19.10.2024
Gefährliche Partnersuche im Internet: Eine britische Suizidplattform enttarnt

Suizid-Partnerwebsite in Großbritannien enttarnt

In Großbritannien wurde eine besorgniserregende Website enttarnt, auf der zahlreiche Briten nach einem Partner suchten, um gemeinsam Suizid zu begehen. Ein Rechercheteam des Senders BBC hat herausgefunden, dass mehr als 700 Nutzer Nachrichten auf dieser Plattform hinterlassen haben, die als Forum für Suizidgefährdete dient. Die Website enthält einen Bereich, der nur für Mitglieder zugänglich ist, in dem Interessierte gezielt nach einem Partner für eine Selbsttötung suchen können.

Die BBC berichtete, dass sie mehrere Doppelsuizide auf die Aktivitäten in diesem Internetforum zurückverfolgen konnte. Ein besonders tragischer Fall ereignete sich im Dezember 2019, als ein 28-jähriger Mann aus den Midlands nach Schottland reiste, um dort mit einer Frau, die er im Forum kennengelernt hatte, Suizid zu begehen. Die Mutter des Mannes hat seitdem viel Zeit damit verbracht, Informationen über die Website zu sammeln, und bezeichnete sie als „sehr gefährlichen Ort“.

Die Plattform wird von einigen als eine Art Darknet-Version einer Dating-App beschrieben. Sie ermutigt ihre Nutzer, sich das Leben zu nehmen, und bietet sogar Anweisungen dazu an. Laut den Recherchen der BBC wurden über 5000 Einträge in dem Forum gefunden, und es wird berichtet, dass mehr als 130 Briten Suizid begangen haben, indem sie ein chemisches Mittel einnahmen, das auf der Seite empfohlen wurde.

Ein Beispiel für die Art der Beiträge ist der Eintrag einer Frau namens Linda, die angab: „Ich bin 54, weiblich, wohnhaft bei London. Ich bin mobil und könnte für Hotelkosten aufkommen, falls das passte. Natürlich wäre es gut, zuerst zu chatten.“ Linda wurde 2023 in einem Hotel in Romford im Osten Londons tot aufgefunden. Ihre Schwester berichtete, dass sie neben einem vollkommen fremden Mann gefunden wurde. Tragischerweise war ihre andere Schwester so verzweifelt über Lindas Tod, dass sie sich ebenfalls in das Forum einloggte und sich mit der gleichen Substanz das Leben nahm.

Die Recherchen ergaben zudem, dass die Website von Sexualtätern genutzt wird, um gezielt Kontakt zu psychisch labilen Frauen aufzubauen. In einem Gerichtsverfahren in Glasgow wurde öffentlich, wie ein 31-jähriger Mann auf Beiträge von jungen Frauen reagierte, die nach einem Suizidpartner suchten. Er überredete eine der Frauen, in seine Wohnung zu kommen, um den Suizid „zu üben“. Dort würgte er sie bis zur Bewusstlosigkeit. Bei seiner Verhaftung stellte sich heraus, dass er ähnliche Angebote auch anderen suizidgefährdeten Frauen gemacht hatte.

Die BBC wandte sich an britische Politiker, um herauszufinden, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um solche Internetplattformen zu unterbinden. Die zuvor regierende konservative Regierung hatte vor einem Jahr ein „Gesetz zur Online-Sicherheit“ verabschiedet, das einer Aufsichtsbehörde (Ofcom) die Möglichkeit geben soll, gegen solche Websites vorzugehen. Allerdings wird Ofcom erst am Jahresende die Befugnis erhalten, Sanktionen zu verhängen.

Ein Sprecher von Ofcom äußerte sich gegenüber der BBC und erklärte, dass es aufgrund des Sitzes der Website in den Vereinigten Staaten „ziemlich schwer“ sein werde, juristisch gegen sie vorzugehen. Die Behördenleiterin gab an, dass sie nach Hinweisen an die Betreiber der Website suchen würde, um deren Aktivitäten einzuschränken.

Die Enttarnung dieser gefährlichen Plattform wirft wichtige Fragen zur Verantwortung von Internetunternehmen und der Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen für gefährdete Personen auf. Es bleibt abzuwarten, welche Schritte die britischen Behörden unternehmen werden, um die Sicherheit der Nutzer im Internet zu gewährleisten und solche tragischen Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Diese Entwicklungen unterstreichen die Dringlichkeit, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen und Hilfsangebote für Menschen in Krisensituationen zu fördern. Die Telefonseelsorge in Deutschland, beispielsweise, bietet anonyme und kostenlose Unterstützung für Menschen in emotionalen Notlagen und ist rund um die Uhr erreichbar.

In Anbetracht der Komplexität und Sensibilität des Themas ist es von entscheidender Bedeutung, dass sowohl die Gesellschaft als auch die Behörden zusammenarbeiten, um geeignete Maßnahmen zu entwickeln, die das Wohlbefinden und die Sicherheit von gefährdeten Personen im Internet schützen.

Quellen: FAZ, BBC.

Weitere
Artikel