Die chinesischen Online-Marktplätze Temu und Shein haben den deutschen Onlinehandel im Sturm erobert und sorgen für Diskussionen. Während sie bei Verbrauchern, besonders jungen Käufern, aufgrund ihrer niedrigen Preise und spielerischen Apps beliebt sind, stehen sie gleichzeitig wegen verschiedener Punkte in der Kritik.
Temu, seit Frühjahr 2023 in Deutschland aktiv, fungiert als Online-Marktplatz, auf dem diverse Unternehmen ihre Produkte anbieten. Wie die dpa am 22. November 2024 berichtete, setzt Temu auf Minipreise, hohe Rabatte und spielerische Elemente, um Kunden zu binden. Die Produkte werden oft direkt vom Hersteller an den Kunden geliefert.
Shein, gegründet in China und heute in Singapur ansässig, ist Hersteller, Händler und Marktplatz zugleich. Dieser dreigleisige Ansatz ermöglicht es Shein, schnell auf Modetrends zu reagieren und die Preise niedrig zu halten, da die Produkte weltweit versendet werden und es kaum Lagerbestände gibt. Laut dem dpa-Bericht vom 22. November 2024 ist Shein besonders für "Fast Fashion" bekannt.
Beide Plattformen nutzen Gamification, also spielerische Elemente wie Glücksräder und Coupons, um Kunden zu binden. Wie dpa am 22. November 2024 berichtete, erreichen sie damit überdurchschnittlich viele junge Käufer. Diese Strategie bindet nicht nur die Kunden an die Plattform, sondern nimmt auch der Konkurrenz Zeit und potenzielles Budget. Während Shein sich hauptsächlich auf Mode konzentriert, bietet Temu ein breiteres Sortiment an.
Die niedrigen Preise von Temu und Shein werden durch verschiedene Faktoren ermöglicht, darunter der direkte Versand aus China, die Umgehung von Zwischenhändlern und die Produktion in Niedriglohnländern. Diese Praktiken führen jedoch auch zu Kritikpunkten, wie dem Verdacht auf Steuer- und Zollumgehung, mangelnder Produktqualität und der Nichteinhaltung von Umwelt- und Sozialstandards. Das Deutschlandfunk berichtete am 28. Juni 2024 ausführlich über diese Kritikpunkte.
Trotz der Kritik erfreuen sich Temu und Shein in Deutschland wachsender Beliebtheit. Laut dpa (22. November 2024) kannten neun von zehn Deutschen die Plattformen. Im ersten Halbjahr 2024 bestellten rund 1,3 Millionen Menschen bei Temu und 900.000 bei Shein. Laut einer Studie des Handelsverbandes Deutschland (HDE) versenden beide Plattformen täglich rund 400.000 Pakete nach Deutschland.
Gleichzeitig gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Qualität und Herkunft der Produkte. Laut einer IFH-Umfrage sehen 62 Prozent der Befragten ein großes Risiko, dass die Artikel minderwertig sind. Zwei Drittel der Befragten können sich nicht vorstellen, bei Temu oder Shein zu kaufen. Bietigheimer Zeitung berichtete darüber am 22. November 2024.
Die Bundesregierung und die EU-Kommission haben auf die Kritik reagiert und prüfen Maßnahmen, um die Einhaltung von EU-Standards durchzusetzen. Die Tagesschau berichtete am 22. Oktober 2024 über die Forderung des EU-Parlaments nach einer härteren Gangart gegenüber chinesischen Billig-Plattformen. Temu und Shein wurden als "sehr große Online-Plattformen" eingestuft und unterliegen damit strengeren Vorgaben des EU-Digitalgesetzes (Digital Services Act). Verstöße gegen diese Regeln können hohe Geldstrafen nach sich ziehen.
Der Erfolg von Temu und Shein zeigt einen Wandel im Verbraucherverhalten, hin zu günstigeren Produkten, auch wenn diese mit Bedenken hinsichtlich Qualität und Nachhaltigkeit verbunden sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die politischen Maßnahmen auf die Geschäftsmodelle der Plattformen auswirken und ob sie ihre Praktiken an die EU-Standards anpassen werden.
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