25.10.2024
Bibliothek des Jahres in Nordhausen Auszeichnung und Kontroverse
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Die Stadtbibliothek Nordhausen: Zwischen Auszeichnung und Kontroverse

Die Stadtbibliothek Nordhausen in Thüringen wurde kürzlich als „Bibliothek des Jahres 2024“ ausgezeichnet. Das moderne Gebäude, das Bürgerhaus und Bibliothek vereint, bietet auf 3000 Quadratmetern eine Vielzahl von Angeboten. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, würdigte die Jury die Bibliothek für ihre „herausragende Arbeit in den Bereichen Bildung, Demokratie und Zusammenhalt“. Die Einrichtung versteht sich als „niedrigschwelliger Ort gelebter Demokratie“ und „Dritter Ort“ in der Stadtgesellschaft.

Die FAZ beschreibt die vielfältigen Aktivitäten der Bibliothek, die von Kooperationen mit Schulen und Kitas über ein Sprachcafé bis hin zu einer Arbeitsgemeinschaft für Leichte Sprache reichen. Auch die Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora wird hervorgehoben. Jens-Christian Wagner, ehemaliger Leiter der Gedenkstätte, bezeichnete die Bibliothek gegenüber der FAZ als „Schaufenster“ mit „Multiplikatorenfunktion“ für die Gedenkstättenarbeit.

Die Preisverleihung fand im Ratssaal der Bibliothek statt, in Anwesenheit von Vertretern der Stadtpolitik und des Deutschen Bibliotheksverbands. Volker Heller vom Bibliotheksverband betonte die Bedeutung von Bibliotheken als Bildungs- und Kultureinrichtungen, die „Einzelbiographien beeinflussen und Communities entwickeln“. Die Bibliothek als „sozialer Ort“ sei ein wichtiger Trend der letzten zehn Jahre.

Doch die Preisverleihung wurde von einem kontroversen Vortrag überschattet. Wie die FAZ berichtet, sprach Gabriele Krone-Schmalz, angekündigt als „Russland-Expertin“, über die Beziehung zwischen Russland und dem Westen. In ihrem Vortrag verbreitete sie, laut FAZ, Narrative, die der russischen Propaganda entsprechen. Sie sprach von Russland und der EU als „natürlichen Partnern“ und behauptete, die USA und die Waffenindustrie würden vom aktuellen Konflikt profitieren. Die NATO-Osterweiterung machte sie für die aktuelle Situation verantwortlich, eine These, die von Historikern widerlegt wurde. Krone-Schmalz behauptete außerdem, der Westen habe kein Interesse an einem Waffenstillstand gehabt. Die FAZ kritisiert, dass diese Desinformationskampagne unwidersprochen blieb.

Die Einladung Krone-Schmalz wirft Fragen auf, insbesondere im Kontext der politischen Landschaft Thüringens. Bei den letzten Landtagswahlen erzielte die AfD in Nordhausen ein Ergebnis von über 30 Prozent. Die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der Bibliothek, Hildegard Seidel, appellierte laut FAZ an die Anwesenden, „gut von Thüringen in der großen weiten Welt“ zu reden und betonte die Buntheit und Vielfalt des Bundeslandes.

Die Kontroverse um den Vortrag von Gabriele Krone-Schmalz verdeutlicht die Spannungen zwischen dem Anspruch der Bibliothek als Ort der Demokratie und der Verbreitung von Desinformation. Die Auszeichnung als „Bibliothek des Jahres“ steht nun im Schatten dieser Debatte.

Quellen:

- Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/nordhausen-hat-die-bibliothek-des-jahres-und-seltsame-gaeste-110069434.html

- dpa

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