Auf dem Bundeskongress der Grünen Jugend in Leipzig hat die Jugendorganisation der Partei, die Grüne Jugend, einen neuen Vorstand gewählt und dabei eine deutliche Botschaft an die Mutterpartei und insbesondere an Vizekanzler Robert Habeck gesendet. Die neuen Bundessprecher, Jette Nietzard und Jakob Blasel, kritisierten den Kurs der Grünen in der Ampel-Koalition scharf und forderten eine deutlichere linke Positionierung.
„Wir brauchen keine Obergrenzen, wir brauchen Menschenwürde“, sagte Nietzard, die sich in ihrer Bewerbungsrede für eine offene Flüchtlingspolitik und gegen Abschiebungen aussprach. Blasel, der bereits als Mitorganisator der "Fridays for Future"-Proteste bekannt wurde, kritisierte die aus seiner Sicht unzureichenden Maßnahmen der Regierung im Kampf gegen den Klimawandel. „Das ist peinlich und ich habe keinen Bock mehr auf eure Ausreden“, richtete er an die Adresse der Grünen in der Bundesregierung.
Die Wahl des neuen Vorstands erfolgte vor dem Hintergrund des Rücktritts des gesamten vorherigen Vorstands der Grünen Jugend, der die Partei im September verlassen hatte. Die ehemaligen Vorsitzenden, Svenja Appuhn und Katharina Stolla, begründeten ihren Schritt mit der ihrer Meinung nach zu kompromissbereiten Politik der Grünen in der Bundesregierung. Sie planen nun die Gründung einer neuen, "dezidiert linken" Jugendorganisation.
Die Grüne Jugend steht mit ihrer Kritik am Kurs der Mutterpartei nicht alleine da. Auch innerhalb der Partei mehren sich die Stimmen, die eine Abkehr von der als zu gemäßigt empfundenen Politik der Parteispitze fordern. Ob die scharfe Kritik der Jugendorganisation auf dem Bundeskongress zu einem Umdenken bei den Grünen führen wird, bleibt abzuwarten.
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/politik/gruene-jugend-bundeskongress-lux.12wuwa8E9Sy4v9SgxJHg96?reduced=true
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/gruene-jugend-jette-nietzard-und-jakob-blasel-zu-neuen-sprechern-gewaehlt-110057591.html
