19.10.2024
Erhaltung historischer Gärten Branitz als Modellprojekt

Erhaltung von historischen Gärten Branitz als Modell

In Branitz wird gerade das größte Modellprojekt zur Erhaltung von historischen Gärten realisiert. Es ist weit über die nationalen Grenzen hinweg richtungweisend.

BÄUME VS. KLIMAWANDEL:

Das kreischende Geräusch PS-starker Motorsägen ist in den historischen Parkanlagen Deutschlands immer öfter zu hören. Der Klimawandel setzt den alten Beständen massiv zu. Reihenweise werden kranke oder bereits abgestorbene Baumriesen gefällt, die bisweilen noch im Kaiserreich gepflanzt worden sind und zwei Weltkriege überlebt haben. In den staatlichen Gärten Sachsens mussten 2019 neun Bäume niedergelegt werden, 2023 waren es bereits 390. Auch in der heute 620 Hektar umfassenden Branitzer Parklandschaft bei Cottbus hat die Stiftung Fürst-Pückler-Museum in den letzten Jahren genau gezählt. In ihrem Besitz befinden sich etwa 25.000 Park- und 5.000 Waldbäume. Jährlich werden durchschnittlich zwischen 40 und 50 Exemplare aller Altersstufen entfernt. Im klimatischen Annus horribilis 2011, das durch Wetterextreme gekennzeichnet war, mussten jedoch 510 Eichen gefällt werden!

Fürst Hermann von Pückler-Muskau würde das Herz bluten, wenn er um den Zustand seiner geliebten Bäume wüsste. 1845 hatte der exzentrische Gartengestalter seine ererbte Standesherrschaft Muskau in der Oberlausitz verkaufen müssen; die aufwendige Anlage des dortigen Parks hatte ihn in finanzielle Nöte gebracht. Doch die ökonomische Krise bedeutete nicht das Ende seiner Gartenleidenschaft. Zum Glück besaß er noch das Gut Branitz, bescheidener als das gewaltige Muskauer Gartenreich, aber ein willkommener Ort, um einen romantisch inspirierten Schlosspark zu schaffen. Allerdings waren die Voraussetzungen ungünstiger: Es erwarteten ihn ein sandiger Boden und eine leere, wasserlose Feldflur. Pückler, der von einer „Oasis in der Wüste“ träumte, ließ sich nicht entmutigen. Aber ihm zerrann seine Lebenszeit unter den Händen: Der 1785 Geborene war inzwischen sechzig Jahre alt.

Oasis in der Wüste

Nichtsdestotrotz wurden zukunftsfroh komplexe Modellierungen des Terrains vorgenommen, dank des hohen Grundwasserstands zahlreiche Seen und Wasserläufe angelegt und mehr als 100.000 Gehölze gepflanzt. Um rasch einen Eindruck von den Raumdispositionen zu bekommen, ließ Pückler zur Verwunderung mancher Zeitgenossen acht, zwölf, ja fünfzehn Meter hohe Bäume auf einem riesigen, von Pferden gezogenen Karren aus der Umgebung herbeischaffen. Die Großbaumverpflanzung hatten die gartenbegeisterten Engländer vorgemacht, Pückler hatte sie bereits in Muskau ausprobiert, doch jetzt wurden systematisch mehrere Hundert Exemplare aus einem weiten Umkreis herangeholt. Bevor sie an ihren definitiven Platz verpflanzt wurden, verbrachten sie zur Adaptation wenige Jahre in der 1846 gegründeten „Baumuniversität“, einer Schule für erwachsene Bäume in der Schlossgärtnerei.

Linden, Buchen und Eichen, Eschen, Erlen, Kastanien und Birken, aber auch Robinien und Pappeln wurden dann im Park so gesetzt, dass sie entweder als Solitär oder in Gruppen ihre Wirkung entfalteten, den Raum strukturierten und die Blicke der Betrachter lenkten.

Verwendung fanden alle Baumarten, die im gemäßigten Klima gedeihen konnten. Die Baumuniversität kultivierte auch nach Pücklers Tod bis in das 20. Jahrhundert Bäume, die sich an den kargen Boden der Lausitz angepasst hatten und für die Erhaltung des Parks unerlässlich waren.

Die Zukunft des Pückler Parks ist ungewiss, aber die Stiftung Fürst-Pückler-Museum hat sich auf den Weg gemacht, den Klimawandel zu bekämpfen. Mit dem Modellprojekt zur Erhaltung von historischen Gärten will sie den Park für die Zukunft sichern und als Vorbild für andere Parks dienen.

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