20.11.2024
Deutsche Bahn im Fokus Infrastruktur und Image

Vorständin im Interview: Wie wollen Sie das Image der Bahn aufpolieren, Frau Berk?

Die Deutsche Bahn steht vor großen Herausforderungen. Verspätungen, überfüllte Züge und eine marode Infrastruktur prägen das Bild in der Öffentlichkeit. Stefanie Berk, Vorständin Marketing & Vertrieb im DB Fernverkehr, stellt sich im Interview den Fragen, wie sie das Image der Bahn verbessern will. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) berichtet, räumt Berk ein, dass die aktuelle Situation in Bezug auf die Zuverlässigkeit „total unbefriedigend“ sei. Die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr lag im ersten Halbjahr 2024 bei lediglich 62,7 Prozent. „Für mich persönlich war es mein schmerzhaftestes Jahr bei der Bahn“, so Berk gegenüber der F.A.S..

Gleichzeitig betont sie, dass die durchschnittliche Verspätung bei zehn Minuten liege und der Anteil an Zügen mit mehr als einer Stunde Verspätung im letzten Jahr bei nur 2,5 Prozent lag. Dennoch räumt sie ein, dass bei täglich 400.000 Fahrgästen immer viele Reisende von Verspätungen betroffen sind. Wie fvw|TravelTalk berichtet, sprach Berk auf dem fvw|TravelTalk Kongress in Köln im September 2024 offen über die Imageprobleme der Bahn. Sie räumte ein, dass die Bahn „ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht“ werde.

Ein Hauptgrund für die anhaltende Unpünktlichkeit ist laut Berk der Zustand der Infrastruktur. „80 Prozent der Verspätungen gehen inzwischen zurück auf die Infrastruktur. Sie ist zu alt, zu voll und zu störanfällig“, erklärt sie im Interview mit der F.A.S.. Die Generalsanierung der Infrastruktur, die mit der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim begonnen hat, sei die richtige Antwort. Über diese Strecke laufen 15 Prozent aller Zugverbindungen des Fernverkehrs, so die F.A.S.. Problematisch sei auch, dass die Strecken zu voll sind und sich Verspätungen so auf das gesamte System auswirken.

Auch auf die Frage, wie sie mit dem Bahn-Bashing im privaten Umfeld umgehe, antwortet Berk in der F.A.S.. Sie könne mit Kritik gut umgehen und vieles erklären. Ungerecht findet sie es jedoch, wenn die vielen Bahn-Mitarbeitenden für Dinge verantwortlich gemacht werden, für die sie nichts können. Wie W&V berichtet, erklärte Berk in einem Interview im Juni 2024, wie die Bahn die Fußball-Europameisterschaft für sich nutzen wollte. Die Kampagne „Ein Team. Fürs Klima“ sollte dabei eine wichtige Rolle spielen. Der Standard berichtete im Dezember 2022 über Berks Wechsel zur Deutschen Bahn.

Die Bahn steht also vor der Herausforderung, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Die Sanierung der Infrastruktur ist ein wichtiger Schritt, aber auch die Kommunikation mit den Kunden und die Verbesserung des Services spielen eine entscheidende Rolle. Ob es der Bahn gelingt, ihr Image aufzupolieren, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

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