19.10.2024
Ein Haus voller Geschichten und Erinnerungen

Dokumentarfilm „Trog“: Dieses Haus hat viel zu erzählen

Der Dokumentarfilm „Trog“ von Gabriele Hochleitner eröffnet einen tiefen Einblick in die komplexe Familiengeschichte der Regisseurin und beleuchtet die Schatten der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reichen. Am 30. August 2024 feierte der Film seine Premiere in den Kinos und hat seitdem die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich gezogen. Der Film thematisiert die Erlebnisse und Erinnerungen von elf ehemaligen Bewohnern des alten Bauernhauses in Goldegg, das als Kulisse für die Erzählungen dient.

Ein Blick in die Vergangenheit

„Trog“ erzählt von den Schicksalen der Familie Hochleitner, insbesondere von der zentralen Figur Theresia, die während der NS-Zeit und den Jahren danach immense Herausforderungen meistern musste. Theresia war die Mutter von insgesamt 16 Kindern, von denen 14 überlebten. Ihre Lebensgeschichte ist geprägt von Verlust, Leid und der unerschütterlichen Kraft, die Familie zusammenzuhalten. In den Gesprächen mit ihren Cousinen und Cousins, die im ehemaligen Bauernhaus stattfinden, kommen die Erinnerungen an eine Zeit voller Schrecken und Missbrauch zur Sprache.

Die Erzählweise des Films

Die Regisseurin Gabriele Hochleitner nutzt eine behutsame Erzählweise, um die komplexen Emotionen und Erinnerungen ihrer Verwandten einzufangen. Der Film ist nicht nur ein Dokument über die Vergangenheit, sondern auch ein Medium zur Aufarbeitung von Traumata, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden. Hochleitner schafft es, die Protagonisten dazu zu bewegen, offen über ihre Erlebnisse zu sprechen, wodurch der Film eine intime und ehrliche Atmosphäre erzeugt.

Die Interviews sind in den verschiedenen Räumen des Hauses angesiedelt, die für die Familienmitglieder eine Vielzahl von Erinnerungen bergen. Diese Räume sind nicht nur Kulisse, sondern werden zu einem eigenständigen Charakter, der die Geschichten der Protagonisten widerspiegelt. Die Rückkehr in die alten Räumlichkeiten ermöglicht es den Gesprächspartnern, ihre Erinnerungen zu aktivieren und die emotionalen Lasten, die sie tragen, zu teilen.

Die Rolle von Theresia

Ein zentraler Aspekt des Films ist die Rolle von Theresia, die als starke und liebevolle Mutter beschrieben wird. Ihre Kinder berichten von den Herausforderungen, die sie meistern musste, und von der Art und Weise, wie sie trotz aller Widrigkeiten die Familie zusammenhielt. Die Aussagen der Familienmitglieder verdeutlichen, wie sehr Theresia das Herz der Familie war und wie ihre Stärke und Resilienz in den Erinnerungen ihrer Kinder weiterlebt.

Die Aufarbeitung von Traumata

„Trog“ geht über die individuelle Familiengeschichte hinaus und thematisiert universelle Fragen der Aufarbeitung und des Umgangs mit traumatischen Erfahrungen. Die Regisseurin beschreibt in Interviews, dass es oft schwierig ist, über schmerzhafte Erinnerungen zu sprechen, und dass viele Familienmitglieder lange Zeit geschwiegen haben. Der Film bietet einen geschützten Raum, in dem diese Erinnerungen ausgesprochen werden können, was als kathartischer Prozess für die Beteiligten empfunden wird.

Die Schilderungen der Protagonisten sind oft von Schmerz und Trauer geprägt, aber auch von einem tiefen Bedürfnis nach Verständnis und Heilung. Hochleitner gelingt es, die Zuschauer in diese emotionalen Prozesse einzubeziehen, ohne voyeuristisch zu wirken. Der Film schafft es, die Balance zwischen dem Respekt vor den persönlichen Geschichten und der Notwendigkeit, diese Geschichten zu erzählen, zu halten.

Ein Dokument der Zeitgeschichte

Die Dokumentation ist nicht nur ein Familienporträt, sondern auch ein zeitgeschichtliches Dokument, das die Auswirkungen der nationalsozialistischen Herrschaft auf eine Familie in Österreich beleuchtet. Die Verknüpfung von persönlichen Schicksalen mit historischen Ereignissen gibt dem Film eine zusätzliche Dimension und macht die Erzählung für ein breiteres Publikum relevant. In „Trog“ wird deutlich, dass die Vergangenheit nicht vergessen werden kann und dass die Auseinandersetzung mit ihr notwendig ist, um die Zukunft zu gestalten.

Fazit

„Trog“ von Gabriele Hochleitner ist ein eindrucksvoller Dokumentarfilm, der die Zuschauer dazu anregt, über die Bedeutung von Erinnerungen und die Notwendigkeit der Aufarbeitung nachzudenken. Durch die persönlichen Geschichten der Protagonisten wird ein eindringliches Bild der Vergangenheit gezeichnet, das sowohl berührt als auch zum Nachdenken anregt. Der Film ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über die Rolle von Familiengeschichten in der kollektiven Erinnerung und der Heilung von transgenerationalen Traumata.

Die Premiere des Films fand im Rahmen des Festivals „Der neue Heimatfilm“ in Freistadt statt, wo er mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet wurde. „Trog“ ist ein Film, der nicht nur die Geschichte einer Familie erzählt, sondern auch die universellen Themen von Verlust, Liebe und der Suche nach Heilung behandelt.

Die Zuschauer sind eingeladen, sich auf eine emotionale Reise zu begeben, die die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Herausforderungen des Lebens in den Mittelpunkt stellt.

Für weitere Informationen über den Film und seine Protagonisten können die Quellen von der FAZ, Der Standard und Volksblatt konsultiert werden.

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