19.10.2024
Dynamik des Handels im Dreiländereck China, Nordkorea und Russland

Grenzgebiet: Handel zwischen China, Nordkorea und Russland boomt

Im Dreiländereck von China, Nordkorea und Russland hat sich der Handel seit dem Beginn des Ukrainekriegs stark verändert. Die Stadt Hunchun, gelegen im Nordosten Chinas, wird zunehmend zu einem Knotenpunkt für den grenzüberschreitenden Handel zwischen diesen drei Ländern. Der Lastwagenfahrer Liu Dongsheng, der in dieser Region lebt, hat in den letzten zwei Jahren einen bemerkenswerten Wandel in seinem Arbeitsalltag erlebt.

Bis vor zwei Jahren war Liu häufig im tiefen Süden Chinas unterwegs, wo er wochenlang von seiner Familie getrennt war. Heute hingegen überquert er auf jeder Tour mindestens eine Grenze und kann dadurch oft nach Hause zurückkehren. Liu berichtet, dass er mittlerweile häufiger nach Russland fährt, da die Geschäfte dort besser laufen.

Die Grenzüberquerung und ihre Herausforderungen

Die Route von Hunchun zum Quanhe-Grenzübergang nach Nordkorea führt durch dichte Wälder, in denen Schilder vor freilebenden Raubtieren warnen. Die Grenze zwischen China und Nordkorea öffnet täglich um acht Uhr. Liu muss sein Smartphone abgeben, da es ihm nicht gestattet ist, es mit nach Nordkorea zu nehmen. Diese strengen Sicherheitsmaßnahmen sind Ausdruck des Misstrauens zwischen Peking und Pjöngjang. Zudem darf Liu nicht in Nordkorea übernachten. Wenn er seine Lieferung nicht innerhalb eines Tages abwickeln kann, muss er seinen Lastwagen dort abstellen und mit einem Bus zurück zur Grenze fahren.

Die Bedingungen an der Grenze sind nicht einfach. Liu fühlt sich in Nordkorea oft schlecht behandelt, da an den Abfertigungsstellen häufig Schmiergelder zwischen 25 und 40 Euro verlangt werden. Für jeden Nordkorea-Trip erhält er umgerechnet 260 Euro, was ihn dazu veranlasst, lieber nach Russland zu fahren, wo die Straßen ähnlich gut sind und er kein Bestechungsgeld zahlen muss.

Der Wandel des Handels

Der Handel mit Nordkorea hat in den letzten Jahren abgenommen, während die Geschäfte mit Russland florieren. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 hat Russland begonnen, sich stärker nach Osten zu orientieren, um die Auswirkungen westlicher Sanktionen abzufedern. Hunchun hat sich von einer verschlafenen Stadt zu einem bedeutenden Handelszentrum entwickelt, in dem täglich zahlreiche Lastwagen die Grenzen überqueren.

Die täglichen Lieferungen nach Nordkorea sind jedoch zurückgegangen. Liu berichtet, dass derzeit etwa zwanzig chinesische Lastwagen das abgeschottete Nachbarland erreichen, was nur die Hälfte der Zahl vom Vorjahr darstellt. Der Rückgang der chinesischen Lieferungen wird teilweise durch einen Anstieg der russischen Lieferungen per Eisenbahn nach Nordkorea kompensiert. Russland hat begonnen, Kim Jong-un zunehmend mit Lebensmitteln und Treibstoff zu beliefern.

Die Rolle Russlands in Nordkorea

Obwohl China nach wie vor der größte Handelspartner Nordkoreas ist, hat sich das Verhältnis zwischen Nordkorea und Russland in den letzten Jahren verändert. Russland bezieht von Nordkorea große Mengen an Munition für den Krieg in der Ukraine. Im Gegenzug erhält Pjöngjang von Moskau nicht nur Lebensmittel und Treibstoff, sondern möglicherweise auch Unterstützung in der Rüstungsindustrie.

Diese Entwicklungen werfen Fragen auf über die zukünftige Rolle Chinas in der Region und die Dynamik der Handelsbeziehungen zwischen diesen drei Ländern. Während China traditionell als wichtigster Verbündeter Nordkoreas gilt, ist die wachsende Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland ein Zeichen für die sich verändernde geopolitische Landschaft.

Die wirtschaftlichen Implikationen

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China, Nordkorea und Russland sind von komplexen Faktoren geprägt. China ist nach wie vor auf Nordkorea angewiesen, um seine Sicherheitsinteressen in der Region zu wahren. Gleichzeitig sieht sich Peking jedoch mit den Herausforderungen konfrontiert, die die engere Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland mit sich bringt. Diese Entwicklungen könnten potenziell die strategische Position Chinas in der Region untergraben und die geopolitischen Spannungen erhöhen.

Die wirtschaftlichen Implikationen des sich verändernden Handelsflusses sind weitreichend. Die Abhängigkeit Nordkoreas von Russland könnte die Verhandlungsposition Chinas schwächen und das Land in eine prekäre Lage bringen, in der es seine Interessen in der Region schützen muss, während es gleichzeitig die Beziehungen zu seinen beiden Nachbarn managen muss.

Fazit

Der Handel zwischen China, Nordkorea und Russland steht an einem kritischen Punkt. Die Entwicklungen in den letzten Jahren, insbesondere seit dem Beginn des Ukrainekriegs, haben die Handelsströme und die geopolitischen Beziehungen zwischen diesen Ländern erheblich verändert. Während Liu Dongsheng und andere Lastwagenfahrer weiterhin an der Grenze tätig sind, bleibt abzuwarten, wie sich diese Dynamik in Zukunft entwickeln wird.

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