19.10.2024
Verpflichtende Gedenkstättenbesuche für Schüler in Hessen gefordert

Bildung: Landesschülervertretung fordert Besuche von NS-Gedenkstätten

Die Landesschülervertretung in Hessen hat in einer aktuellen Stellungnahme gefordert, dass Schülerinnen und Schüler verpflichtend Gedenkstätten und historische Stätten der NS-Zeit besuchen. Diese Forderung kommt im Kontext einer zunehmenden Besorgnis über den Anstieg von Rechtsextremismus und der Notwendigkeit, die Demokratiebildung an Schulen zu stärken. Nele Vogel, die stellvertretende Landesschulsprecherin, äußerte sich dazu in Frankfurt und betonte die Wichtigkeit dieser Besuche, um junge Menschen für die Gefahren von rechtem Gedankengut zu sensibilisieren. Sie erklärte: „Nur durch die direkte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit können wir eine Wiederholung der Geschichte verhindern.“

Die Landesschülervertretung setzt sich zudem dafür ein, dass die NS-Zeit fester Bestandteil der Lehrpläne aller Schulformen in Hessen wird. Besonders wichtig sei es, auch Schülerinnen und Schüler zu erreichen, die nicht die gymnasiale Oberstufe besuchen. Dies zeigt das Bestreben, eine breitere Basis von Jugendlichen zu erreichen und sie in die Auseinandersetzung mit der Geschichte einzubeziehen.

Hintergrund der Forderung

Die Forderung nach verpflichtenden Besuchen von Gedenkstätten ist nicht neu, gewinnt jedoch angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen an Dringlichkeit. In den letzten Jahren gab es einen Anstieg von rechtsextremen Vorfällen in Deutschland, was die Notwendigkeit einer intensiveren Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit unterstreicht. Die Landesschülervertretung sieht in den Gedenkstätten nicht nur Orte des Gedenkens, sondern auch wichtige Lernorte, an denen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, sich mit der Geschichte und ihren Auswirkungen auseinanderzusetzen.

Die Bildungsgewerkschaft GEW hat ebenfalls auf die Notwendigkeit hingewiesen, mehr finanzielle Mittel für die Demokratiebildung an Schulen bereitzustellen. Der stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats, Thorsten Sprenger, forderte, dass die Politik beim Ausbau der Ganztagsbetreuung an Grundschulen das Tempo erhöhen müsse. Dies ist besonders relevant, da der bundesweite Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung von Grundschülern ab 2026 schrittweise eingeführt werden soll.

Lehrermangel und Ausbildungsbedingungen

Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion um die Bildung in Hessen angesprochen wird, ist der sich zuspitzende Lehrermangel. Die GEW rechnet damit, dass dieser Mangel besonders die Sekundarstufe 1 betrifft, also die Jahrgänge bis zu den mittleren Schulabschlüssen. Laut GEW-Landeschef Thilo Hartmann lag die Zahl der unbesetzten Lehrstellen im letzten Schuljahr bereits bei knapp eintausend. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für die Schulen dar, die auf qualifizierte Lehrkräfte angewiesen sind, um eine angemessene Bildung zu gewährleisten.

Hartmann fordert daher dringend bessere Ausbildungsbedingungen an den Universitäten und im Vorbereitungsdienst. Auch der im Koalitionsvertrag der schwarz-roten Landesregierung angekündigte berufsbegleitende Quereinstieg für vorqualifizierte Vertretungskräfte müsse schnellstmöglich umgesetzt werden, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken.

Fazit

Die Forderungen der Landesschülervertretung und der GEW sind Teil einer umfassenderen Diskussion über die Bildungspolitik in Hessen. Angesichts der Herausforderungen, vor denen das Bildungssystem steht, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte und die Förderung demokratischer Werte in den Schulen gestärkt werden. Die Integration von Gedenkstättenbesuchen in den Lehrplan könnte einen wichtigen Schritt in diese Richtung darstellen und dazu beitragen, dass junge Menschen ein besseres Verständnis für die Gefahren von Extremismus entwickeln.

Es bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger auf diese Forderungen reagieren und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Bildung in Hessen zukunftsfähig zu gestalten.

Quellen: dpa Hessen, Zeit Online

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