19.10.2024
Falscher Wolf abgeschossen: Kontroversen um den Schutz von Weidetieren in Bayern

Nach Angriffen auf Herdentiere: Falsche Wölfin abgeschossen

In der Hohen Rhön ist ein Wolf auf behördliche Anordnung erschossen worden, was jedoch zu einer Kontroverse führte, da es sich um das falsche Tier handelte. Die Bezirksregierung von Unterfranken gab bekannt, dass die am 26. August getötete Wölfin nicht für die Angriffe auf mehrere Schafe in den Tagen vor ihrem Abschuss verantwortlich war. Diese Angriffe hatten in der Region Besorgnis ausgelöst, da sie mit einer Reihe von Übergriffen auf Nutztiere in Verbindung gebracht wurden.

Die Situation stellte sich als noch komplizierter heraus, als genetische Tests ergaben, dass die sechs toten und vier verletzten Schafe in der Nacht zum 26. August nicht von einer Wölfin, sondern von einem männlichen Wolf angegriffen wurden. Dies führte dazu, dass die gesuchte Wölfin, die für frühere Vorfälle verantwortlich gemacht wurde, ebenfalls nicht die richtige war. Beide Übeltäter sind somit weiterhin auf freiem Fuß, was die Sorgen der Tierhalter in der Region verstärkt.

Hintergrund der Vorfälle

Die Problematik des Wolfes in der Region ist nicht neu. In den letzten Monaten gab es mehrere Vorfälle, bei denen Wölfe Nutztiere gerissen haben. Die Regierung hatte aufgrund dieser Vorfälle am 1. August eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss der Wölfin erteilt. Diese Entscheidung wurde jedoch nun als nicht mehr relevant angesehen, da die Identität des tatsächlichen Angreifers nicht geklärt werden konnte.

Ein weiterer Aspekt, der zu den Vorfällen beiträgt, ist die Tatsache, dass die Schafe nicht durch den Herdenschutzzaun in die Schafherde eingedrungen sind, wie zunächst angenommen. Stattdessen hatten die Schafe den Schutzzaun selbst durchbrochen und waren dem Wolf schutzlos ausgeliefert. Ob die Nähe des Raubtieres zu einer Beunruhigung der Schafe geführt hat, bleibt unklar.

Regelungen zum Wolfabschuss in Bayern

Der Abschuss von Wölfen ist in Bayern ein umstrittenes Thema. Es gibt anhaltende Diskussionen darüber, unter welchen Umständen Wölfe abgeschossen werden dürfen. Diese Debatten reichen von Stammtischen bis hin zu parlamentarischen Diskussionen. Die Bundesregierung, bayerische Behörden und Naturschützer haben sich wiederholt über die Regelungen gestritten, was in einigen Fällen sogar zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führte.

Eine Wolfsverordnung, die im Mai erlassen wurde, hatte den Abschuss von Wölfen in Bayern erleichtert, wurde jedoch im Juli aufgrund eines Formfehlers vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wieder kassiert. Eine Neuauflage dieser Verordnung befindet sich derzeit in der Entwurfsphase.

Reaktionen aus der Region

Die Sorge in der Region hat in den letzten Wochen zugenommen. Der Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann, hatte in einem Schreiben an Bundesumweltministerin Steffi Lemke gefordert, den Schutzstatus für Wölfe abzusenken. Diese Forderung reflektiert die wachsende Besorgnis unter den Landwirten, die um ihre Tiere fürchten.

Die Diskussion über den Wolf und seine Rolle in der Natur wird weiterhin kontrovers geführt. Während einige Stimmen mehr Schutz für die Wölfe fordern, gibt es andere, die auf die Notwendigkeit hinweisen, die Weidetierhaltung zu schützen und die Möglichkeiten für den Abschuss von auffälligen Wölfen auszuweiten.

Insgesamt bleibt die Situation angespannt, und es wird erwartet, dass die Behörden in den kommenden Wochen weitere Maßnahmen prüfen, um sowohl den Schutz der Weidetiere als auch den Erhalt der Wolfpopulation in Bayern zu gewährleisten.

Die Entwicklungen rund um den Wolf in der Hohen Rhön werden weiterhin aufmerksam verfolgt, und es bleibt abzuwarten, wie die zuständigen Behörden auf die aktuellen Herausforderungen reagieren werden.

Quellen: dpa, Zeit Online

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