19.10.2024
Eiszeitliche Kunst: Entdeckung einer Otterschnitzerei auf der Schwäbischen Alb

Eiszeitliche Schnitzerei eines Otters gefunden

Auf der Schwäbischen Alb haben Archäologen eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: Eine fast 40.000 Jahre alte Figur eines Otters, die als eine der ältesten Kunstwerke der Menschheitsgeschichte gilt. Der Fund wurde in der Höhle Hohle Fels gemacht, die als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist und bereits mehrere bedeutende archäologische Entdeckungen hervorgebracht hat.

Die Figur, die 5,9 Zentimeter lang und 1,5 Zentimeter hoch ist, besteht aus Mammutelfenbein und weist einige Besonderheiten auf. Ein entscheidendes Detail fehlt allerdings: Der Kopf des Otters ist abgebrochen und nicht mehr vorhanden. Dies führt zu Unsicherheiten über die genaue Identität des Tieres, obwohl die Forscher aufgrund der Form und der Proportionen von einem Otter ausgehen. Der lange Hals, die kurzen Beine und der spitz zulaufende Schwanz sind Merkmale, die die Interpretation als Otter unterstützen.

Die Entdeckung dieser Figur ist nicht isoliert; sie reiht sich in eine Reihe von Funden ein, die auf eine Vielzahl von Kunstwerken aus der letzten Eiszeit hinweisen. In den Höhlen der Schwäbischen Alb wurden bereits über dreißig weitere Tierfiguren aus Elfenbein gefunden, darunter Darstellungen von Fischen, Wasservögeln und der berühmten „Venus vom Hohle Fels“, die als eine der ältesten bekannten Darstellungen eines Menschen gilt. Dies deutet darauf hin, dass die altsteinzeitlichen Menschen eine komplexe Beziehung zur Natur und den Tieren ihrer Umgebung hatten, die über die bloße Darstellung von großen oder gefährlichen Tieren hinausgeht.

Die Forscher um Nicholas Conard von der Universität Tübingen, die für die Analyse der Figur verantwortlich sind, haben betont, dass die neueste Entdeckung die bestehenden Annahmen über die Kunst der Aurignacien-Kultur in Frage stellt. Bisher wurde angenommen, dass die Menschen dieser Zeit hauptsächlich gefährliche Tiere wie Mammuts oder Löwen schnitzten, um deren „Kraft und Aggression“ zu verehren. Die Entdeckung des Otters, sowie die vorherigen Funde von Fischen und Wasservögeln, zeigt jedoch, dass auch weniger mächtige Tiere von Bedeutung waren.

Conard und sein Team sind optimistisch, dass weitere Teile der Figur gefunden werden könnten, um das fehlende Kopfstück zu ergänzen. In der Vergangenheit gelang es bereits, Fragmente von Funden wieder zusammenzufügen und so ein vollständigeres Bild der altsteinzeitlichen Kunst zu erhalten. Das Fehlen des Kopfes könnte möglicherweise die Forschung noch weiter anregen, da die Forscher hoffen, dass noch unentdeckte Teile im Sediment der Höhle liegen.

Diese Entdeckungen sind nicht nur für die Archäologie von Bedeutung, sondern werfen auch Licht auf das Leben der Menschen in der Eiszeit. Die Fähigkeit, solch detaillierte Kunstwerke zu schaffen, erfordert ein tiefes Verständnis für die Tiere und ihre Eigenschaften. Dies legt nahe, dass die Menschen der damaligen Zeit nicht nur überlebensfähig waren, sondern auch kulturelle Ausdrucksformen entwickelten, die ihre Umwelt widerspiegelten.

Zusammengefasst zeigt die Entdeckung der eiszeitlichen Schnitzerei eines Otters in der Schwäbischen Alb, dass die Kunst der Altsteinzeit weitaus vielfältiger war, als bisher angenommen. Die Forscher sind gespannt, welche weiteren Erkenntnisse aus zukünftigen Ausgrabungen gewonnen werden können und welche Geheimnisse die Höhlen der Schwäbischen Alb noch bergen. Diese Region könnte als kultureller Hotspot des frühen Menschen angesehen werden, der nicht nur für seine künstlerischen Fähigkeiten, sondern auch für seine intensive Auseinandersetzung mit der Natur bekannt ist.

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