19.10.2024
Lehrstellen im Überfluss: Herausforderungen für den Berufsnachwuchs in Mecklenburg-Vorpommern

Berufsnachwuchs: Zum Ausbildungsstart noch viele Lehrstellen unbesetzt

Mit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres stehen viele Unternehmen und Handwerksbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern vor einer Herausforderung: Trotz einer Vielzahl an offenen Lehrstellen bleibt der Berufsnachwuchs aus. Nach den Angaben der Regionaldirektion Nord der Bundesarbeitsagentur waren bis Ende Juni 2024 landesweit rund 3.900 Lehrstellen nicht besetzt, was bedeutet, dass fast die Hälfte der gemeldeten 8.400 Ausbildungsplätze keinen geeigneten Bewerber fand.

Die Situation ist besonders besorgniserregend, da gleichzeitig etwa 2.500 junge Menschen, die sich in der Berufsberatung gemeldet hatten, noch nicht vermittelt wurden. Während die meisten Schulabgänger am 2. September ihre Lehre beginnen, startet das Ausbildungsjahr in einigen Branchen bereits am 1. August. Die neuesten Arbeitsmarktdaten, die am 31. Juli veröffentlicht werden, könnten weitere Einblicke in die aktuelle Lage geben.

Besondere Lücken in bestimmten Branchen

Die größten Lücken auf dem Ausbildungsmarkt zeigen sich erneut im Handel und in der Gastronomie. So waren zuletzt etwa 600 Lehrstellen im Handel vakant, und es fehlten 125 Bewerber für die Ausbildung zum Koch. Darüber hinaus wurden rund 200 künftige Hotel- und Restaurantfachleute gesucht. Auch in technischen Berufen wie dem Kfz-Mechatroniker waren etwa 70 Stellen unbesetzt.

Markus Biercher, Regionaldirektor der Bundesarbeitsagentur, wies darauf hin, dass der Ausbildungsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern viele Chancen biete und es bis zum Herbst durchaus möglich sei, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden. Allerdings sei es in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern besonders herausfordernd, Angebot und Nachfrage effektiv zusammenzubringen.

Ermutigung zur aktiven Suche

Biercher ermutigte die Jugendlichen, sich bei den Jugendberufsagenturen und der Berufsberatung zu melden. Hier würden wertvolle Tipps und Hinweise zur erfolgreichen Bewerbung zur Verfügung gestellt. Die Unterstützung durch solche Institutionen könnte entscheidend sein, um die Kluft zwischen den offenen Stellen und den verfügbaren Bewerbern zu überbrücken.

Industrie- und Handelskammer sieht Bedarf in vielen Bereichen

Peter Todt, der amtierende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Schwerin, äußerte sich zuversichtlich bezüglich der Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Er betonte, dass es in fast allen Betrieben einen Bedarf an Auszubildenden gebe, insbesondere in den Branchen Logistik, Maschinenbau und Tourismus. Die in den Industrie- und Handelskammern organisierten Unternehmen bieten eine berufliche Zukunft in mehr als 140 Ausbildungsberufen.

Obwohl die Anzahl der Ausbildungsplätze hoch ist, bleibt die Frage, wie viele Bewerbungen tatsächlich eingehen werden. Die IHK hofft, ähnlich viele Ausbildungsverträge wie im Vorjahr abzuschließen, was angesichts der aktuellen Lage jedoch eine Herausforderung darstellen könnte.

Handwerk zeigt positive Entwicklung

Im Gegensatz zum bundesweiten Trend verzeichneten die Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern einen Zuwachs bei den neu abgeschlossenen Lehrverträgen. Bislang konnten die Handwerksbetriebe des Landes 1.140 neue Verträge abschließen, was im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Steigerung darstellt. Gunnar Pohl, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern MV, äußerte sich optimistisch, dass viele Auszubildende am 1. September ihre Ausbildung beginnen werden.

Ein weiterer Faktor, der die Nachwuchsgewinnung im Handwerk unterstützen könnte, ist die neue Praktikumsprämie des Landes, die ausschließlich im Handwerk verfügbar ist. Pohl betonte, dass die Liste der handwerklichen Berufe nach wie vor vom Kfz-Mechatroniker angeführt wird, gefolgt vom Elektroniker und dem Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Aufruf zur Nutzung der Sommerferien

Pohl richtete einen Aufruf an Jugendliche ohne Lehrstelle, die Sommerferien aktiv zu nutzen, um einen passenden Ausbildungsbetrieb zu finden. Die Online-Plattformen und sozialen Medien könnten hierbei eine wichtige Rolle spielen, um Informationen über offene Stellen zu verbreiten und den Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern herzustellen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ausbildungsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern vor großen Herausforderungen steht. Trotz einer Vielzahl an offenen Stellen gibt es eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um diese Lücken zu schließen und den Berufsnachwuchs zu fördern. Sowohl die Unternehmen als auch die Jugendlichen sind gefordert, aktiv zu handeln, um die Situation zu verbessern.

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