es ist, kulturelle Schätze zu bewahren und zu schützen.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, MDR Kultur

Weitere
Artikel