Der Einfluss deutscher Einwanderer auf die amerikanische Gesellschaft ist unbestreitbar. Millionen von US-Bürgern haben deutsche Wurzeln, darunter auch prominente Politiker. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, traten bei der Präsidentschaftswahl 2024 mit Donald Trump und Tim Walz, dem Kandidaten von Kamala Harris für die Vizepräsidentschaft, zwei Bewerber mit deutschen Vorfahren an. Trumps Großvater stammte aus Kallstadt an der Weinstraße, während Walz' Ururgroßvater aus Kuppenheim in Baden kam. Diese familiären Verbindungen werfen die Frage auf, wie „deutsch“ die amerikanische Politik tatsächlich ist.
Obwohl die Anzahl der Deutsch-Amerikaner beachtlich ist, spielt ihre Herkunft in der politischen Landschaft der USA eine eher untergeordnete Rolle. Wie der Politologe Martin Thunert vom Heidelberg Center for American Studies gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärte, ist die hohe Zahl deutschstämmiger Politiker in den USA wahrscheinlich kein Zufall, sondern das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung verschiedener Faktoren. Laut RND zählen sich bis zu 50 Millionen Amerikaner zu den Nachfahren deutscher Einwanderer.
Historisch betrachtet, haben sich viele deutschstämmige Amerikaner in ländlichen Gebieten, insbesondere im Mittleren Westen, niedergelassen. Diese Regionen gelten als eher konservativ und wählen traditionell republikanisch. Dies könnte, so Thunert gegenüber RND, ein Grund dafür sein, dass viele prominente Politiker mit deutschen Wurzeln der Republikanischen Partei angehören. Neben Trump sind auch die ehemaligen Präsidenten Herbert Hoover und Dwight D. Eisenhower Beispiele hierfür. Sogar Barack Obama hat deutsche Vorfahren mütterlicherseits, wie RND berichtet.
Es gibt jedoch auch prominente Demokraten mit deutschen Wurzeln. John Kerry, ehemaliger Außenminister und Senator, verbrachte seine Jugend in West-Berlin, wo sein Vater als Diplomat tätig war, wie RND berichtet. Auch Tom Daschle, ehemaliger Senator für South Dakota, und Howard Dean, ehemaliger Gouverneur von Vermont, haben deutsche Vorfahren. Wie "vorwärts" berichtet, stammt der Ururgroßvater von Tim Walz aus Kuppenheim und wanderte 1867 in die USA aus. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriele Katzmarek, in deren Wahlkreis Kuppenheim liegt, äußerte gegenüber "vorwärts" die Hoffnung auf einen Besuch von Walz in der Heimatstadt seiner Vorfahren.
Die FAZ betont, dass die deutsch-amerikanischen Beziehungen selten so eng waren wie während der Präsidentschaftswahl 2024, zumindest genealogisch betrachtet. Die Frage, ob und wie die deutsche Herkunft die politischen Entscheidungen der Kandidaten beeinflusst, bleibt jedoch offen. Die ZEIT beleuchtet in einem Artikel die Reaktionen in den Heimatorten der Vorfahren von Trump und Walz auf die plötzliche Weltberühmtheit. Der SWR berichtet über weitere US-Prominente mit Wurzeln im Südwesten Deutschlands, darunter Meryl Streep, Barack Obama, Elvis Presley und Nicolas Cage.
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