4.11.2024
Ungewisse Zukunft für Eisbärnachwuchs im Karlsruher Zoo

Eisbärbabys im Karlsruher Zoo: Überlebenskampf in ungewisser Zukunft

Im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe herrscht gedämpfte Freude. Eisbärin Nuka hat am vergangenen Samstag zwei Jungtiere zur Welt gebracht. Doch die Freude wird von großer Sorge überschattet, denn die Geburt fand nicht in der geschützten Wurfhöhle, sondern im Außenbereich der Anlage statt. Wie Zoosprecher Timo Deible gegenüber der dpa berichtet, sind die Überlebenschancen der Jungtiere unter diesen Umständen "extrem gering". Wie die Zeit berichtet, sei der Zustand der Jungtiere derzeit unklar, da man keine Kamera in der Anlage habe und die Jungen nicht direkt beobachten könne. Es gebe jedoch bisher keine negativen Nachrichten.

Für die unerfahrene Eisbär-Mutter Nuka ist es der erste Nachwuchs. Die Jungtiere, die bei der Geburt nur die Größe von Meerschweinchen haben, befinden sich nun in einer äußerst kritischen Phase. "Jeder weiß, dass eine Erstgeburt mit sehr vielen Risiken verbunden ist", so Deible gegenüber der dpa. Die Sterblichkeit bei jungen Eisbären ist generell hoch, sowohl in Zoos als auch in freier Wildbahn. Laut Zoodirektor Matthias Reinschmidt, zitiert von ka-news, liegt die Überlebensrate selbst unter regulären Bedingungen bei etwa 50 Prozent. Die Geburt im ungeschützten Außenbereich verschlechtert die Prognose zusätzlich.

Um Nuka und ihren Nachwuchs bestmöglich zu unterstützen, hat der Zoo Karlsruhe verschiedene Maßnahmen ergriffen. Das Gehege ist weiträumig abgesperrt und die Scheiben wurden mit einem Sichtschutz versehen, um die Familie vor Störungen zu schützen. Auch eine nahegelegene Baustelle wurde aufgrund der Lärmbelästigung vorerst eingestellt. Eine Verlegung der Eisbärfamilie in den Innenbereich ist laut Zoo nicht möglich, da Nuka ihren Platz nicht freiwillig verlassen würde. Eine Handaufzucht der Jungtiere ist im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) nicht mehr vorgesehen.

Die beiden Jungtiere haben noch keine Namen, da ihr Geschlecht noch unbekannt ist. Angesichts der ungewissen Zukunft möchte der Zoo die Geburt nicht zu sehr publik machen. "Wer Eisbären züchtet, muss darauf gefasst sein, dass Nachwuchs nicht überlebt", so Deible gegenüber der dpa. Für den Karlsruher Zoo ist es die erste Eisbärengeburt seit 1991, wie Schwarzwald Aktuell berichtet.

Eisbärengeburten in Zoos sind selten und gelten als Glücksfall. Der Eisbär ist auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als "gefährdet" eingestuft. Der weltweite Bestand wird auf rund 25.000 Tiere geschätzt, die in den nördlichen Polarregionen leben. In Deutschland halten laut Deible zehn Zoos Eisbären. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) soll dazu beitragen, eine Reservepopulation in menschlicher Obhut zu erhalten. Nuka kam im Frühjahr im Rahmen dieses Programms aus Belgien nach Karlsruhe, um sich mit Eisbär Kap zu paaren. Kap hat bereits Nachwuchs in Hamburg gezeugt, für Nuka ist es die erste Mutterschaft.

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