19.10.2024
Demokratie stärken und Herausforderungen gemeinsam angehen
Landtagswahl: Erfurter Bischof ruft zur Stärkung der Demokratie auf

Landtagswahl: Erfurter Bischof ruft zur Stärkung der Demokratie auf

Im Vorfeld der Landtagswahl in Thüringen hat der Bischof des katholischen Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, eindringlich zur Stärkung der Demokratie aufgerufen. In einem Interview äußerte Neymeyr, dass er völkisches Gedankengut, insbesondere in Bezug auf die Alternative für Deutschland (AfD), als bedenklich empfindet. Diese Ideologie sei in der aktuellen Migrationsdebatte besonders ausgeprägt und gefährde die demokratischen Werte und Institutionen des Landes.

Demokratische Werte unter Druck

Neymeyr betonte die Wichtigkeit, sich aktiv für die Demokratie einzusetzen, da er eine zunehmende Tendenz beobachtet, demokratische Prozesse zu hinterfragen und abzuwerten. „Es ist notwendig, dass wir den Wert der Demokratie verteidigen“, erklärte der Bischof. Er wies darauf hin, dass das völkische Gedankengut nicht nur auf die AfD beschränkt sei, sondern auch in anderen politischen Strömungen und Debatten zu finden sei, was die gesellschaftliche Debatte weiter polarisiere.

Migration und Menschenwürde

Ein zentrales Thema in Neymeyrs Appell ist die Migration. Der Bischof machte deutlich, dass es wichtig sei, die Menschenwürde zu achten und zu differenzieren, aus welchen Gründen Menschen nach Deutschland kommen. Besonders schutzbedürftige Personen, die in ihren Heimatländern Verfolgung und Lebensgefahr ausgesetzt sind, sollten Aufnahme finden. Dies sei ein humanitärer Auftrag, den die Gesellschaft ernst nehmen müsse.

Klimawandel als Herausforderung

Ein weiteres Thema, das Neymeyr ansprach, ist der menschengemachte Klimawandel. Er verwies auf die päpstliche Enzyklika „Laudato Si“ aus dem Jahr 2015, die die Notwendigkeit unterstreicht, gegen den Klimawandel aktiv zu werden. Der Bischof erklärte, dass die katholische Kirche sich klar gegen die Leugnung des Klimawandels positioniere und die Verantwortung der Gesellschaft betone, diesen Herausforderungen entgegenzutreten.

Keine Wahlempfehlung, aber klare Positionierung

Trotz seiner kritischen Ansichten zur AfD und anderen politischen Strömungen gab Neymeyr zu verstehen, dass er keine Wahlempfehlung abgeben möchte. Die Bischöfe hätten jedoch eine Erklärung veröffentlicht, die die Unvereinbarkeit von kirchlichen Ämtern mit Ämtern der AfD klarstellt. Es sei wichtig, dass die Kirchen ihre Positionen deutlich kommunizieren, ohne dabei in den Wahlkampf einzugreifen.

Aufruf zur Zusammenarbeit nach der Wahl

Nach der Wahl hofft Neymeyr auf eine konstruktive Zusammenarbeit der demokratischen Parteien. „Ich wünsche mir, dass die demokratischen Kräfte in der Lage sind, eine arbeitsfähige Mehrheit zu bilden“, sagte er. Dies würde es ermöglichen, die drängenden Herausforderungen, wie den Klimawandel und die Migrationspolitik, gemeinsam anzugehen.

Gesellschaftliche Verantwortung

Insgesamt appelliert Neymeyr an die Gesellschaft, die Verantwortung für die Demokratie ernst zu nehmen. Er sieht die Notwendigkeit, sich aktiv an politischen Diskussionen zu beteiligen und sich für eine inklusive Gesellschaft einzusetzen, in der alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, respektiert werden. „Demokratie ist kein Selbstläufer“, betonte der Bischof, „wir müssen sie täglich neu gestalten und verteidigen.“

Fazit

Die Botschaft von Bischof Ulrich Neymeyr vor der Thüringer Landtagswahl ist klar: Es ist an der Zeit, die Demokratie zu stärken und sich gegen völkisches Gedankengut zu stellen. Die Themen Migration und Klimawandel sind nicht nur politisch, sondern auch moralisch von Bedeutung und erfordern eine engagierte und respektvolle gesellschaftliche Diskussion.

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