1.11.2024
Wiener Zentralfriedhof: 150 Jahre Geschichte, Kultur und Wandel

150 Jahre Wiener Zentralfriedhof: Ein Spaziergang durch die Geschichte

Der Wiener Zentralfriedhof, ein Ort der Ruhe und des Gedenkens, feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, hat er seinen Status als reine Begräbnisstätte längst hinter sich gelassen und ist zu einem kulturellen Anziehungspunkt geworden. Vom Friedhofsyoga über Tango-Veranstaltungen bis hin zu Theaterstücken im Burgtheater – der Zentralfriedhof ist in das kulturelle Leben Wiens fest integriert.

Am 1. November 1874 wurde der Wiener Bürger Jakob Zelzer als einer der ersten auf dem neu eröffneten Friedhof beigesetzt. Wie die FAZ schreibt, befindet sich sein Grab in der „Gruppe 0“ nahe dem Haupteingang. Ihm folgten über drei Millionen Verstorbene, und die Anlage wurde mehrfach erweitert. Mit einer Fläche von 2,5 Quadratkilometern ist der Zentralfriedhof heute nach dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg der zweitgrößte Europas.

Die Entstehung des Zentralfriedhofs ist eng mit der Modernisierung Wiens im 19. Jahrhundert verknüpft. Der Bau der Ringstraße, die Hochquellwasserleitung und die Donauregulierung waren Teil dieses Prozesses. Der neue Friedhof, der erste nicht von der Kirche betriebene, entstand aus dem Bedarf nach mehr Begräbnisfläche aufgrund des Bevölkerungswachstums. Der Lössboden in Simmering eignete sich ideal für die Anlage.

Die Lage des Friedhofs im Süden des elften Bezirks, wie von der FAZ beschrieben, war zunächst nicht ideal. Die langen Anfahrtswege dämpften die Begeisterung. Erst die Umbettung prominenter Wiener Persönlichkeiten steigerte die Attraktivität des Friedhofs.

Heute sind die Gräber von Berühmtheiten wie Beethoven, Falco oder Johann Strauß Anziehungspunkte für Besucher. Der Ehrenhain beherbergt die Gräber von Politikern und neben der Präsidentengruft befinden sich zahlreiche Ehrengräber. Rund 1500 Denkmäler erinnern an bedeutende Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen.

Der Wiener Zentralfriedhof ist ein begehbares Geschichtsbuch. Wie die FAZ berichtet, helfen Wegweiser, Schautafeln, Lagepläne, Audio-Guides und Apps bei der Orientierung. Der Friedhofsshop bietet Bücher und Souvenirs an.

Die Friedhöfe Wien GmbH verwaltet den Zentralfriedhof und weitere 45 kommunale Friedhöfe mit insgesamt 330.000 Gräbern. Der Betrieb beschäftigt 380 Mitarbeiter und umfasst neben der Friedhofsverwaltung auch ein Krematorium, einen Tierfriedhof, eine Gärtnerei und eine Steinmetzwerkstatt. Der Umsatz des Betriebs liegt bei 17,4 Millionen Euro.

Der gesellschaftliche Wandel, der den Wert von Grabstätten mindert, stellt den Friedhofsbetrieb vor Herausforderungen. Neue Bestattungsformen wie Waldgräber oder Baumgräber gewinnen an Bedeutung. Digitale Angebote ermöglichen es, online Kerzen zu bestellen oder Erinnerungen an Verstorbene zu hinterlassen.

Der Zentralfriedhof ist ein Ort der Vielfalt. Über 170 Tier- und 200 Pflanzenarten wurden hier gezählt. Besucher können gärtnern, mit dem Auto, Elektrobus oder Fiaker fahren, E-Bikes ausleihen oder joggen. Ein Kaffeehaus lädt zur Einkehr ein.

Die Inschriften auf den Grabsteinen erzählen Geschichten von vergangenen Leben. Die alten jüdischen Abteilungen bieten einen Einblick in die Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiens. Der Zentralfriedhof ist ein Ort der Geschichte, der Architektur, der Natur und der Ruhe.

Quellen:

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