29.10.2024
Deutsche Chemieindustrie Zwischen Krise Und Wandel

Die deutsche Chemiebranche steht vor großen Herausforderungen. Die Energiekrise, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, hat die Produktionskosten in die Höhe getrieben, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 29.10.2024 berichtete. Nun schwächelt zusätzlich die Nachfrage, was die Branche zusätzlich belastet. Zwar blieb die befürchtete Implosion aus, doch der Druck auf die Unternehmen ist enorm.

Besonders die hohen Energiepreise in Deutschland setzen die energieintensive Chemieindustrie unter Druck. Wie der Branchenverband VCI berichtet, ist die erhoffte Geschäftsbelebung im Sommer 2024 ausgeblieben. Die Produktion wurde gedrosselt und Chemikalienbestellungen zurückgehalten. Auch die Weltwirtschaft hat nicht wie erhofft Fahrt aufgenommen, was zu einer sinkenden Nachfrage aus dem Ausland führte. Laut VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup hat sich die Stimmung in der Branche spürbar abgekühlt (Tagesspiegel, 10.09.2024).

Die strukturellen Probleme am Standort Deutschland bleiben ungelöst. Der VCI kritisiert die hohen Energiekosten und die zunehmende Bürokratie, die viele Unternehmen dazu veranlassen, über Produktionsdrosselungen oder gar eine Abwanderung ins Ausland nachzudenken. Ähnliche Sorgen äußert auch der Chemiekonzern BASF, der laut Medienberichten seine Produktion in Deutschland reduziert und einen Teil nach China verlagern könnte (Merkur, 06.06.2024).

Trotz der schwierigen Lage gibt es auch positive Signale. Der Chemiekonzern Evonik kündigte nach einem schwierigen Jahr Wachstum an. Auch der VCI verzeichnet einen leichten Aufwind durch steigende Auslandsumsätze, insbesondere mit Kunden außerhalb Europas (Merkur, 06.06.2024). Dennoch bleiben die Geschäfte innerhalb Europas schleppend.

Die Dekarbonisierung stellt die Branche vor zusätzliche Herausforderungen. Die Umstellung auf klimaneutrale Prozesse und Produkte erfordert immense Investitionen, die oft zu Lasten von Wachstumsinvestitionen gehen. Einige Unternehmen suchen nach Lösungen durch Partnerschaften für Dekarbonisierungsprojekte, wie das Beispiel der BASF mit dem Windpark „Hollandse Kust Zuid“ zeigt (MA Review, 10.04.2024).

Um den Herausforderungen zu begegnen, müssen Chemieunternehmen Innovationen vorantreiben, in Wachstumsfelder investieren und gleichzeitig die Kosten senken. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Digitalisierung und die Zusammenarbeit mit Partnern im jeweiligen Ökosystem (Chemanager-online, 24.01.2024). Besonders für breit aufgestellte Unternehmen im Bereich Multispecialities ist der Veränderungsdruck groß.

Ein Lichtblick ist die Tarifeinigung vom Juni 2024, die ohne Streiks erzielt wurde und den Beschäftigten mehr Geld bringt. Zusätzlich wurde ein zusätzlicher freier Tag für Gewerkschaftsmitglieder vereinbart (Tagesschau, 27.06.2024). Dies zeigt, dass trotz der schwierigen Lage auch positive Entwicklungen möglich sind.

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