19.10.2024
Monsanto und die Milliardenlast: Glyphosat-Urteil erschüttert Bayer
Glyphosat: Bayer-Tochter Monsanto zu Milliardenstrafe verurteilt Glyphosat, der Hauptbestandteil des bekannten Unkrautvernichtungsmittels Roundup, steht seit Jahren im Zentrum einer anhaltenden Debatte über mögliche gesundheitliche Auswirkungen. Der Chemiekonzern Bayer, der 2018 den umstrittenen US-Agrarchemiekonzern Monsanto für 63 Milliarden US-Dollar übernommen hatte, sieht sich weiterhin mit einem Berg von Rechtsstreitigkeiten konfrontiert. Nun ist Monsanto in einem Fall in den USA zu einer hohen Schadenersatzzahlung verurteilt worden. Ein Geschworenengericht in Philadelphia sprach einem an Krebs erkrankten Kläger, John McKivison, 2,25 Milliarden US-Dollar (rund 2,1 Milliarden Euro) zu. McKivison hatte Roundup für seine Krebserkrankung, ein sogenanntes Non-Hodgkin-Lymphom, verantwortlich gemacht. Laut Anwalt des Mannes war die Krebserkrankung das Ergebnis der mehrjährigen Verwendung von Roundup für die Gartenarbeit in seinem Haus. Das Urteil sieht eine Entschädigungszahlung von 250 Millionen Dollar sowie einen Strafschadensersatz in Höhe von zwei Milliarden Dollar vor. Bayer bekräftigte, gegen das Urteil Berufung einlegen zu wollen. Der Konzern verweist darauf, dass Glyphosat von ihnen nicht als krebserregend eingestuft wird. Die Wissenschaft ist in dieser Fragestellung jedoch gespalten, und die EU-Kommission hat die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels im November um zehn Jahre verlängert. Seit der Übernahme von Monsanto ist Bayer in einer Vielzahl von Gerichtsprozessen verwickelt. Der Konzern wurde bereits in einer Reihe von Glyphosat-Urteilen zu Schadenersatz verurteilt, in anderen Fällen jedoch freigesprochen. Es wurden zahlreiche Vergleiche geschlossen, und rund 113.000 der insgesamt 160.000 angestrengten Verfahren wurden bislang abgeschlossen. Bayer hat für die Auseinandersetzungen Rückstellungen in Höhe von 16 Milliarden Dollar gebildet. Die Übernahme von Monsanto hat sich für Bayer als eine schwere Bürde erwiesen. Neben den Glyphosat-Urteilen, wurde Monsanto auch wegen anderer Produkte zur Rechenschaft gezogen. So wurde in einem anderen Fall Monsanto zu 857 Millionen Dollar Schadensersatz an ehemalige Schüler und Elternvertreter einer Schule verurteilt, die behaupteten, dass die von Monsanto hergestellte Chemikaliengruppe PCB (polychlorierte Biphenyle) bei ihnen zu gesundheitlichen Problemen geführt habe. PCB wurde bis 1977 von Monsanto produziert und später von der US-Regierung verboten. Die Entscheidungen der US-Gerichte könnten wegweisend für weitere Verfahren sein und zeigen, wie ernst die Vorwürfe gegenüber Glyphosat genommen werden. Die Urteile werden jedoch von Experten unterschiedlich bewertet. Während einige die Sicherheitsbewertungen der Zulassungsbehörden unterstützen, berufen sich andere auf Studien, die Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" einstufen. Für Bayer könnte die weitere rechtliche Auseinandersetzung mit den zahlreichen Klagen zu einer langwierigen und kostspieligen Angelegenheit werden, die auch die Zukunft des Konzerns beeinflussen dürfte. Der Ausgang der Berufungen und der noch ausstehenden Prozesse bleibt abzuwarten. Unabhängig davon steht fest, dass die Übernahme von Monsanto und die damit verbundenen Rechtsstreitigkeiten das Unternehmen noch lange beschäftigen werden.
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