19.10.2024
Der Parteitag der Demokraten: Ein neuer Weg für Kamala Harris

Parteitag der Demokraten: Obamas Homecoming

In Chicago, wo einst Barack Obamas politische Karriere begann, trat der ehemalige Präsident auf, um für Kamala Harris zu werben. Diese hatte als junge Staatsanwältin für ihn Wahlkampf gemacht, was sich als vorteilhaft herausstellte.

Der Auftritt Obamas in Chicago war mehr als nur eine Parteitagsrede; es glich einem Rockkonzert. Die Menge tobte am Dienstagabend, als er von seiner Frau Michelle angekündigt wurde. Die Demokraten sehnten sich nach einem Einheizer wie ihm, und Michelle hatte bereits mit ihrer Ansprache ein kleines Feuerwerk entfacht. Auch Obama enttäuschte nicht, obwohl er scherzte, dass er der Einzige sei, der blöd genug sei, direkt nach seiner Frau zu sprechen.

Er begann seine Rede mit der Feststellung, dass Amerika bereit sei, ein neues Kapitel aufzuschlagen, und dass das Land für eine Präsidentin Kamala Harris bereit sei. Obama stellte sie als hartnäckige Kämpferin für die Amerikaner dar, als mitfühlende und anständige Frau, die für die Werte stehe, die Amerika groß gemacht hätten. Seine Botschaft richtete sich nicht nur an die Delegierten in der Arena, sondern auch an Demokraten, Republikaner und alle, die irgendwo dazwischen stehen.

Obama erkannte, dass Harris nicht nur ihre eigene Anhängerschaft mobilisieren müsse, sondern auch die Wechselwähler der politischen Mitte ansprechen müsse. Er rief die Anwesenden auf, in den verbleibenden elf Wochen bis zur Wahl mit voller Kraft zu kämpfen, und schloss mit den Worten: „Lasst uns an die Arbeit gehen.“ Was zu Beginn des Jahres als längster Wahlkampf in der amerikanischen Geschichte mit den ältesten Kandidaten begann, hat sich nun zu einer kurzen Kampagne einer 59 Jahre alten Frau gegen einen 78 Jahre alten Mann entwickelt.

Es ist klar, dass auch Obama in den kommenden Wochen durch das Land reisen und Harris unterstützen wird. Sein Ziel ist es, eine zweite Amtszeit Donald Trumps zu verhindern. Als erster schwarzer Präsident möchte er zudem einer schwarzen Frau den Weg ins Weiße Haus ebnen, mit der er seit Jahren verbunden ist. Außerdem möchte er zeigen, dass die schwierige Entscheidung, die er vor Wochen getroffen hat, die richtige war: seinen Freund Joe Biden zu drängen, Harris die Kandidatur zu überlassen.

Obamas Beziehung zu Biden

Die Beziehung zwischen Obama und Biden hat in letzter Zeit gelitten. Im Winter 2007 reiste die damals 43 Jahre alte Bezirksstaatsanwältin Kamala Harris nach Iowa, um für Obama zu werben, während das kalifornische Parteiestablishment Hillary Clinton unterstützte. Harris setzte jedoch auf den charismatischen Afroamerikaner, was sich für sie als vorteilhaft erwies.

Harris war Obama bereits zuvor aufgefallen, und er begleitete ihre Karriere wohlwollend. Zunächst unterstützte er ihre Kandidatur für das Amt der Justizministerin in Sacramento und später ihren Sprung nach Washington, wo sie ab 2017 als Senatorin tätig war. Einmal lobte Obama sie öffentlich als „genial“ und „tough“, was ihm später einige Kritik einbrachte.

Der Kontakt zwischen den beiden wurde enger, insbesondere als Harris als Bidens Vizepräsidentin in der Kritik stand. Obama nahm Kontakt zu ihr auf und bot seine Unterstützung an. Als Biden am 21. Juli bekannt gab, dass er keine zweite Amtszeit anstrebe, war Obama eine der ersten Personen, die Harris anrief.

Trotz der engen Verbindung dauerte es fünf Tage, bis die Obamas öffentlich bekanntgaben, dass sie Harris' Kandidatur unterstützen. Diese Verzögerung war taktischer Natur, um den Eindruck zu vermeiden, dass Obama im Hintergrund die Fäden zog. Die Beziehung zwischen Obama und Biden war stets komplex und hat zuletzt Schaden genommen.

Der Auftritt und seine Bedeutung

In seiner Rede vor den Delegierten erwähnte Obama seine eigene Kandidatur vor 16 Jahren und nannte die Entscheidung, Biden als Vizepräsidenten zu wählen, eine der besten seines Lebens. Er betonte, dass Biden klug, erfahren und anständig sei, und dass diese Werte in den letzten vier Jahren dringend gebraucht wurden.

Obama schloss mit der Feststellung, dass Biden in die Geschichte eingehen werde als derjenige, der die Demokratie in einem Moment großer Gefahr verteidigt habe. Er drückte seinen Stolz aus, Biden nicht nur als Präsidenten, sondern auch als Freund zu bezeichnen. Schließlich erklärte er: „Jetzt wurde der Staffelstab übergeben.“

Die Beziehung zwischen Obama und Biden war von Höhen und Tiefen geprägt. Biden, der bereits 32 Jahre im Senat war, als Obama 2005 eintrat, wurde zu einem wichtigen Verbündeten. Ihre Freundschaft vertiefte sich, insbesondere während der schwierigen Zeiten, die sie gemeinsam durchlebten. Dennoch gab es immer wieder Skepsis seitens Obama bezüglich Bidens Ambitionen, selbst Präsident zu werden.

Herausforderungen für Kamala Harris

Kamala Harris steht vor der Herausforderung, nicht nur die eigene Wählerschaft zu mobilisieren, sondern auch die Unterstützung von Wechselwählern zu gewinnen. Obama betonte, dass es ein enges Rennen werden könnte und dass die Partei in den verbleibenden Wochen hart arbeiten müsse, um Harris zur nächsten Präsidentin der Vereinigten Staaten zu machen.

Die Unterstützung von Obama ist für Harris von entscheidender Bedeutung, da er eine große Anhängerschaft hat und als eine der einflussreichsten Figuren der Demokratischen Partei gilt. Sein Auftritt beim Parteitag in Chicago zeigt, wie wichtig es ist, die Basis zu mobilisieren und ein Gefühl der Einheit innerhalb der Partei zu schaffen.

Insgesamt stellt der Parteitag der Demokraten in Chicago einen entscheidenden Moment für Kamala Harris dar. Mit der Unterstützung von Barack Obama und anderen Parteigranden hat sie die Möglichkeit, ihre Präsidentschaftskandidatur zu festigen und sich als ernsthafte Herausforderin für Donald Trump zu positionieren.

Fazit

Der Parteitag der Demokraten in Chicago war nicht nur eine Plattform für die Nominierung von Kamala Harris, sondern auch ein bedeutendes Ereignis für Barack Obama, der seine politische Heimat besuchte. Die Unterstützung von Obama könnte entscheidend für den Wahlkampf von Harris sein, während sie sich auf die Herausforderungen der bevorstehenden Wahl vorbereitet. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Demokraten in der Lage sind, ihre Wählerschaft zu mobilisieren und die Unterstützung zu gewinnen, die sie benötigen, um die Präsidentschaft zu erringen.

Quellen: FAZ, ZDF, stern.de

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