19.10.2024
Gewalt an Schulen in Schleswig-Holstein: Alarmierende Zahlen und Handlungsbedarf

Kinder und Jugendliche: Gewalt an Schulen im Norden auf neuem Höchststand

Die Gewalt an Schulen in Schleswig-Holstein hat einen alarmierenden Höchststand erreicht. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.292 Gewaltdelikte an Schulen gemeldet, was einem Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, als 990 Fälle registriert wurden. Diese Zahlen stammen aus der aktuellen polizeilichen Kriminalstatistik und zeigen, dass die Situation an den Schulen im nördlichsten Bundesland Deutschlands besorgniserregend ist.

Die Entwicklung ist besonders auffällig, da die Zahl der Tatverdächtigen unter 14 Jahren seit 2019 um mehr als 50 Prozent gestiegen ist. Während vor der Corona-Pandemie 346 junge Tatverdächtige unter 14 Jahren gezählt wurden, lag diese Zahl im vergangenen Jahr bereits bei 537. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) führte diesen Anstieg auf die Nachwirkungen der Pandemie sowie auf eine zunehmend vielfältige Schülerschaft zurück.

Präventionsmaßnahmen im Fokus

In Reaktion auf die steigenden Zahlen betonte Prien die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen und klaren pädagogischen Ansätzen, die den Kindern und Jugendlichen Grenzen aufzeigen sollen. „Für Schleswig-Holstein gilt, dass wir auf Prävention und klare pädagogische Maßnahmen setzen“, sagte sie in einem Interview. Die Ministerin hebt hervor, dass Schulen ein sicherer Ort sein müssen, was jedoch durch die aktuellen Entwicklungen gefährdet sei.

Die Kriminalität unter Kindern und Jugendlichen beschränkt sich nicht nur auf die Schulen. Laut einer im März veröffentlichten Kriminalstatistik waren im Jahr 2023 insgesamt 3.722 Kinder unter 14 Jahren tatverdächtig, was einen Anstieg auf ein Zehnjahreshoch darstellt. Auch die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren stieg auf 7.209. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Problematik der Gewalt unter Jugendlichen ein gesamtgesellschaftliches Thema ist, das über die Schulgrenzen hinausgeht.

Häufigste Delikte und betroffene Gruppen

Die häufigsten Gewaltdelikte, die an Schulen verzeichnet wurden, umfassen vorsätzliche einfache Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung und Bedrohungen. Im Jahr 2023 waren 468 Schüler Opfer von Gewalttaten, während 55 Lehrkräfte betroffen waren. Die Situation zeigt, dass nicht nur Schüler, sondern auch das Lehrpersonal zunehmend unter Gewalt leidet.

Besonders alarmierend ist der Anstieg der tatverdächtigen Kinder. Im Jahr 2023 wurden 537 Kinder unter 14 Jahren als tatverdächtig erfasst, was einen Anstieg von fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Dies ist ein besorgniserregender Trend, der die Notwendigkeit verstärkter Präventionsmaßnahmen unterstreicht.

Herkunft der Tatverdächtigen

Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion um die Gewalt an Schulen berücksichtigt werden muss, ist die Herkunft der Tatverdächtigen. Die Mehrheit der Tatverdächtigen im Jahr 2023 waren deutsche Staatsangehörige. Unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen stellten syrische und afghanische Staatsangehörige die größten Gruppen dar. Besonders auffällig ist der Anstieg der syrischen Tatverdächtigen, deren Zahl sich von 66 im Jahr 2019 auf 148 im Jahr 2023 mehr als verdoppelt hat.

Vergleich mit anderen Bundesländern

Im bundesweiten Vergleich liegt Schleswig-Holstein mit den steigenden Zahlen deutlich über dem Durchschnitt. Während die Erhebung solcher Vorfälle von Bundesland zu Bundesland variiert, zeigt sich, dass die Situation in Schleswig-Holstein besonders kritisch ist. Auch in Hamburg hat sich die Lage verschärft, jedoch auf einem niedrigeren Niveau. Dort stieg die Zahl der Gewalttaten von 782 im Jahr 2019 auf 1.105 im Jahr 2023.

Die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, Karin Prien, äußerte sich besorgt über die Entwicklung und betonte die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Schulen, Jugendämtern und Polizei. Diese Zusammenarbeit wird als entscheidend angesehen, um den Herausforderungen, die sich aus der steigenden Gewalt an Schulen ergeben, effektiv zu begegnen.

Schlussfolgerung

Die aktuellen Zahlen zur Gewalt an Schulen in Schleswig-Holstein sind alarmierend und erfordern dringende Maßnahmen. Die steigende Zahl von Gewaltdelikten, insbesondere unter sehr jungen Tatverdächtigen, zeigt, dass die Gesellschaft gefordert ist, präventive Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Schulen, sondern auch bei den Eltern, der Gesellschaft und den politischen Entscheidungsträgern, um ein sicheres Umfeld für Kinder und Jugendliche zu schaffen.

Die Herausforderungen, die sich aus der steigenden Gewalt an Schulen ergeben, sind komplex und erfordern ein gemeinsames Handeln aller Beteiligten, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Schüler zu gewährleisten.

Quellen: dpa, Neue Osnabrücker Zeitung, Zeit Online

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