19.10.2024
Emotionale Welle in Israel nach dem Tod von Geiseln im Gazastreifen

Liveblog zum Krieg in Nahost: Fund von sechs toten Geiseln befeuert Wut auf Regierung

Die Situation im Nahen Osten bleibt angespannt, insbesondere nach dem jüngsten Fund von sechs toten Geiseln im Gazastreifen, darunter der amerikanisch-israelische Staatsbürger Hersh Goldberg-Polin. US-Präsident Joe Biden bestätigte den Tod der Geiseln in einer Mitteilung, die in den frühen Morgenstunden veröffentlicht wurde. Der Fund hat in Israel zu einem massiven Aufschrei geführt und die öffentliche Wut auf die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angeheizt.

Bereits vor der offiziellen Identifizierung der Leichen hatten Proteste in Israel begonnen. Demonstranten werfen Netanjahu vor, die Geiseln im Stich gelassen zu haben. „Netanjahu hat die Geiseln im Stich gelassen. Ab morgen wird das Land beben, die Öffentlichkeit ist aufgerufen, sich vorzubereiten“, so die Worte von Protestvertretern, die in israelischen Medien zitiert wurden. Der Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte Netanjahu scharf und betonte, dass sich der Ministerpräsident auf unbedeutende Themen konzentriere, während „unsere Söhne und Töchter im Stich gelassen werden und in Gefangenschaft sterben“. Diese Vorwürfe haben zu massiven Demonstrationen in Tel Aviv und anderen Städten geführt, bei denen Tausende für ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas demonstrierten.

Die Demonstranten forderten nicht nur die sofortige Freilassung der Geiseln, sondern auch Neuwahlen. In Tel Aviv kam es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Demonstranten, die mit israelischen Flaggen und Schildern auftraten, die ihre Forderungen unterstützten. Angehörige der Geiseln warfen Netanjahu vor, die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Philadelphi-Korridor zu torpedieren, was wissentlich zu dem Tod der Geiseln führen könnte.

Die Vermittlungsgespräche zwischen den USA, Ägypten und Katar, die darauf abzielen, einen Kompromiss zwischen Israel und der Hamas zu finden, sind ins Stocken geraten. Ein zentraler Streitpunkt ist die Frage, wie lange israelische Truppen im Gazastreifen, insbesondere im Philadelphi-Korridor an der Grenze zu Ägypten, stationiert bleiben dürfen. Israels Sicherheitskabinett hat beschlossen, an der Kontrolle über diese Grenze festzuhalten, was die Verhandlungen weiter kompliziert.

In einer weiteren Entwicklung wurde ein israelischer Soldat während einer Razzia im Westjordanland getötet. Das Militär berichtete, dass die Truppen auf zwei bewaffnete Männer gestoßen seien, die angeblich der Hamas angehörten. Während des Schusswechsels wurden die beiden Männer getötet, und das Gesundheitsministerium in Ramallah bestätigte, dass die Leichen in der Obhut der israelischen Armee sind.

Die Lage im Gazastreifen bleibt kritisch, während sich die Vorbereitungen für eine Massenimpfung von Kindern gegen das Poliovirus intensivieren. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah soll die Impfkampagne am Sonntag beginnen, um einen massiven Ausbruch der hochansteckenden Krankheit zu verhindern, nachdem kürzlich der erste Fall von Kinderlähmung seit 25 Jahren im Gazastreifen aufgetreten war. Insgesamt sollen 640.000 Kinder unter zehn Jahren geimpft werden, was eine erhebliche logistische Herausforderung darstellt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erklärt, dass vorläufige Verpflichtungen zu sogenannten gebietsspezifischen humanitären Pausen abgegeben wurden, um die Impfungen zu ermöglichen. Diese Feuerpausen sollen es den Gesundheitsbehörden ermöglichen, die Impfungen durchzuführen, während gleichzeitig die humanitäre Situation im Gazastreifen weiterhin kritisch bleibt.

Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen im Nahen Osten mit großer Besorgnis. Die britische Regierung hat kürzlich Bedenken hinsichtlich der israelischen Militäraktionen im Westjordanland geäußert und betont, dass Israel sich gegen Sicherheitsbedrohungen verteidigen müsse, jedoch auch die Berichte über zivile Opfer und die Zerstörung ziviler Infrastruktur ernst genommen werden müssen.

Die anhaltenden Spannungen zwischen Israel und der Hamas sowie die Eskalation der Gewalt im Westjordanland werfen Fragen über die Zukunft der Region auf. Die Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln sind nach wie vor festgefahren, während die humanitäre Krise im Gazastreifen immer dringlicher wird.

Die nächsten Tage könnten entscheidend sein, da die öffentliche Wut in Israel wächst und die Regierung unter Druck steht, Maßnahmen zur Freilassung der Geiseln zu ergreifen. Die internationale Gemeinschaft wird weiterhin die Entwicklungen beobachten und auf eine Deeskalation der Gewalt hoffen.

Quellen: FAZ, Tagesschau, ZDF, Rheinische Post.

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