19.10.2024
Aufarbeitung der NS-Vergangenheit von Günter Leifheit in Nassau und Garmisch-Partenkirchen

Geschichte: Gutachten zur NS-Vergangenheit von Leifheit

Die Stadt Nassau in Rheinland-Pfalz hat beschlossen, die mutmaßliche nationalsozialistische Vergangenheit des Unternehmers Günter Leifheit (1920-2009) umfassend aufzuarbeiten. Dies geschieht im Rahmen eines Gutachtens, das in Auftrag gegeben wurde, um die Thematik weiter zu untersuchen. Stadtbürgermeister Manuel Liguori (SPD) gab bekannt, dass er und der Geschäftsführer der Leifheit-Stiftung eng mit der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen zusammenarbeiten werden, um die Ergebnisse der Untersuchung zu besprechen und weitere Handlungsschritte zu planen.

Vor einigen Wochen erhielten die Städte Nassau und Garmisch-Partenkirchen einen Bericht des Historikers Stefan Holler. Dieser Bericht befasst sich mit den Verstrickungen Leifheits während der NS-Zeit und hat in der Öffentlichkeit für Aufsehen gesorgt. Holler, der für einen Münchner Verlag arbeitet, hat in seiner Untersuchung festgestellt, dass Leifheit freiwillig in die Hitlerjugend, die NSDAP, die Waffen-SS und die Allgemeine SS eingetreten ist. Diese Mitgliedschaften deuten auf ein politisches Bekenntnis zum Nationalsozialismus hin. Allerdings stellt Holler klar, dass es keine Hinweise auf eine persönliche Beteiligung Leifheits an Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit gibt.

Günter Leifheit war der Gründer des gleichnamigen Unternehmens, das für Haushaltswaren bekannt ist, darunter Wäscheständer und andere Produkte. Nach dem Verkauf des Unternehmens an einen US-Konzern im Jahr 1972 zog sich Leifheit 1974 aus dem operativen Geschäft zurück. Der Name des Gründers bleibt jedoch mit dem Unternehmen verbunden.

Die Mitteilung von Stadtbürgermeister Liguori betont, dass die Ausarbeitung von Holler bisher unbekannte Details enthält, die eine intensive Auseinandersetzung mit dem Sachverhalt erforderlich machen. Dies ist das Ergebnis eines Treffens, an dem Vertreter der Stadt Nassau, der Leifheit Stiftung, des Leifheit Campus sowie der Leifheit AG teilnahmen.

Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit von Leifheit wird in beiden Städten als notwendig erachtet. In Garmisch-Partenkirchen, wo Leifheit ebenfalls einen bedeutenden Einfluss hatte, wird die Thematik ebenfalls intensiv diskutiert. Die Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen, Elisabeth Koch (CSU), hat betont, dass eine lückenlose Aufklärung der Vergangenheit von Leifheit erforderlich ist. Sie kündigte an, dass die Ergebnisse des Gutachtens transparent kommuniziert werden sollen.

Die Studie von Stefan Holler hat nicht nur die Aufmerksamkeit der Stadtverwaltung auf sich gezogen, sondern auch das öffentliche Interesse geweckt. In Nassau ist die Mitgliedschaft Leifheits in der Waffen-SS kein unbekanntes Thema. Laut dem Biografen Wolfgang Redwanz war diese Tatsache bereits seit Jahren bekannt, was die Stadtverwaltung vor Herausforderungen stellt. Redwanz, der eine Biografie über Leifheit verfasst hat, berichtete, dass viele Zeitzeugen über Leifheits Mitgliedschaft in der Waffen-SS informiert waren und dies in der Gemeinschaft bekannt war.

Die Diskussion um Leifheits Vergangenheit wirft auch Fragen zur Namensgebung von Institutionen und Straßen auf. Während derzeit noch keine Diskussion über eine mögliche Umbenennung von Straßen oder Schulen geführt wird, wird erwartet, dass die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen zu weiteren Gesprächen führen werden. Die Stadt Nassau und Garmisch-Partenkirchen haben sich darauf verständigt, die Ergebnisse der Studien gemeinsam zu veröffentlichen und die Thematik weiterhin im öffentlichen Diskurs zu halten.

Die Aufarbeitung von Leifheits Vergangenheit ist nicht nur eine lokale Angelegenheit, sondern hat auch überregionale Bedeutung. Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit ist ein wichtiger Schritt, um die Geschichte aufzuarbeiten und Lehren für die Zukunft zu ziehen. Die Stadt Nassau und Garmisch-Partenkirchen stehen vor der Herausforderung, die komplexe Geschichte ihres Ehrenbürgers und Mäzens transparent zu machen und die gesellschaftlichen Implikationen seiner Vergangenheit zu reflektieren.

Insgesamt zeigt die Entwicklung, dass die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in Deutschland weiterhin von großer Relevanz ist. Die Ergebnisse des Gutachtens und die darauf folgenden Diskussionen werden entscheidend dafür sein, wie die Städte Nassau und Garmisch-Partenkirchen mit der Geschichte von Günter Leifheit umgehen und welche Schritte sie unternehmen werden, um die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Quellen: ZEIT ONLINE, Kurier, LongLeif GaPa, SWR, BR24.

Weitere
Artikel