Ein Archäologe aus Rheinland-Pfalz steht im Verdacht, Funde manipuliert zu haben. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, bestätigte das Innenministerium in Mainz, dass gegen den ehemaligen Mitarbeiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) ein Disziplinarverfahren wegen bewusster Manipulation läuft. Der Beschuldigte soll mindestens 21 Schädel oder Schädelfragmente falsch datiert haben. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, geht es bei den Manipulationen darum, Funde älter erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind.
Der Skandal weitet sich nun aus, da laut Innenministerium auch zwei vermeintliche Sensationsfunde des Archäologen unter Verdacht stehen: der „Neandertaler von Ochtendung“ und das „Schlachtfeld von Riol“. Der „Neandertaler von Ochtendung“, 1997 entdeckt, galt als bedeutender Fund. Untersuchungen eines externen Labors mittels der Radiocarbonmethode (C14) deuten nun darauf hin, dass der Schädel 160.000 bis 170.000 Jahre jünger ist als ursprünglich angenommen und aus dem Frühmittelalter stammt, wie der SWR berichtet. Das „Schlachtfeld von Riol“, vermeintlicher Ort einer Schlacht aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, weist laut Innenministerium eine unzureichende archäologische Datenbasis auf, wie die Tagesschau berichtet.
Der Archäologe ist bereits seit Längerem freigestellt. Wie der Stern berichtet, hatte er mehrere Schädel und Schädelfragmente dem 5. Jahrhundert vor Christus zugeordnet. Untersuchungen ergaben jedoch, dass nur zwei der Schädel tatsächlich aus dieser Zeit stammen, die übrigen stammten aus dem Mittelalter oder der Neuzeit. Der SWR berichtet, dass der Beschuldigte die Vorwürfe im Oktober zurückgewiesen hatte. Das genaue Ausmaß der Manipulationen ist noch unklar. Externe Fachleute sollen die betroffenen Funde untersuchen und klären, wie mit den Ergebnissen umgegangen wird. Auslöser der Überprüfungen war eine Anfrage einer Universität, die Zweifel an der Dissertation des Archäologen aufkommen ließ, so die Wormser Zeitung.
Das Innenministerium betonte gegenüber der dpa, dass Öffentlichkeit und Wissenschaft fortlaufend über die Ergebnisse der Untersuchungen informiert werden, um weiteren wissenschaftlichen Schaden abzuwenden. An der Aufklärung sind Experten aus anderen Bundesländern beteiligt.
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