In der Nacht vom 8. auf den 9. November 2024 erschütterten gewaltsame Angriffe auf Israelis und israelische Fußballfans von Maccabi Tel Aviv Amsterdam. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) berichtet, wurden in nur drei Stunden Dutzende Israelis in verschiedenen Teilen der Stadt verfolgt, bedroht, geschlagen und getreten. Mindestens eine Person wurde von einem Auto angefahren. Die Angreifer verlangten unter Androhung von Gewalt die Pässe ihrer Opfer, einige israelische Pässe wurden als Trophäen in sozialen Netzwerken präsentiert. Antisemitische Beschimpfungen wie „Kanker Joden“ (Krebsjuden) und der Begriff „Jodenjacht“ (Judenjagd) begleiteten die Übergriffe. Videos der Vorfälle verbreiteten sich rasch in den sozialen Medien und zeigten verängstigte Opfer und deren Misshandlung.
Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, sprach auf der Plattform X von einem „Pogrom in Europa im Jahr 2024“ und forderte ein entschiedenes Vorgehen der niederländischen Behörden. Wie die F.A.S. weiter ausführt, zeichnete sich in den ersten Stunden nach den Angriffen eine unterschiedliche Bewertung der Lage ab. Während die Amsterdamer Behörden zunächst von gewaltsamen Zusammenstößen zwischen propalästinensischen Gruppen und israelischen Fans sprachen, ohne die Richtung der Gewalt zu benennen, rief der israelische Botschafter bei Bürgermeisterin Femke Halsema an und berichtete von der „großen Wut“ in Israel. Die Ereignisse nahmen daraufhin internationale Dimensionen an, und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu entsandte zwei Flugzeuge nach Amsterdam, um israelische Staatsbürger in Sicherheit zu bringen.
Die Tagesschau berichtete am 8. November 2024, dass der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof die Angriffe als „inakzeptable antisemitische Angriffe auf Israelis“ verurteilte. Auch andere internationale Politiker wie Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Joe Biden äußerten sich bestürzt und verurteilten die Gewalt. Die Berichterstattung konzentrierte sich in den Folgetagen auf den antisemitischen Charakter der Angriffe und zog Parallelen zur Reichspogromnacht.
Die F.A.S. weist jedoch auf zwei blinde Flecken in der öffentlichen Wahrnehmung hin: die Gewalt, die von israelischen Fußballfans in Amsterdam ausging, und deren politische Motivation. So berichtet die F.A.S., dass die Amsterdamer Behörden bereits vor dem Fußballspiel zwischen Maccabi Tel Aviv und Ajax Amsterdam wegen der israelischen Hooligans besorgt waren. Diese hatten in der Nacht zuvor eine Palästinaflagge verbrannt, eine weitere von einer Hauswand gerissen und antipalästinensische Parolen gerufen. Auch Taxis wurden angegriffen. Die israelischen Hooligans, von denen viele kürzlich ihren Militärdienst abgeleistet und möglicherweise in Gaza gekämpft haben, sind laut F.A.S. jung, gut organisiert und singen menschenverachtende, gewaltverherrlichende Lieder.
Die ZEIT berichtet, dass in Telegram-Gruppen zu einer „Judenjagd“ aufgerufen wurde. Videos zeigen israelische Fans, die in der Nacht vor dem Spiel Palästina-Fahnen von Häusern rissen und anti-arabische Parolen skandierten. Die Polizei berichtet von gezielten Angriffen auf israelische Fans nach dem Spiel. Die Bürgermeisterin von Amsterdam erließ eine Notverordnung mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen.
Der Standard interviewte einen jungen Israeli, Ofek Ziv, der in Amsterdam angegriffen wurde. Er berichtete, dass ihm ein Stein auf den Kopf geworfen wurde und er sich anschließend in seinem Hotelzimmer versteckte.
Der Bayerische Rundfunk (BR) berichtete über die Entsendung von zwei Rettungsflugzeugen durch die israelische Regierung und die Festnahme von knapp 60 Personen im Zusammenhang mit den Ausschreitungen. Der BR weist ebenfalls auf die unterschiedlichen Darstellungen der Ereignisse hin, wobei israelische Politiker von einer gezielten Jagd auf Juden sprachen, während die niederländische Polizei zurückhaltender blieb.
Die Jüdische Allgemeine liefert eine detaillierte Rekonstruktion der Ereignisse und berichtet über die Hetzjagd auf Israelis, die über Telegram-Chats koordiniert wurde. Die Zeitung zitiert aus den Chats, in denen die Teilnehmer zu einer „Judenjagd“ aufrufen und Feuerwerkskörper fordern.
Der Tagesspiegel berichtet über die internationalen Reaktionen auf die Angriffe und die Entsendung von Flugzeugen durch die israelische Regierung. Die Zeitung zitiert Augenzeugenberichte, die von beängstigenden Momenten und der Angst um das eigene Leben berichten. Auch die Beteiligung von Taxifahrern an den Ausschreitungen wird erwähnt.
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