Die Social-Media-Landschaft ist in Bewegung. Seit Elon Musk Twitter übernommen und in X umbenannt hat, suchen viele Nutzer nach Alternativen. Bluesky, einst ein internes Forschungsprojekt von Twitter unter Jack Dorsey, präsentiert sich nun als ernstzunehmender Kandidat für die Nachfolge. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAZ) berichtet, verzeichnete Bluesky in den Wochen nach der US-Präsidentschaftswahl einen beachtlichen Nutzerzuwachs. Rose Wang, zuständig für das operative Geschäft von Bluesky, beobachtet diese Entwicklung genau. Die Plattform will das wiederbeleben, was Twitter einst ausmachte: einen offenen Raum für Debatten und den Austausch von Ideen.
Der Standard berichtet von einem regelrechten Exodus von X zu Bluesky. Nutzer aus Österreich und den USA suchen Zuflucht vor den Veränderungen, die Musk auf X implementiert hat. Auch t3n.de meldet einen sprunghaften Anstieg der Nutzerzahlen bei Bluesky um 700.000 innerhalb einer Woche, vor allem aus den USA. Als einer der Gründe wird Musks Nähe zu Donald Trump genannt, die viele Nutzer verunsichert.
Bluesky erinnert in seiner Benutzeroberfläche stark an das frühere Twitter, wie BR24 berichtet. Chronologische Timelines ohne algorithmische Sortierung und die einfache Handhabung erleichtern den Umstieg. Tools wie die Browsererweiterung Sky Follower Bridge helfen Nutzern, ihre Kontakte auf Bluesky wiederzufinden. "Starter Packs" mit kuratierten Listen zu bestimmten Themen erleichtern neuen Mitgliedern den Einstieg. Die offene Schnittstelle ermöglicht Drittanbietern die Entwicklung von Apps wie Graysky und Skeets, die zusätzliche Funktionen bieten.
Der Erfolg von Bluesky bringt aber auch Herausforderungen mit sich. BR24 berichtet von einer Flut an Spam, Hasspostings und kinderpornografischen Inhalten, mit denen die Plattform zu kämpfen hat. Die Moderationskapazitäten sind dem Ansturm kaum gewachsen. Ob das Wachstum nachhaltig ist, bleibt abzuwarten. Einige prominente Nutzer, darunter Robert Habeck, sind trotz der Kritik zu X zurückgekehrt und betonen die Wichtigkeit, die Plattform nicht den Schreihälsen zu überlassen.
1e9.community hebt die Weiterentwicklung von Bluesky im letzten Jahr hervor. Die Plattform ist nun für alle offen zugänglich, bietet die Möglichkeit, Bilder, GIFs und Videos zu teilen und ermöglicht eine weitreichende Personalisierung der Feeds. Nutzer können zwischen verschiedenen Algorithmen wählen, darunter eine chronologische Ansicht und themenspezifische Feeds. Auch die Moderationsmöglichkeiten wurden erweitert.
Netzpolitik.org analysiert die Gründe für den Erfolg von Bluesky im Vergleich zu Mastodon. Die einfache Benutzeroberfläche und die Ähnlichkeit zu Twitter werden als zentrale Faktoren genannt. Mastodon hingegen wird oft als kompliziert wahrgenommen. Ein weiterer Aspekt ist die Netzkultur: Während Mastodon eine etablierte Community mit eigenen Regeln und Verhaltensweisen hat, wirkt Bluesky offener und zugänglicher für neue Nutzer.
Die taz diskutiert die Kritik an Bluesky als "elitärer Club" und "linker Blase". Die Plattform biete zwar Chancen für einen konstruktiven Diskurs, so die taz, aber es sei wichtig, dass Bluesky nicht zu einem abgeschotteten Raum wird. Die Verantwortung liege sowohl bei den Nutzern als auch beim Unternehmen selbst, um einen demokratischen Austausch zu gewährleisten. Die Politik sei gefordert, die Einhaltung bestehender Gesetze zu überwachen.
Die Kleine Zeitung beleuchtet die Bedeutung sozialer Netzwerke im politischen Kontext. Von Obama's Wahlkampf 2008 bis zu den aktuellen Entwicklungen rund um X und Bluesky zeigt sich der Einfluss dieser Plattformen auf den öffentlichen Diskurs. Die Frage, ob Bluesky Twitter tatsächlich vom Thron stoßen kann, bleibt offen.
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