Die Frankfurter Buchmesse war auch dieses Jahr wieder Schauplatz für zahlreiche Preisverleihungen. Unter anderem wurde die 25-jährige Josi Wismar als „#BookTok Autorin des Jahres“ ausgezeichnet. Die Autorin, die seit 2022 bereits fünf Romane veröffentlicht hat, zeigt sich im Interview mit der F.A.Z. überrascht über die Auszeichnung und gibt Einblicke in ihr Schreiben, die „New Adult“-Welt und ihr Verhältnis zu Literaturkritik.
„Ich hätte am wenigsten damit gerechnet“, gesteht Wismar im Interview mit der F.A.Z. Die junge Autorin, die mit ihren Romanen Erfolge feiert, ist neben dem Schreiben auch auf Social Media und mit einem Podcast aktiv. Ihren Weg zum Schreiben beschreibt sie als Traum, der durch Plattformen wie TikTok und Bookstagram greifbarer wurde. „Da habe ich gesehen, dass andere auch schreiben und sogar einen Verlag gefunden haben“, so Wismar. Über eine befreundete Autorin fand sie schließlich ihre Agentur, die an ihr Projekt glaubte und den Grundstein für Wismars Karriere legte.
Wismars Romane, die sowohl in den USA als auch in Kanada spielen, sind in der „New Adult“-Welt angesiedelt. Die Wahl der Schauplätze begründet sie im Interview mit einem gewissen Sehnsuchtsort-Charakter, der besonders bei ihren Leserinnen gut ankommt. Für ihre aktuelle „Wild-Hearts“-Reihe ließ sie sich von einer Kanada-Reise inspirieren und konnte so authentischer schreiben, da sie die Atmosphäre der Orte selbst erlebt hatte.
Die hohe Produktivität, die Wismar an den Tag legt – immerhin fünf Romane in zwei Jahren – erklärt sie mit dem „Zwang, schreiben zu müssen“. Neben dem Schreiben investiert sie viel Zeit in Social-Media-Aktivitäten und ihren Podcast, was sie als wichtigen Faktor für ihren Erfolg sieht. „Wenn ich nicht so viel Zeit investiert hätte, dann wären meine Bücher auch keine Bestseller geworden“, sagt sie. Vom Schreiben allein kann Wismar, trotz ihres Erfolgs, noch nicht leben. Neben Werbedeals durch ihren Podcast schätzt sie die finanzielle Sicherheit, die ihr diese Vielseitigkeit bietet.
Besonders wichtig ist Wismar die Interaktion mit ihrer Community auf TikTok. Die Plattform bietet, besonders für junge Frauen, einen Raum, in dem sie sich wohlfühlen und offen über ihre Leidenschaft für Bücher austauschen können. Wismar selbst sieht sich als Teil dieser Community und begegnet ihren Followern auf Augenhöhe.
Kritisch sieht die Autorin den aktuellen Trend zur „Dark Romance“, einem Subgenre, das häufig brutale Sexszenen und sexualisierte Gewalt beinhaltet. Besonders junge Mädchen, so Wismar, könnten durch die Romantisierung toxischer Beziehungen Schaden nehmen. Wichtig sei es, dass Eltern über die Inhalte der Bücher Bescheid wissen und ihre Kinder begleiten. Generell plädiert Wismar für mehr Bewusstsein im Umgang mit dem Genre und eine Kennzeichnung mit Altersempfehlungen.
Trotz des Fokus auf „New Adult“ beobachtet Wismar auf BookTok auch eine Entwicklung über die Grenzen des Genres hinaus. Ähnlich wie sie selbst, würden viele Nutzerinnen mit den typischen Büchern anfangen und sich dann weiterentwickeln. Die Plattform dient dabei als Sprungbrett für vielfältige Leseinteressen.
