In einer Zeit, in der Gleichberechtigung großgeschrieben wird, stellt sich die Frage nach traditionellen Rollenbildern immer wieder neu. Ein Aspekt, der dabei häufig für Diskussionen sorgt, ist die finanzielle Situation von Paaren, insbesondere dann, wenn die Frau mehr verdient als der Mann.

Wie Bettina Weiguny in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet, kann es für Männer frustrierend sein, wenn ihre Partnerinnen mehr Geld verdienen als sie. Dies kann zu neuen Konflikten in der Beziehung führen und alte Rollenbilder wieder aufleben lassen.

Tatsächlich zeigen Studien, dass Männer sich oft unwohl fühlen, wenn sie nicht die Rolle des Hauptverdieners innehaben. Eine Studie der britischen Universität Bath, die in der taz zitiert wird, ergab, dass Männer den größten Stress empfinden, wenn ihre Partnerin mehr verdient als sie selbst. Die Autorin der Studie führt dies auf zwei Gründe zurück: die Angst vor einer Machtverschiebung in der Beziehung und die gesellschaftliche Erwartungshaltung an Männer als Versorger.

Doch nicht nur Männer haben mit dieser Situation zu kämpfen. Auch Frauen sind oft unzufrieden, wenn sie mehr verdienen als ihre Partner. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), auf die Fondsfrauen verweist, fand heraus, dass Frauen, die die Hauptverdienerinnen in einer Beziehung sind, unzufriedener mit ihrem Leben sind als Frauen, die weniger verdienen als ihre Partner.

Die Gründe für diese Unzufriedenheit sind vielfältig. Zum einen spielen gesellschaftliche Erwartungen eine Rolle. Obwohl sich die Rolle der Frau in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt hat, ist das Bild des Mannes als Ernährer der Familie in den Köpfen vieler Menschen verankert. Dies kann dazu führen, dass sich Männer minderwertig fühlen, wenn ihre Partnerin mehr verdient als sie selbst.

Zum anderen können finanzielle Unterschiede auch zu praktischen Problemen im Alltag führen. Wer übernimmt welche Kosten? Wer hat das letzte Wort bei größeren Anschaffungen? Solche Fragen können zu Streit und Unzufriedenheit führen, wenn sie nicht offen kommuniziert und geklärt werden.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es keine allgemeingültige Lösung für dieses Thema gibt. Jedes Paar muss seinen eigenen Weg finden, um mit finanziellen Unterschieden umzugehen. Offene Kommunikation, gegenseitiger Respekt und die Bereitschaft, von traditionellen Rollenbildern abzuweichen, sind dabei essentiell.

Letztendlich geht es darum, eine Balance zu finden, in der sich beide Partner wohl und wertgeschätzt fühlen – unabhängig davon, wer wie viel verdient.

Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/warum-maenner-frustriert-sind-wenn-frauen-mehr-verdienen-110023535.html
- taz: https://taz.de/Geld-in-Liebesbeziehungen/!5666720/
- Fondsfrauen: https://fondsfrauen.de/studie-zeigt-frauen-die-mehr-verdienen-sind-in-ihrer-partnerschaft-unzufriedener/