Die FDP hat ein internes Dokument öffentlich gemacht, das detaillierte Pläne für ein mögliches Ende der Regierungskoalition mit SPD und Grünen enthält. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, skizziert das Papier verschiedene Szenarien für einen Koalitionsaustritt, einschließlich Zeitplan und Kommunikationsstrategie. Die FDP selbst bezeichnet das Dokument als "technisches Papier" zur Vorbereitung auf verschiedene Eventualitäten, das nicht in die politische Beratung von Mandatsträgern und Regierungsmitgliedern eingeflossen sei.
Das von einigen Medien als "D-Day-Papier" bezeichnete Dokument erörtert unter anderem den "idealen Zeitpunkt" für einen Ausstieg aus der Ampel-Koalition. Als mögliche Option wird laut FAZ die Kalenderwoche 45, also die Woche vom 4. bis 11. November 2024, genannt. Dabei wurden die möglichen Auswirkungen der US-Wahl am 5. November berücksichtigt. Ein früherer Ausstieg hätte den Vorteil, sich von den US-Wahlen zu entkoppeln, trüge aber das Risiko, dass die Bundesregierung im Falle "extrem chaotischer Zustände" in den USA nur eingeschränkt handlungsfähig wäre. Tatsächlich zerbrach die Ampel-Koalition am Abend des 6. November mit der Entlassung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Wie ntv berichtet, beinhaltet das Papier auch eine vorformulierte Erklärung Lindners, in der er den Weg für Neuwahlen frei machen und alle demokratischen Kräfte im Bundestag zu einem geordneten Prozess für vorgezogene Neuwahlen auffordern wollte. Dem Papier zufolge plante die FDP, das Narrativ zu verbreiten, die Bundesregierung selbst sei zum größten Risiko für den Wirtschaftsstandort Deutschland geworden und Neuwahlen seien die einzige Lösung für den politischen Stillstand. Der Spiegel berichtet zudem, dass das Papier detaillierte Anweisungen zur medialen Inszenierung des Koalitionsbruchs enthielt, einschließlich Vorgaben zu Bildsprache und Atmosphäre.
Die Veröffentlichung des Dokuments erfolgte nach mehreren Presseanfragen, wie die FDP mitteilte. Man wolle damit "falschen Eindrücken zum Charakter des Papiers vorbeugen". Die Morgenpost berichtet, dass die Süddeutsche Zeitung die FDP am Donnerstagmorgen mit konkreten Fragen zu dem Dokument konfrontiert hatte. Die FDP habe um Aufschub bis 18 Uhr gebeten und dann das Papier selbst veröffentlicht.
Die Zeit berichtet, dass führende FDP-Politiker die Verwendung des Begriffs "D-Day" im Zusammenhang mit dem Koalitionsbruch zuvor dementiert hatten. FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai habe gegenüber ntv erklärt, der Begriff sei nicht verwendet worden. Auch die Vorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann, habe gegenüber dem Spiegel erklärt, alle an den Gesprächen Beteiligten hätten ihr versichert, von dem Wort nichts gewusst und es auch nicht benutzt zu haben.
Laut FAZ listet das Papier auch die Arbeitsschritte auf, die in den 24 Stunden nach Lindners Statement folgen sollten, darunter die Erstellung von Social-Media-Inhalten und die Durchführung einer digitalen Kreisvorsitzendenkonferenz. t-online zufolge wurde in dem Papier auch eine "D-Day-Ablaufpyramide" skizziert, die vier Phasen der Kommunikation darstellt, vom "Impuls" bis zum "Beginn der offenen Feldschlacht".
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