10.11.2024
Nagelsmanns Weg Vom Trachtenanzug zum Titeltraum

Julian Nagelsmann: Zwischen gesellschaftlichem Engagement und dem Erfolgshunger der Nationalmannschaft

Bundestrainer Julian Nagelsmann präsentierte sich kürzlich in ungewohnter Kleidung – in grüner Tracht – und sprach über Themen, die weit über den Fußballplatz hinausreichen. So äußerte er sich, wie die dpa berichtet, zu gesellschaftlicher Verantwortung und der aktuellen politischen Lage in Deutschland, insbesondere zum Bruch der Regierungskoalition in Berlin. Doch im Mittelpunkt standen die sportlichen Ambitionen des 37-Jährigen, der nach einem „guten, aber nicht sehr guten“ EM-Jahr, in dem der Titelgewinn im eigenen Land letztlich ausblieb, die kommenden Aufgaben mit der Nationalmannschaft fest im Blick hat.

In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, aus dem der Tagesspiegel zitiert, betonte Nagelsmann den Wunsch nach einem gefestigten Selbstverständnis innerhalb der Mannschaft: „Ich will, dass wir in den Bus einsteigen und zum Spiel fahren und jeder das Selbstverständnis hat: Na klar gewinnen wir heute, wir sind Deutschland, wir sind eine Fußballnation, wir gewinnen.“ Diese Konstanz im Denken und Handeln sei der Schlüssel zum Erfolg, so Nagelsmann, der den 2:1-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina im Oktober als positives Beispiel anführte.

Dieses positive Denken soll nun auch die letzten beiden Spiele des Jahres in der Nations League prägen. Am Samstag trifft die DFB-Elf in Freiburg auf Bosnien-Herzegowina und drei Tage später in Budapest auf Ungarn. Der Blick richtet sich aber bereits auf die WM 2026. Wie die Zeit berichtet, sei das wichtigste Wort nach der EM „Selbstverständnis“ gewesen. Es gehe darum, Siege zur Normalität zu machen.

Der Mentalitätswandel unter Nagelsmann

Der bereits erreichte Einzug ins Viertelfinale der Nations League ist ein erster Erfolg. Nun soll der Gruppensieg folgen, um im März in der K.o.-Runde einen vermeintlich leichteren Gegner zu bekommen. Nagelsmann möchte das Selbstverständnis von Weltmeister Argentinien und Europameister Spanien in seiner Mannschaft verankern: Spiele gewinnen, Titel gewinnen.

Den größten Verdienst Nagelsmanns sieht man, laut Tagesspiegel, im Mentalitätswandel des Teams. Noch vor einem Jahr, nach den Niederlagen gegen die Türkei und Österreich, hätten die Spieler „wie geschlagene Hunde“ in der Kabine gesessen. Nagelsmann selbst sei „niedergeschmettert“ gewesen. Doch er habe das Positive in der Krise erkannt und notwendige Maßnahmen vor der EM eingeleitet.

Nagelsmann: Mehr als nur Fußball

Bei einer Ehrenamtsgala des Bayerischen Fußball-Verbands in München schlug Nagelsmann die Brücke von der Politik zum Sport. Er hoffe, dass die Nationalmannschaft mit zwei guten Spielen in der Nations League „ein bisschen abzulenken“ könne „von dem politischen Trouble, der da gerade herrscht“. Es gebe im Land viele Dinge, die nicht gut liefen, aber eben auch viele Dinge, die gut liefen, so Nagelsmann.

Der Bundestrainer erzählte von einem Spaziergang, bei dem er in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft ein Graffiti gesehen habe, das Menschen willkommen heiße. „Jeder soll willkommen sein, jeder soll sich in der Gesellschaft wohlfühlen“, sagte Nagelsmann laut dpa. Es gehe darum, gemeinsam mit den Menschen, die nach Deutschland kommen, dafür zu sorgen, „dass unser Land so schön bleibt und vielleicht in der ein oder anderen Ecke noch schöner wird.“

Quellen:

  • dpa
  • www.zeit.de/news/2024-11/10/nagelsmann-gruene-tracht-und-neues-selbstverstaendnis
  • www.tagesspiegel.de/sport/fussball-nationalmannschaft-nagelsmann-grune-tracht-und-neues-selbstverstandnis-12679565.html
  • Bayerischer Rundfunk
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