19.10.2024
Börsenreaktionen und politische Einflüsse in Deutschland

Börsenwoche: Warum es keine AfD-Aktien gibt

In der aktuellen politischen Landschaft Deutschlands, insbesondere nach den jüngsten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, stellt sich die Frage, ob es Aktien gibt, die von einem möglichen Erstarken der Alternative für Deutschland (AfD) profitieren könnten. Die Antwort auf diese Frage ist jedoch komplex und zeigt, dass die Auswirkungen politischer Ereignisse auf den Aktienmarkt nicht immer so direkt sind, wie man annehmen könnte.

Nach den Wahlen, die im In- und Ausland für Aufsehen sorgten, reagierte der deutsche Aktienindex DAX zunächst mit einem leichten Rückgang. Im Verlauf der Woche wurde ein Minus von 2,5 Prozent verzeichnet. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass die Reaktionen an den Börsen oft nicht so stark ausfallen, wie es die politischen Ereignisse vermuten lassen. Fondsmanager Christian Kahler weist darauf hin, dass Landtagswahlergebnisse in Deutschland in der Regel kaum Einfluss auf die Aktienkurse haben. Diese Meinung wird von Michael Heise, dem Chefökonom von HQ Trust, unterstützt, der darauf hinweist, dass die Wahlergebnisse in den Bundesländern weitgehend erwartet wurden.

Heise stellt fest, dass der DAX in der vergangenen Woche weniger verloren hat als viele andere internationale Indizes. Dies könnte darauf hindeuten, dass politische Debatten an den Börsen mit einer gewissen Gelassenheit betrachtet werden. Die Marktteilnehmer scheinen sich der Tatsache bewusst zu sein, dass regionale Wahlergebnisse nicht zwangsläufig zu großen Veränderungen auf dem Aktienmarkt führen.

Gold und seine Verbindung zur AfD

Ein weiteres Thema, das in diesem Zusammenhang häufig angesprochen wird, ist der Goldpreis. Gold wird oft mit rechten politischen Bewegungen in Verbindung gebracht, insbesondere von Vertretern rechtspopulistischer Parteien, die das Edelmetall als sicheren Hafen propagieren. Die AfD hat sich in der Vergangenheit ebenfalls mit dem Slogan „AfD ist Gold wert“ im Edelmetallhandel engagiert.

Aktuell liegt der Goldpreis bei über 2500 Dollar pro Feinunze und ist damit nahe an seinem historischen Höchststand. Dennoch gab es nach den Landtagswahlen keinen signifikanten Anstieg des Goldpreises, was darauf hindeutet, dass die politischen Ereignisse keinen direkten Einfluss auf die Goldnachfrage oder den Preis haben. Experten des Edelmetallkonzerns Heraeus in Hanau bestätigen, dass die Landtagswahlen weder die deutsche Goldnachfrage noch den Goldpreis beeinflusst haben.

Internationale Erfahrungen und deren Bedeutung

Ein Blick auf internationale Märkte zeigt, dass die Unsicherheit, die mit dem Erstarken rechter Parteien verbunden ist, durchaus Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben kann. In Frankreich beispielsweise führte das Erstarken der Rechten zu einer gewissen Nervosität an den Märkten. In den USA konnten Beobachtungen gemacht werden, dass die Wahlchancen von Donald Trump, obwohl er nicht direkt mit der AfD vergleichbar ist, bestimmten Aktien nützen oder schaden konnten.

Analysten der Bank J. Safra Sarasin in der Schweiz haben kürzlich diskutiert, welche Aktien von einem möglichen Aufstieg der AfD profitieren könnten. Sie kamen zu dem Schluss, dass die politischen Vorschläge der AfD eher gegen bestehende Strukturen gerichtet sind, was es schwierig macht, spezifische Sektoren zu benennen, die sie aktiv fördern würden. Ein möglicher Rückgang der Förderungen für erneuerbare Energien könnte beispielsweise negative Auswirkungen auf Windkraftbetreiber haben.

Auf der anderen Seite könnte man argumentieren, dass Unternehmen, die in der fossilen Energiebranche tätig sind, wie beispielsweise Gazprom, potenziell profitieren könnten, wenn die AfD an Einfluss gewinnt. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die bloße Präsenz der AfD in zwei Landesparlamenten nicht ausreicht, um signifikante Auswirkungen auf den Aktienmarkt zu haben.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Börsenreaktionen auf die politischen Ereignisse in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf die AfD, nicht so dramatisch sind, wie man zunächst annehmen könnte. Die Marktteilnehmer scheinen sich der Tatsache bewusst zu sein, dass regionale Wahlergebnisse in der Regel keinen direkten Einfluss auf den Aktienmarkt haben. Der DAX hat sich in der vergangenen Woche vergleichsweise stabil gezeigt, und auch der Goldpreis hat nicht auf die Wahlergebnisse reagiert.

Die Diskussion über mögliche Aktien, die von einem Aufstieg der AfD profitieren könnten, bleibt spekulativ und zeigt, dass politische Börsen oft als weniger relevant angesehen werden, als es die öffentliche Wahrnehmung vermuten lässt. Die Anleger sollten daher weiterhin auf fundamentale wirtschaftliche Indikatoren achten, anstatt sich ausschließlich auf politische Ereignisse zu konzentrieren.

Quellen: F.A.Z.

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