26.10.2024
Bürgermeisteramt unerwünscht Hirschberg wählt ohne Kandidaten

In Hirschberg will niemand Bürgermeister sein: Vierter Wahlgang steht bevor

Die kleine Stadt Hirschberg in Thüringen steht vor einer ungewöhnlichen Herausforderung: Zum vierten Mal müssen die Bürgerinnen und Bürger am Sonntag an die Wahlurne, um einen neuen Bürgermeister zu wählen. Das Problem: Es gibt keine Kandidaten. Wie die dpa berichtet, haben beide Kandidaten, die in der Stichwahl stehen, bereits angedeutet, das Amt im Falle eines Sieges nicht annehmen zu wollen.

Die Situation ist verfahren: Bereits bei der Kommunalwahl im Mai gab es keinen offiziellen Kandidaten für das Bürgermeisteramt. Die Bürger konnten lediglich Namen auf die Stimmzettel schreiben. Die beiden Favoriten, Ronald Schricker und Benjamin Lill, traten daraufhin in einer Stichwahl gegeneinander an. Schricker ging als Sieger hervor, lehnte das Amt jedoch ab. Grund dafür sei die geringe Höhe der Aufwandsentschädigung, von der er nicht leben könne, so Schricker.

Am 13. Oktober fand daher eine zweite Wahl statt – erneut ohne offizielle Kandidaten und erneut mit dem gleichen Ergebnis. Schricker und Lill erhielten die meisten Stimmen und stehen sich nun am kommenden Sonntag erneut in der Stichwahl gegenüber.

Wahlleiterin Katrin Meißner zeigt sich wenig optimistisch, was die Bereitschaft der beiden Kandidaten angeht, das Amt im Falle eines erneuten Sieges anzunehmen. „Es findet sich niemand, der das Ehrenamt übernehmen will“, sagte sie gegenüber der dpa. Die geringe Höhe der Aufwandsentschädigung im Verhältnis zum Arbeitsaufwand schrecke viele potenzielle Kandidaten ab.

Die Stadt Hirschberg mit ihren rund 2.200 Einwohnern steht damit vor einer ungewissen Zukunft. Der ehemalige Bürgermeister hatte die Stadt 41 Jahre lang geführt – zunächst hauptberuflich, später dann im Ehrenamt. Aufgrund des Bevölkerungsrückgangs in den vergangenen Jahren kann die Position jedoch nur noch ehrenamtlich besetzt werden.

Die Wahlbeteiligung bei der kommenden Stichwahl wird voraussichtlich gering ausfallen. „Wir gehen davon aus, dass die Wahlbeteiligung am untersten Limit sein wird“, sagte Meißner. Bereits bei der letzten Wahl lag die Wahlbeteiligung bei nur 25 Prozent.

Hirschberg ist kein Einzelfall. Auch in anderen Gemeinden in Deutschland gestaltet sich die Suche nach einem Bürgermeister schwierig. So auch in der Gemeinde Bissingen an der Teck in Baden-Württemberg. Dort stand ebenfalls kein Kandidat auf dem Wahlzettel. Der Gemeinderat Siegfried Nägele erlangte überraschend die absolute Mehrheit, lehnte die Wahl jedoch ab. Die Gemeinde ist seitdem ohne Bürgermeister.

Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-10/26/niemand-will-buergermeister-von-hirschberg-sein

Weitere
Artikel