19.10.2024
Blutige Wege und vergessene Geschichten: Die Arte-Serie Blood River

Leichen pflastern ihren Treck: die Arte-Serie „Blood River“

Die Arte-Serie „Blood River“ thematisiert die komplexe Vorgeschichte einer der blutigsten Auseinandersetzungen im 19. Jahrhundert, die Schlacht am Blood River, die am 16. Dezember 1838 stattfand. Die Geschichte spielt im Kontext der britischen Kapkolonie, die seit 1814 unter britischer Herrschaft stand und in der sich die Buren, niederländische Siedler, gegen die britische Politik und die Abschaffung der Sklaverei auflehnten. Diese Umstände führten zu einem massiven Treck, bei dem Tausende von Voortrekkern in Richtung Nordosten zogen, um eine neue Heimat zu finden und die Burenrepublik Natalia zu gründen.

Die Erzählung von „Blood River“ konzentriert sich auf eine fiktive Gruppe von Siedlern, angeführt von der Arztwitwe Catherine, die von Anna Mouglalis verkörpert wird. Catherine ist Teil einer religiösen Gemeinschaft, die sich auf eine beschwerliche Reise begibt, begleitet von Sklaven, die unter unmenschlichen Bedingungen leben müssen. Die Charaktere sind tief in den Konflikt zwischen den Buren und den Zulu verwickelt, der durch die Figur des Zulu-Kriegers Kosa, gespielt von Marc Zinga, verkörpert wird. Kosa beobachtet die weißen Eindringlinge kritisch und wird letztendlich in die Geschichte von Catherine verwickelt, als er als Gefangener in ihre Gewalt gerät.

Die Dynamik zwischen den Charakteren

Die Beziehung zwischen Catherine und ihrem Sohn Joseph sowie ihrer Tochter Marthe spielt eine zentrale Rolle in der Erzählung. Während Joseph (Igor Van Dessel) in die Fußstapfen seiner Mutter tritt, zeigt Marthe (Emma Brandau) eine bemerkenswerte Entwicklung und ein wachsendes Bewusstsein für die Ungerechtigkeiten, die sie umgeben. Diese Dynamik spiegelt die Spannungen innerhalb der Gruppe wider und verdeutlicht die unterschiedlichen Perspektiven auf die gesellschaftlichen Normen und die moralischen Fragen ihrer Zeit.

Die Serie beleuchtet auch die brutalen Bedingungen, unter denen die Sklaven leben, und die Konflikte, die sich aus der Kolonialpolitik ergeben. Die Zulu unter der Herrschaft von Dingane (Matar Diouf), einem Halbbruder des berühmten Königs Shaka, sind nicht nur passive Opfer, sondern aktive Akteure in der Geschichte, die ihre eigene Identität und Kultur verteidigen.

Historische Hintergründe und künstlerische Umsetzung

„Blood River“ ist nicht nur eine fiktive Erzählung, sondern auch ein Lehrstück über die Geschichte der Buren und der Zulu. Die Serie skizziert die historischen Hintergründe, die zu den blutigen Auseinandersetzungen führten, und thematisiert die komplexen Fragen von Rassismus und Kolonialismus. Die Regie von Pierre Aknin und das Drehbuch von Ada Nolta und Anne Badel schaffen eine dichte Atmosphäre, die sowohl die persönlichen als auch die politischen Konflikte der Zeit einfängt.

Die epische Musik von Clément Tery und die altmodische Erzählstimme, die von der französischen Schriftstellerin Négar Djavadi verfasst wurde, tragen zur emotionalen Tiefe der Serie bei. Diese künstlerischen Elemente helfen, die Geschichte von Catherines Tochter Marthe als eine Art Rückblick zu gestalten, was der Erzählung eine zusätzliche Dimension verleiht.

Kritik und Rezeption

Die Serie „Blood River“ ist nicht ohne Kontroversen. Einige Kritiker bemängeln, dass die Erzählung zu didaktisch und lehrbuchartig wirkt, während andere die künstlerische Umsetzung und die schauspielerischen Leistungen loben. Insbesondere die Darstellung der komplexen Beziehungen zwischen den Charakteren und die vielschichtige Auseinandersetzung mit den Themen Rassismus und Kolonialismus werden oft hervorgehoben.

Die Serie wird als Ergänzung zu früheren Darstellungen der Zulu-Geschichte, wie der legendären Serie „Shaka Zulu“ aus den 1980er Jahren, betrachtet. „Blood River“ bietet eine zeitgenössische Perspektive auf die Ereignisse und versucht, die Stimmen der oft übersehenen Charaktere in der Geschichte zu beleuchten.

Fazit

„Blood River“ ist eine komplexe und vielschichtige Serie, die sowohl die persönlichen Geschichten ihrer Charaktere als auch die historischen Kontexte, in denen sie agieren, beleuchtet. Die Verbindung von fiktiven und historischen Elementen schafft eine spannende Erzählung, die sowohl unterhaltsam als auch informativ ist. Die Zuschauer sind eingeladen, sich mit den moralischen Fragen und den Folgen der kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen, während sie die dramatische Reise der Protagonisten verfolgen.

Die erste Folge von „Blood River“ wurde am 29. August 2024 auf Arte ausgestrahlt und ist ab sofort in der Arte-Mediathek verfügbar.

Quellen: F.A.Z.

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