19.10.2024
Sicherheitsalarm in der Luftfahrt Boeing entlässt 737-Max-Chef nach Rumpfteil-Vorfall
In der Luftfahrtindustrie gilt Sicherheit als oberstes Gebot. Umso beunruhigender sind Zwischenfälle, bei denen es zu potenziell gefährlichen Situationen kommt. Ein solcher Vorfall ereignete sich kürzlich bei einer Boeing 737 Max-9 der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines. Kurz nach dem Start löste sich ein Rumpfteil des Flugzeugs, was eine sofortige Notlandung zur Folge hatte. Dieser Zwischenfall hat nun personelle Konsequenzen beim Flugzeughersteller Boeing nach sich gezogen. Die Untersuchung des Vorfalls offenbarte, dass an dem betroffenen Rumpfteil vier Befestigungsbolzen fehlten. Diese sind normalerweise dafür vorgesehen, das Rumpfteil an seinem Platz zu halten. Dokumente und Fotos, die im Rahmen der Untersuchungen gesammelt wurden, legen nahe, dass die Bolzen bereits vor Auslieferung des Flugzeugs im Werk Renton im US-Bundesstaat Washington entfernt wurden, um beschädigte Teile im Innenraum zu ersetzen. Die endgültigen Untersuchungsergebnisse werden noch erwartet, doch die ersten Erkenntnisse weisen darauf hin, dass es sich bei dem Vorfall um ein ernstzunehmendes Qualitätskontrollproblem handeln könnte. In Reaktion auf den Zwischenfall und die daraus resultierenden Sicherheitsbedenken hat Boeing nun den Leiter des 737-Max-Programms, Ed Clark, entlassen. Seine Nachfolgerin wird Katie Ringgold, die zuvor für die Auslieferungen verantwortlich war. Zudem schafft Boeing nun eine neue Position, die sich speziell mit der Qualitätskontrolle sowohl im Konzern als auch bei Zulieferern befassen soll. Elizabeth Lund, eine erfahrene Managerin in der Luftfahrtbranche, wird diese Aufgabe übernehmen. Der Vorfall und die daraus folgenden Maßnahmen haben weitreichende Folgen für Boeing. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat angekündigt, die Produktionspläne von Boeing für die 737-Max-Maschinen vorübergehend zu stoppen. Dies könnte zu einer Verzögerung bei der Abarbeitung der Auftragsbücher führen und die Wartezeiten für Airlines verlängern. Boeing steht seit dem Zwischenfall unter erhöhtem Druck, die Qualitätskontrollen zu verbessern. Der Vorfall wird auch in der Öffentlichkeit und von Investoren genau beobachtet, da das Vertrauen in den Flugzeugbauer bereits durch die früheren Probleme mit dem 737-Max-Modell erschüttert wurde. Boeing hatte das Modell nach zwei tödlichen Abstürzen im Oktober 2018 und März 2019 weltweit grounden müssen. Der aktuelle Vorfall wirft erneut Fragen zur Sicherheitskultur und zu den unternehmerischen Prioritäten bei Boeing auf. Kritiker werfen dem Konzern vor, in der Vergangenheit zu sehr auf Kosteneinsparungen und Profitabilität fokussiert gewesen zu sein, was möglicherweise zu Lasten der Sicherheitsstandards und der Qualität gegangen sei. Boeing hat sich zum Ziel gesetzt, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und die Sicherheit wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Die Entlassung des 737-Max-Chefs und die Schaffung neuer Positionen für die Qualitätskontrolle sind erste Schritte auf diesem Weg. Doch es wird sich erst noch zeigen müssen, inwieweit diese Maßnahmen ausreichen, um das Vertrauen der Fluggesellschaften, Passagiere und der Öffentlichkeit zurückzugewinnen.
Weitere
Artikel