19.10.2024
Gröbenzell: Ein Vorbild für Umweltschutz und Biodiversität

Gröbenzell: In der Hecke tobt das Leben

Gröbenzell, eine kleine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck, wird zunehmend für ihr Engagement im Bereich Umweltschutz und Biodiversität bekannt. Insbesondere das Projekt einer Totholzhecke, das rund um die Waldorfschule ins Leben gerufen wurde, hat nicht nur die Schüler, sondern auch die lokale Gemeinschaft begeistert. Diese Hecke, die aus totem Holz besteht, bietet zahlreichen Arten einen Lebensraum und wurde kürzlich mit dem Klima- und Umweltpreis ausgezeichnet.

Das Projekt der Totholzhecke

Jakob Schmitt, Gartenbaulehrer an der Waldorfschule Gröbenzell, leitet das Projekt seit drei Jahren. Mit Hilfe seiner Schülerinnen und Schüler hat er eine Hecke geschaffen, die mittlerweile eine Länge von etwa 175 Metern erreicht hat. Schmitt erklärt, dass solche Hecken nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch eine Vielzahl von Lebensräumen für Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen bieten.

Die Jury des Klima- und Umweltpreises, bestehend aus Vertretern der Bürgerstiftung, der Sparkasse und der Süddeutschen Zeitung, hat das Projekt aufgrund seines nachhaltigen Ansatzes und seiner Vorbildfunktion für andere Gartenbesitzer ausgezeichnet. Neben einer Urkunde erhielten die Schüler und Schmitt ein Preisgeld von 750 Euro, das für weitere Materialien und Werkzeuge verwendet werden soll.

Die Bedeutung von Totholz in der Natur

Totholz spielt eine entscheidende Rolle im Ökosystem. Schätzungen zufolge sind etwa ein Drittel der rund 13.000 Arten, die in Wäldern leben, auf Totholz angewiesen. Dieses natürliche Element bietet wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl von Arten, darunter Insekten, Vögel und Säugetiere. In der Totholzhecke der Waldorfschule haben bereits zahlreiche Tiere, wie Erdkröten, Ringelnattern und Blindschleichen, Unterschlupf gefunden.

Ein besonderes Highlight für Jakob Schmitt ist die Sichtung eines Hermelins, das sich in der Hecke niedergelassen hat. Dieses Tier trägt zur Kontrolle der Wühlmauspopulation bei, was für das gesamte Ökosystem von Vorteil ist. Darüber hinaus sind Igel, Fasane und sogar junge Käuzchen regelmäßige Besucher der Hecke, was die Artenvielfalt der Umgebung zeigt.

Praktische Erfahrungen für die Schüler

Die Schüler der Klassen sechs bis acht sind aktiv in den Aufbau und die Pflege der Hecke eingebunden. Sie lernen nicht nur den Umgang mit Werkzeugen wie Sägen und Äxten, sondern erfahren auch, wie sie Verantwortung für die Natur übernehmen können. Schmitt betont die Bedeutung der Selbstwirksamkeit für die Kinder: „Sie erfahren: Ich kann was tun.“

Das Projekt fördert nicht nur die praktischen Fähigkeiten der Schüler, sondern auch ihre Sensibilität für ökologische Themen. Während der Arbeit in der Hecke erleben die Kinder, wie wichtig es ist, die Natur zu schützen und zu verstehen, wie verschiedene Lebensformen miteinander verbunden sind.

Die Vielfalt der Insektenwelt

Ein weiterer Aspekt, den das Projekt hervorhebt, ist die Bedeutung von Insekten für das Ökosystem. Zahlreiche Insektenarten, darunter Wildbienen, Hummeln und Wespen, profitieren von der Totholzhecke. Diese Insekten sind nicht nur wichtig für die Bestäubung von Pflanzen, sondern auch eine Nahrungsquelle für viele andere Tiere, wie Vögel und Fledermäuse.

Die Schüler lernen auch, wie sie sich sicher in der Nähe von Insekten bewegen können. Schmitt erklärt, dass es wichtig ist, den Kindern zu vermitteln, wie sie sich verhalten sollten, um Stiche zu vermeiden. Diese Erfahrungen tragen dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung von Insekten in der Natur zu schärfen.

Die Reaktionen der Schüler

Die Rückmeldungen der Schüler sind durchweg positiv. Achtklässler wie Samuel und Niels berichten von ihrem Spaß an der Arbeit und dem Interesse an der Natur, das sie durch das Projekt entwickelt haben. Diese positiven Erfahrungen könnten sich langfristig auf ihr Umweltbewusstsein und ihre Einstellung zur Natur auswirken.

Die Schule plant, das Projekt weiter auszubauen und die Hecke noch vielfältiger zu gestalten. Schmitt und seine Schüler möchten noch mehr Pflanzenarten integrieren, die die Lebensräume weiter bereichern und die Artenvielfalt erhöhen.

Fazit

Das Projekt der Totholzhecke an der Waldorfschule Gröbenzell ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Bildung und Umweltschutz Hand in Hand gehen können. Es bietet den Schülern nicht nur praktische Fähigkeiten, sondern auch ein tieferes Verständnis für ökologische Zusammenhänge und die Bedeutung von Nachhaltigkeit. Die Auszeichnung mit dem Klima- und Umweltpreis ist ein weiterer Beweis für das Engagement der Schule und ihrer Schüler, die Umwelt aktiv zu schützen und zu fördern.

In einer Zeit, in der der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität alarmierende Themen sind, ist es wichtig, dass junge Menschen lernen, Verantwortung für ihre Umwelt zu übernehmen. Projekte wie die Totholzhecke sind entscheidend, um die nächste Generation für ökologische Fragestellungen zu sensibilisieren und ihnen die Werkzeuge zu geben, mit denen sie einen positiven Einfluss auf ihre Umgebung ausüben können.

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