Der Stuttgarter Automobilkonzern Mercedes-Benz verzeichnet im dritten Quartal 2024 einen erheblichen Gewinneinbruch. Wie die Zeit berichtet, sind die Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund die Hälfte gesunken. Hauptgrund für die negative Entwicklung ist die anhaltende Schwäche des chinesischen Marktes, einem der wichtigsten Absatzmärkte für den Premiumhersteller. Auch der harte Wettbewerb in der Volksrepublik und die allgemein schwache Wirtschaftslage in China tragen zu den enttäuschenden Zahlen bei. Das Geschäft mit Personenkraftwagen ist besonders betroffen.
Finanzchef Harald Wilhelm räumte in einer Mitteilung ein, dass die Finanzergebnisse des dritten Quartals nicht den Ansprüchen von Mercedes-Benz entsprechen. Wie dpa-AFX berichtet, will Wilhelm nun verstärkt auf Kostenkontrolle und Effizienzsteigerung setzen. Bereits im September hatte das Management die Gewinnerwartungen für das laufende Jahr deutlich nach unten korrigiert. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Aktienkurs wider: Seit dem Jahreshoch im April hat die Mercedes-Benz Aktie rund ein Viertel ihres Wertes verloren, wie unter anderem der Stern berichtet.
Experten hatten nach den Gewinnwarnungen im September zwar bereits mit einem schwächeren Quartalsergebnis gerechnet, die tatsächliche operative Gewinnmarge im Kerngeschäft von nur 4,7 Prozent lag jedoch deutlich unter den Erwartungen. Im Vorjahreszeitraum hatte die Marge noch bei 12,4 Prozent gelegen. Besonders die Absatzschwierigkeiten der teuren Mercedes-Modelle in China drücken auf die Ergebnisse. Diese Modelle sind zentraler Bestandteil der Strategie von Konzernchef Ola Källenius und trugen in den vergangenen Jahren maßgeblich zu den Rekordumsatzrenditen des Unternehmens bei. Die derzeitige Wirtschaftsflaute in China, insbesondere die Krise im Immobilienmarkt, führt jedoch zu einer unerwartet zurückhaltenden Kaufbereitschaft der wohlhabenden Kundengruppe, die üblicherweise die hochpreisigen Mercedes-Modelle nachfragt.
Ein weiterer Faktor ist die zunehmende Konkurrenz durch heimische chinesische Autobauer. Gerade im stark wachsenden Elektrosegment tut sich Mercedes-Benz schwer, mit Modellen wie dem EQS, dem elektrischen Pendant zur S-Klasse, signifikante Marktanteile zu gewinnen. Um die Lagerbestände an Elektrofahrzeugen bei den Händlern zu reduzieren und den Absatz in China anzukurbeln, hat Mercedes-Benz im dritten Quartal einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag für Rabatte und Vertriebszuschüsse aufgewendet, wie Finanzchef Wilhelm erklärte.
Die im September erfolgte Prognosesenkung war bereits die zweite im laufenden Jahr. Infolgedessen hat Mercedes-Benz nun auch die Umsatz- und Absatzerwartungen für den Gesamtkonzern und die Pkw-Sparte angepasst. Beide Kennzahlen werden voraussichtlich leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Trotz des Absatzrückgangs von 1,4 Prozent auf 503.573 Pkw im dritten Quartal konnte Mercedes-Benz den Rückgang des operativen Ergebnisses im Lieferwagengeschäft begrenzen. Schwierigkeiten gibt es jedoch auch im Bereich der Finanzdienstleistungen und Mobilitätsdienste, wo die allgemeine Zinsentwicklung zu geringeren Erträgen bei Finanzierungen und Leasing führt.
Positiv entwickelte sich der Free Cashflow im Industriegeschäft (ohne Finanzdienstleistungen). Diese Kennzahl ist für Anleger von Bedeutung, da Mercedes-Benz die darüber hinaus verfügbaren Mittel für Aktienrückkäufe verwenden will, die bei vielen institutionellen Anlegern beliebt sind, da sie den Gewinn pro Aktie erhöhen und den Kurs stützen können. Finanzchef Wilhelm bezeichnete den Cashflow als "solide". Mit 2,39 Milliarden Euro lag er leicht über dem Vorjahreswert, was insbesondere auf gesunkene, kapitalbindende Vorräte zurückzuführen ist.
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