Die Frage nach der Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr ohne die Unterstützung der US-Truppen ist komplex und von großer Bedeutung für die deutsche Sicherheitspolitik. Wie die F.A.Z. im Februar 2025 berichtete, sind die USA ein wichtiger Partner für Deutschland, insbesondere im Hinblick auf militärische Ressourcen und Abschreckungspotential. Die Präsenz von rund 38.500 US-Soldaten, davon 14.000 auf Rotationsbasis, sowie etwa 10.000 Soldaten der US-Luftstreitkräfte in Deutschland unterstreicht diese Bedeutung (F.A.Z.). Zu den größten Einheiten zählen das US-Europakommando und das 56. Artilleriekommando in Wiesbaden, die 12. Kampffliegerdivision in Bayern und Hessen, das 10. Luft- und Raketenkommando in Rheinland-Pfalz und das Trainingszentrum in Bayern. Wichtige Einrichtungen wie die größte US-Luftstreitkräftebasis außerhalb der USA in Ramstein und das größte US-Krankenhaus in Übersee in Landstuhl befinden sich ebenfalls auf deutschem Boden.
Ein Vergleich der verfügbaren Panzer verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den beiden Streitkräften: Die USA halten auf einem ihrer deutschen Stützpunkte etwa so viele Panzer kampfbereit, wie die Bundeswehr insgesamt aufbringen kann (F.A.Z.). Während die Bundeswehr über etwas mehr als 300 Panzer verfügt, von denen jedoch nur ein Drittel einsatzbereit ist, lagert die US-Armee in Mannheim Ausrüstung für eine komplette gepanzerte Kampfbrigade mit 85 Kampfpanzern, 190 weiteren gepanzerten Fahrzeugen und 35 Artilleriegeschützen. Ähnliche Diskrepanzen zeigen sich auch bei anderen Waffensystemen. Ein Bericht des Verteidigungsministeriums aus dem Jahr 2017, der von Reuters und dem RedaktionsNetzwerk Deutschland eingesehen wurde, zeigte erhebliche Lücken in der Einsatzbereitschaft wichtiger Waffensysteme der Bundeswehr (DW).
Die Bundeswehr befindet sich in einem Modernisierungsprozess, der durch jahrelange Einsparungen und den Wandel vom Wehrpflicht- zum Freiwilligenheer erschwert wird. Wie die Bundeswehr auf ihrer Website darstellt, ist die Landes- und Bündnisverteidigung die wichtigste Aufgabe der Bundeswehr. Dabei spielt die Kooperation mit anderen Streitkräften, insbesondere im Rahmen der NATO, eine zentrale Rolle. Deutschland unterstützt die Bündnispartner durch Host Nation Support, also logistische Unterstützung für Truppenbewegungen und Übungen. Im Gegenzug profitiert Deutschland von der militärischen Stärke und dem Abschreckungspotential der Allianz. Die Übung "Schneller Degen" im Jahr 2020 demonstrierte die Zusammenarbeit der Bundeswehr mit Partnern aus Frankreich, den USA und Litauen bei der Landes- und Bündnisverteidigung (Bundeswehr.de). Dabei kam auch das neue Führungsinformationssystem Sitaware Headquarter zum Einsatz, das die digitale Lagedarstellung und die Koordination der Truppen verbessern soll.
Die Abhängigkeit von den USA zeigt sich auch im Bereich der nuklearen Abschreckung. Nachdem die USA nach dem Kalten Krieg alle bodengestützten Atomwaffen aus Deutschland abgezogen hatten, vereinbarten Bundeskanzler Scholz und US-Präsident Biden im Juli 2024 die erneute Stationierung solcher Systeme in Deutschland (F.A.Z.). Die Zukunft der US-Truppenpräsenz in Deutschland bleibt jedoch ungewiss, insbesondere angesichts der politischen Entwicklungen in den USA. Ein möglicher Truppenabzug, wie er von Donald Trump während seiner ersten Amtszeit angedroht und von Joe Biden rückgängig gemacht wurde, könnte die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und die Abschreckungspolitik der NATO erheblich beeinträchtigen. Ein Bericht der Washington Post aus dem Jahr 2018 unterstrich die Bedeutung der US-Truppen für die deutsche Verteidigung und warnte vor den Folgen eines möglichen Abzugs. Der damalige Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels bezeichnete die Bundeswehr als „praktisch nicht einsatzbereit für die Landes- und Bündnisverteidigung“ (Washington Post).
Quellen: