19.10.2024
Diskussion über zukünftige Nutzung des Tempelhofer Felds nimmt Fahrt auf

Wohnungsmangel: Diskussion über Tempelhofer Feld geht bald weiter

Die Debatte über die Nutzung des Tempelhofer Felds in Berlin hat in den letzten Jahren an Intensität zugenommen, insbesondere vor dem Hintergrund des akuten Wohnungsmangels in der Hauptstadt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat angekündigt, dass der Dialogprozess über die mögliche Randbebauung des ehemaligen Flughafengeländes im September fortgesetzt wird. Für den 7./8. sowie den 21./22. September sind bereits zwei Veranstaltungen der sogenannten Dialogwerkstatt geplant.

Diese Treffen sollen dazu dienen, die Meinungen und Ideen der Bürger zu sammeln, die dann in den bevorstehenden internationalen Ideenwettbewerb einfließen werden. Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler äußerte sich optimistisch und erwartet ein hohes Interesse an den Veranstaltungen. Die erste Phase des Wettbewerbs wird Mitte November 2024 beginnen, und es wird erwartet, dass die Ergebnisse in die weitere Planung einfließen.

Dialogwerkstätten und Bürgerbeteiligung

Ein zentrales Element der zukünftigen Planung ist die Einbindung der Bürger. Insgesamt zehn Teilnehmer aus den Dialogwerkstätten, die eine repräsentative Auswahl der Meinungen der Bürger darstellen sollen, werden in der Jury des Ideenwettbewerbs vertreten sein. Nach dem Abschluss des Wettbewerbs, der im ersten Halbjahr 2025 stattfinden soll, ist eine dritte Dialogwerkstatt im Juli 2025 vorgesehen. In dieser sollen die Ergebnisse des Wettbewerbs diskutiert und kommentiert werden.

Der Senator betonte die Wichtigkeit eines kompakten Zeitplans, um sicherzustellen, dass die Teilnehmer engagiert bleiben und nicht abspringen. Anfänglich war ein längerer Zeitraum mit insgesamt acht Wochenenden für die Dialogwerkstätten vorgesehen. Diese Entscheidung wurde jedoch überdacht, um den Bürgern eine realistische Teilnahme zu ermöglichen.

Kritik und Herausforderungen

Trotz der Bemühungen um Bürgerbeteiligung und Dialog gibt es auch kritische Stimmen. Einige Vertreter der Opposition, insbesondere von den Grünen und der Linken, äußern Bedenken, dass das Verfahren nicht mehr als eine „Scheinbeteiligung“ sei. Sie befürchten, dass der Senat bereits eine Entscheidung zur Randbebauung getroffen habe, bevor die Bürger überhaupt angehört wurden.

Gaebler wies diese Kritik zurück und betonte, dass das Dialogverfahren als Pilotprojekt gestaltet sei, um eine wertschätzende Diskussion innerhalb der Stadtgesellschaft zu fördern. Er stellte klar, dass alle Meinungen und Ideen ernst genommen werden und dass der Dialog ein wesentlicher Bestandteil der demokratischen Prozesse sei.

Rechtlicher Rahmen und zukünftige Entscheidungen

Die rechtliche Grundlage für die Nutzung des Tempelhofer Felds wurde 2014 durch einen Volksentscheid geschaffen, der eine Bebauung des Geländes ausschloss. Die derzeitige Koalition aus CDU und SPD sieht jedoch aufgrund des Wohnungsmangels die Notwendigkeit, zumindest eine Randbebauung zu prüfen. Bevor endgültige politische Entscheidungen getroffen werden, sollen die Meinungen der Bürger erneut eingeholt werden.

Ein offenes Thema bleibt, wie die Koalition nach dem Ideenwettbewerb verfahren wird. Gaebler erklärte, dass es unterschiedliche Ansätze gebe, die von einer Volksbefragung bis hin zu einem neuen Volksentscheid reichen. Es bleibt unklar, ob der Senat das Recht hat, eine Volksbefragung durchzuführen, was in der politischen Diskussion unterschiedliche Meinungen hervorruft.

Die Bedeutung des Tempelhofer Felds

Das Tempelhofer Feld, das als Freizeit- und Erholungsraum von den Bürgern genutzt wird, hat eine Gesamtfläche von etwa 304 Hektar. Rund 90 Prozent des Areals gehören zum Bezirk Tempelhof-Schöneberg, während etwa 10 Prozent zu Neukölln zählen. Die Debatte über die Nutzung des Feldes ist nicht neu; sie reicht bis zur Schließung des Flughafens Tempelhof im Jahr 2008 zurück und ist eng verbunden mit der Frage, wie Berlin mit seinen Freiflächen umgehen möchte.

Das Feld wird heute intensiv genutzt, mit zahlreichen Sport- und Freizeitangeboten sowie Gemeinschaftsgärten, die von den Anwohnern betrieben werden. Viele Bürger empfinden das Tempelhofer Feld als einen unverzichtbaren Teil ihrer Lebensqualität, was die Diskussion über eine mögliche Bebauung zusätzlich kompliziert macht.

Der Ausblick auf die kommenden Monate

Die bevorstehenden Veranstaltungen der Dialogwerkstätten im September 2024 werden als entscheidend für die zukünftige Entwicklung des Tempelhofer Feldes angesehen. Sie bieten der Stadtgesellschaft die Möglichkeit, ihre Ideen und Bedenken zu äußern und aktiv an der Gestaltung der Zukunft des Geländes mitzuwirken. Die Ergebnisse dieser Diskussionen werden in die Planungen einfließen und könnten den Kurs der Berliner Stadtentwicklung in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen.

In Anbetracht der wachsenden Bevölkerung und der damit verbundenen Wohnungsnot in Berlin ist die Frage, wie mit dem Tempelhofer Feld umgegangen werden soll, von zentraler Bedeutung. Die Herausforderungen, die sich aus den unterschiedlichen Interessen von Bürgern, Politik und Umwelt ergeben, werden die Diskussion weiterhin prägen und möglicherweise zu weiteren öffentlichen Abstimmungen führen.

Die kommenden Monate werden zeigen, inwieweit die Bürgerbeteiligung tatsächlich Einfluss auf die politischen Entscheidungen hat und ob ein Konsens gefunden werden kann, der sowohl den Wohnungsbedarf als auch den Erhalt von Freiflächen in Berlin berücksichtigt.

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