Der Zahlungsdienstleister Unzer hat turbulente Zeiten hinter sich. Nach dem Zusammenbruch von Wirecard im Jahr 2020 positionierte sich Unzer als potenzieller Nachfolger und profitierte zunächst von der entstandenen Marktlücke. Doch schon bald geriet das Unternehmen selbst ins Visier der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sah die BaFin bei Unzer „gravierende Mängel“, insbesondere im Bereich Geldwäscheprävention. Die Folge: Ein Neukundenverbot für die Tochtergesellschaft Unzer E-Com und die Einsetzung eines Sonderprüfers.
Nun, zwei Jahre später, kann Unzer endlich aufatmen. Das Mandat des Sonderprüfers ist ausgelaufen, das Neukundenverbot aufgehoben. Dies meldete das Unternehmen am 31. Oktober 2024 in Frankfurt, wie PLATOW Börse berichtet. Zusammen mit dieser erfreulichen Nachricht präsentierte Unzer auch seine Geschäftszahlen für 2023. Der Umsatz stieg um 3,7 Prozent auf 207 Millionen Euro, der Bruttogewinn – definiert als Umsatz abzüglich Kosten und Vertriebsprovisionen – kletterte um 13 Prozent auf 107 Millionen Euro. Ein solides Wachstum, aber kein Durchbruch, wie PLATOW Börse analysiert.
Das bereinigte EBITDA lag mit 27 Millionen Euro zwar deutlich im Plus, doch ohne die Bereinigungen blieb das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen mit einem Minus von 700.000 Euro negativ. Unter dem Strich stand ein Nettoverlust von über 100 Millionen Euro – immerhin eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, als ein Verlust von 380 Millionen Euro zu Buche schlug. Dieser hohe Verlust führte 2022 zu einem Eigentümerwechsel. Der Finanzinvestor KKR, der Unzer seit 2019 durch Zukäufe aufgebaut hatte, gab einen Großteil seiner Anteile an Gläubiger um Goldman Sachs ab.
Die von der BaFin beanstandeten Mängel betrafen vor allem den Umgang mit Hochrisikokunden, insbesondere im Glücksspiel- und Pornobereich. Unzer investierte daraufhin über 20 Millionen Euro in neue IT- und Compliance-Systeme und gab das Geschäft mit Hochrisikokunden auf. Die Aufhebung der Maßnahmen durch die BaFin wertet Compliance-Chef Max Steiger als Erfolg, so PLATOW Börse.
Für 2024 erwartet Unzer ein Umsatzwachstum von neun Prozent und eine Steigerung des Bruttogewinns um zwölf Prozent. Mittelfristig will das Unternehmen wieder zweistellig wachsen und konzentriert sich dabei auf die DACH-Region und Skandinavien. CEO Robert Bueninck sieht insbesondere in Deutschland „großes Potenzial“, wo Unzer derzeit einen Marktanteil von etwa 20 Prozent hält. Zu den größten Konkurrenten zählen Concardis, Payone, Adyen und Computop.
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