Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer ist nach einem Jagdausflug mit dem umstrittenen Investor René Benko unter Druck geraten. Ein Foto, das die „Kronen Zeitung“ veröffentlichte (wie die FAZ berichtet), zeigt Dornauer neben einem erlegten Hirsch, in unmittelbarer Nähe zu Benko. Die Optik des Fotos, so Dornauer gegenüber der APA, sei „fürchterlich“, und er könne die entstandenen Irritationen nachvollziehen. Besonders brisant: Gegen Dornauer besteht seit 2019 ein Waffenverbot, nachdem er sein Jagdgewehr unbeaufsichtigt in seinem Auto am Innsbrucker Flughafen zurückgelassen hatte. Laut suedtirolnews.it hatte Dornauer die Teilnahme an der Jagd zunächst abgestritten, nach Veröffentlichung des Fotos aber eingeräumt.
Dornauer beteuert, nicht selbst geschossen zu haben. Eidesstattliche Erklärungen und Dokumente würden dies belegen, so der Landeshauptmann-Stellvertreter. Er habe lediglich „nach Jahren wieder Jagdluft schnuppern“ wollen und einen befreundeten Hotelier begleitet. Dieser sei wiederum ein Jagdkollege Benkos. Der Hotelier bestätigte Dornauers Darstellung gegenüber ORF Tirol und gab an, selbst den Hirsch erlegt zu haben. Nach dem Abschuss habe man die Hüte getauscht, was den „Beutebruch“ an Dornauers Hut erklärt – ein Symbol, das üblicherweise den Schützen kennzeichnet. Eine Abschussmeldung liege den Behörden vor, so der Hotelier. Dornauer habe bei dem Ausflug im September keine Waffe bei sich gehabt. Trotzdem bleiben Zweifel, wie puls24.at berichtet. Denn warum sollten die beiden die Hüte tauschen?
Die Jagd fand in der Steiermark auf einem Gelände statt, das einer Privatstiftung gehört, die Benkos Mutter zugerechnet wird. Benko und Dornauer waren dort offiziell als Gäste eingeladen. Wie der KSV1870-Experte Klaus Schaller im „Ö1-Morgenjournal“ erklärte, handelt es sich bei der Stiftung um eine eigene Rechtsperson. Benkos Teilnahme an der Jagd falle daher nicht unter sein Insolvenzverfahren. Der Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger hat auf Zuwendungen dieser Art keinen Zugriff, es sei denn, Benko hätte einen vertraglichen oder gesetzlichen Anspruch darauf. Dies sei aber nicht der Fall, so Grabenweger gegenüber dem ORF. Auch Benkos Fahrzeuge und seine Villa gehören der Stiftung. Die Kosten für den Abschuss eines Hirsches in der Steiermark werden auf rund 1.000 Euro geschätzt (Kurier). Wäre Dornauer selbst der Schütze gewesen und hätte er die Kosten nicht selbst getragen, könnte dies für ihn als Amtsträger strafrechtliche Konsequenzen haben, da jede Zuwendung über 100 Euro meldepflichtig ist.
Der Jagdausflug hat zu Spannungen innerhalb der SPÖ und der Tiroler Landesregierung geführt. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) zitierte Dornauer zu einem Gespräch und stellte klar, dass ein Verstoß gegen das Waffenverbot eine „rote Linie“ wäre. Er erwarte sich eine klare Positionierung der SPÖ. Die Innsbrucker SPÖ kritisierte Dornauers Verhalten scharf und legte ihm einen Rücktritt nahe. Die Jugendorganisationen der SPÖ Tirol forderten Dornauers Rücktritt explizit. Die Oppositionsparteien FPÖ, NEOS, Grüne und Liste Fritz schlossen sich der Kritik an und forderten ebenfalls Dornauers Rücktritt. Die Staatsanwaltschaft Graz prüft den Sachverhalt, wie orf.at berichtet.
Die steirische Landesjägerschaft wies darauf hin, dass an Personen mit Waffenverbot keine Jagdgastkarte ausgestellt werden darf. Die zuständige Behörde sei aufgefordert, die Umstände zu klären und gegebenenfalls Verfahren einzuleiten. Dornauer hatte erst kürzlich angekündigt, einen Antrag auf Aufhebung des Waffenverbots stellen zu wollen. Der Jagdausflug und das Foto mit Benko könnten diese Pläne nun durchkreuzen.
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