19.10.2024
Ein unbequemer Blick auf den Radsport

Doping bei der Tour de France: Widerstand kann so einsam sein

Christophe Bassons war erst großes Talent, dann Nestbeschmutzer. Heute besitzt er nicht einmal mehr ein Rennrad. Ein Besuch beim Saubermann der Tour, an den sich kaum jemand erinnert – und der mit großer Skepsis die Darbietungen von Pogacar & Co. verfolgt.

Ein Mann gegen den Strom

Bassons streichelt mit den Händen über sein linkes Bein, das er auf einen Stuhl abgelegt hat. Das Knie ist verbunden mit einer schwarzen Manschette. Ein Autofahrer hatte Bassons auf seinem Mountainbike übersehen. Auf einmal lag er auf der Windschutzscheibe. Sämtliche Bänder überdehnt, an- oder ganz gerissen. Er greift zum kleinen Löffel und dreht ihn in seiner Espressotasse: "Hätte schlimmer ausgehen können."

Ein ehemaliger Radprofi, der gegen den Strom schwimmt

Letztens habe er sich mit Bekannten gestritten, erzählt Christophe Bassons. Der 50-Jährige sitzt in seinem Haus in einem Vorort von Bordeaux am Wohnzimmertisch. Draußen nieselt es. Bassons war einst großes Talent im Radsport, ein junger Franzose, der sich im Peloton durchzusetzen versuchte. Doch dann begann er, Fragen zu stellen. Fragen, die niemand hören wollte. Fragen nach Doping, nach Manipulationen, nach fairem Spiel. Schnell wurde er zum Nestbeschmutzer, zum Verräter.

Die Tour de France, ein Schauspiel?

Heute sitzt Bassons in seinem Wohnzimmer und schaut sich die Tour de France an. Er schaut sich die Überflieger an, die in den Bergen Wattwerte liefern, die nie zuvor gesehen wurden. Er schaut sich die Rekorde an, die gebrochen werden. Und er denkt: "Das kann nicht sein. Das ist nicht möglich." Er denkt: "Das ist Doping."

Ein Mann, der nicht mehr dazugehört

Bassons besitzt nicht einmal mehr ein Rennrad. Er hat es vor Jahren verkauft, nachdem er aufgehört hatte, Rennen zu fahren. Er hat aufgehört, weil er nicht mehr wollte, Teil eines Systems zu sein, das er für korrupt hielt. Heute ist er ein Mann, der nicht mehr dazugehört. Ein Mann, der gegen den Strom schwimmt. Ein Mann, der sagt: "Das ist nicht richtig."

Die Frage, die niemand hören will

Die Frage, die Bassons immer wieder stellt, die Frage, die niemand hören will, lautet: "Wie können sie so schnell fahren?" Wie können sie so schnell fahren, ohne zu dopen? Wie können sie so schnell fahren, ohne zu betrügen? Die Frage, die Bassons stellt, ist eine Frage, die niemand hören will. Weil die Antwort zu einfach ist. Weil die Antwort zu bitter ist.
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