September 20, 2024
Einsamkeit trotz digitaler Vernetzung bei jungen Erwachsenen in Deutschland

Studie: Junge Menschen sind gut vernetzt - und trotzdem einsam

Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele junge Menschen in Deutschland trotz eines stabilen sozialen Umfelds an Einsamkeit leiden. Laut einer Forsa-Umfrage, die im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) durchgeführt wurde, fühlt sich jeder fünfte junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland häufig oder sogar dauerhaft einsam.

Soziale Kontakte und Einsamkeit

Die Umfrage ergab, dass 93 Prozent der Befragten mindestens einen engen Freund oder eine enge Freundin haben. Neun von zehn Befragten gaben an, einen guten Kontakt zu ihrer Familie zu pflegen, und 89 Prozent berichteten von einem erfüllenden Hobby. Trotz dieser positiven sozialen Bindungen berichten viele von einem Gefühl der Einsamkeit. Diese Diskrepanz wirft Fragen auf, warum junge Menschen, die über ein gutes Netzwerk verfügen, dennoch unter Einsamkeit leiden.

Psychische Auswirkungen von Einsamkeit

Experten warnen vor den psychischen Folgen anhaltender Einsamkeit. Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung in Rheinland-Pfalz, erklärt, dass Einsamkeit nicht nur ein emotionales Problem darstellt, sondern auch gesundheitliche Risiken birgt. Langfristige Einsamkeit kann zu Angstzuständen, Schlafstörungen und Depressionen führen. Simon verweist darauf, dass das Gefühl der Isolation bei unseren Vorfahren ein bedeutendes Risiko darstellte und auch heute noch Stressreaktionen im Körper auslösen kann.

Einfluss der Corona-Pandemie

Das Einsamkeitsbarometer des Bundesfamilienministeriums hat gezeigt, dass die Einsamkeit unter jungen Menschen während der Corona-Pandemie stark zugenommen hat. Diese Tendenz scheint auch nach der Pandemie anzuhalten. Phasen des Umbruchs, wie der Auszug aus dem Elternhaus oder der Beginn eines Studiums oder einer Ausbildung, können ebenfalls zu einem Gefühl der Einsamkeit beitragen. Zudem wird der Einfluss von Smartphones und sozialen Medien thematisiert. Diese Technologien ermöglichen zwar den Kontakt zu Freunden und Familie, ersetzen jedoch oft nicht die Qualität persönlicher Interaktionen.

Hilfsangebote für Betroffene

Um jungen Menschen in Krisensituationen zu helfen, verweist die TK auf verschiedene Hilfsangebote. Ein Beispiel ist der „krisenchat“, eine psychosoziale Chatberatung, die rund um die Uhr erreichbar ist und sich speziell an Kinder und junge Erwachsene bis 25 Jahre richtet. Die TK arbeitet mit diesem Angebot zusammen, um insbesondere Jungen und jungen Männern, die Hilfsangebote seltener in Anspruch nehmen, gezielte Unterstützung zu bieten.

Fazit

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass Einsamkeit ein ernstzunehmendes Problem für viele junge Menschen in Deutschland darstellt. Trotz stabiler sozialer Bindungen fühlen sich viele isoliert und allein. Es ist wichtig, das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die psychische Gesundheit junger Menschen zu fördern und Einsamkeit zu bekämpfen.

Die Studie zeigt, dass die Herausforderungen, mit denen junge Menschen konfrontiert sind, komplex sind und sowohl soziale als auch technologische Faktoren eine Rolle spielen. Die Unterstützung durch Hilfsangebote und die Förderung von persönlichen Interaktionen sind entscheidend, um das Wohlbefinden junger Menschen zu verbessern.

Quellen: ZEIT ONLINE, Trierischer Volksfreund, Sonntagsblatt, Techniker Krankenkasse.

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