19.10.2024
Debatte um die Bezeichnung Pandemie der Ungeimpften: Spahn wehrt sich gegen Kritik

Corona-Pandemie: Spahn tritt Kritik an Formulierung zu Ungeimpften entgegen

Der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht sich erneut mit Kritik konfrontiert, die sich auf seine Formulierung «Pandemie der Ungeimpften» bezieht, die er während der Corona-Krise verwendet hatte. In einem Interview mit dem ZDF erklärte der CDU-Politiker, dass seine Aussage darauf abzielte, die Situation auf den Intensivstationen zu beschreiben, auf denen vor allem Menschen ohne Impfungen schwere Krankheitsverläufe erlitten hatten. Diese Umstände führten zu einer drohenden Überlastung des Gesundheitssystems, was Spahn als besorgniserregend betrachtete.

Hintergrund der Debatte

Die Diskussion wurde durch die Veröffentlichung ungeschwärzter Dokumente über die Sitzungen des Corona-Krisenstabs beim Robert Koch-Institut (RKI) neu entfacht. Eine Gruppe, angeführt von einer Journalistin, die als Kritikerin der Corona-Politik der Bundesregierung gilt, stellte diese Unterlagen in einer Pressekonferenz vor. Das RKI selbst erklärte in diesem Zusammenhang, dass es die Daten «weder geprüft noch verifiziert» habe, was zu weiterer Verwirrung und Unsicherheit über die genaue Kommunikation während der Pandemie führte.

Inhalt der veröffentlichten Dokumente

In einem Protokoll, datiert auf den 5. November 2021, wurde von einem Vertreter eines RKI-Fachgebiets angemerkt, dass die Bezeichnung «Pandemie der Ungeimpften» in den Medien aus fachlicher Sicht nicht korrekt sei, da die Gesamtbevölkerung zur Verbreitung des Virus beitrage. Diese Einschätzung wurde in der Diskussion über die Kommunikation von Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie als wichtig erachtet. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung betonte, dass die Regeln zu Abstand, Hygiene und Lüften wieder intensiver in den Vordergrund gerückt werden sollten, um die Ungeimpften zum Impfen zu bewegen.

Reaktionen auf die Formulierung

Ein Sprecher Spahns betonte gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», dass der damalige Minister auf die Tatsache hingewiesen habe, dass 90 bis 95 Prozent der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen nicht geimpft waren. Diese Aussage stehe nicht im Widerspruch zur Einschätzung des RKI, dass auch Geimpfte zur Verbreitung des Virus beitragen können. In einer Twitter-Nachricht vom 7. September 2021 erklärte Spahn, dass Deutschland eine «anwachsende Pandemie der Ungeimpften» erlebe und rief dazu auf, sich impfen zu lassen, um den eigenen Schutz zu gewährleisten.

Standpunkte von Experten und Politikern

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich zu den Aussagen seines Vorgängers und bestätigte, dass auch Geimpfte infiziert werden können, jedoch die überwiegende Mehrheit der Patienten mit schweren Verläufen Ungeimpfte waren. Lauterbach betonte, dass die ergriffenen Maßnahmen zum Schutz der Ungeimpften und des Gesundheitssystems notwendig gewesen seien.

Der Gesundheitsexperte der Grünen, Janosch Dahmen, äußerte Bedenken über die Veröffentlichung der Dokumente und wies darauf hin, dass die Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter des RKI verletzt werden könnten. Er forderte, alles zu unternehmen, um die Sicherheit derjenigen zu gewährleisten, die in der Gesundheitskrise außergewöhnliche Arbeit geleistet haben.

Ausblick auf zukünftige Veröffentlichungen

Das RKI plant, seine Protokolle zu einem späteren Zeitpunkt selbst zu veröffentlichen. Diese Dokumente werden detaillierte Informationen über die Diskussionen und Entscheidungen des Krisenstabes enthalten, einschließlich der aktuellen Infektionszahlen, der internationalen Lage, der Impfungen und der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Die Veröffentlichung könnte dazu beitragen, mehr Klarheit über die Entscheidungsfindung während der Pandemie zu schaffen und das Vertrauen in die Gesundheitsbehörden zu stärken.

Insgesamt bleibt die Debatte um die Formulierung «Pandemie der Ungeimpften» und die damit verbundenen politischen und gesundheitlichen Auswirkungen ein komplexes Thema, das weiterhin von Interesse für die Öffentlichkeit und die Medien ist. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die gesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen der Pandemie und der staatlichen Maßnahmen zu bewerten.

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