October 1, 2024
Entscheidung über die Spielleitung der Oberammergauer Passionsspiele steht bevor

Im Ringen um die Leitung der nächsten Oberammergauer Passionsspiele ist eine Vorentscheidung für den bisherigen Spielleiter Christian Stückl gefallen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, werden Stückl und sein Stellvertreter von 2022, Abdullah Karaca, den Oberammergauern in der kommenden Woche ihr gemeinsames Konzept für die Passion 2030 vorstellen. Weitere Bewerbungen stehen nicht auf der Tagesordnung für die Bürgerversammlung am kommenden Donnerstag.

Dieser Entscheidung ging eine längere Hängepartie voraus. Die Räte der speziell in Passionsfragen stets streitlustigen Gemeinde hatten hinter verschlossenen Türen ein weiteres Mal über die Lage beraten. Zuvor war das förmliche Bewerbungsverfahren, das die Gemeinde erstmals in der fast 400-jährigen Geschichte ihrer Passionsspiele eingeleitet hatte, bedrohlich ins Stocken geraten. Stückl, der die Passion seit 1990 viermal inszeniert und sie dabei deutlich modernisiert und von schwerem antisemitischen Ballast befreit hat, hatte sich schon vor diesem Bewerbungsverfahren für eine fünfte Passion ins Spiel gebracht.

Die gleichsam ortsöffentliche Ausschreibung des Postens, die sich formell an sämtliche spielberechtigten Einheimischen richtete, hat der Intendant des Münchner Volkstheaters allerdings als Affront interpretiert und die Gemeinde wissen lassen, er habe sich bereits beworben und werde das nicht noch einmal tun. Stückls künstlerischer Ziehsohn, bisheriger Stellvertreter und zwischenzeitlicher Konkurrent Abdullah Karaca hat seine eigene Bewerbung nach einer Aussprache mit Stückl zurückgezogen. Ein dritter, mangels Erfahrung und mangels lokalpolitischer Hausmacht im Ort allerdings kaum aussichtsreicher Bewerber hat vor Ende der Bewerbungsfrist im September hingeworfen.

Die Entscheidung über die eingegangenen Bewerbungen sollte ursprünglich erst im Mai kommenden Jahres fallen. Unterstützer Stückls hatten ihn notfalls per Bürgerentscheid wieder zum Spielleiter machen wollen. Um der Gemeinde einen solchen Bürgerentscheid und eine monatelange Phase der Unklarheit zu ersparen, hatte der Gemeinderat das Verfahren aber verkürzt.

Am Ende könne die Gemeinde in aller Form bei ihrem gewählten Verfahren bleiben, sagte Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) am Dienstag auf Anfrage nur. Dies lässt sich auch so interpretieren, dass es schließlich doch noch die verlangte schriftliche Bewerbung gegeben hat. Nach der Bürgerversammlung in der kommenden Woche will der Gemeinderat am 16. Oktober endgültig über die Spielleitung für 2030 entscheiden.

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde aus Pestzeiten zurück und werden seit 1634 aufgeführt – stets im Zehnjahresrhythmus, der nur durch außergewöhnliche Ereignisse wie Kriege durcheinandergeraten ist oder wie zuletzt durch die Corona-Pandemie, die eine Verschiebung von 2020 auf 2022 zur Folge hatte. Allein diese Passion hat den Oberammergauern 48 Millionen Euro in die Gemeindekasse gespült. Die nächste Passion soll 2030 stattfinden, gefolgt von zusätzlichen Spielen 2034, genau 400 Jahre nach der ersten Passion.

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