September 26, 2024
Hafenarbeiter an der US-Ostküste stehen vor historischer Entscheidung

An Amerikas Ostküste droht ein historischer Hafenstreik

Die Angst vor einem massiven Streik in den Häfen an der US-Ost- und Golfküste geht um. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet, drohen 45.000 Hafenarbeiter, die Arbeit niederzulegen, sollte bis zum 30. September keine Einigung in den Tarifverhandlungen erzielt werden. Ein Streik hätte schwerwiegende Folgen für die US-Wirtschaft und könnte zu Versorgungsengpässen und Preissteigerungen führen, insbesondere wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl.

Die Gewerkschaft der Hafenarbeiter, die International Longshoremen’s Association (ILA), fordert eine Angleichung der Löhne an die ihrer Kollegen an der Westküste. Während Hafenarbeiter an der Ostküste nach sechs Jahren Berufserfahrung einen Stundenlohn von 39 Dollar erhalten, verdienen ihre Kollegen im Westen bereits 54,85 Dollar. Die Gewerkschaft hatte ursprünglich eine Lohnerhöhung von 77 Prozent über sechs Jahre gefordert, doch Details zum aktuellen Stand der Verhandlungen sind nicht bekannt. Neben höheren Löhnen will die ILA auch die zunehmende Automatisierung in den Häfen bremsen.

Ein Streik würde die Hälfte aller Containergüter betreffen, die in die USA verschifft werden, und fast zwei Drittel der Exporte. Es wäre der erste Streik in den Ostküstenhäfen seit 1977 und würde 36 Häfen treffen, darunter wichtige Umschlagplätze wie New Jersey, Baltimore und Houston. Die Folgen für die US-Wirtschaft wären gravierend. Unternehmen mit niedrigen Lagerbeständen, wie beispielsweise die Automobilindustrie und Pharmakonzerne, würden schnell in Schwierigkeiten geraten. Ein längerer Streik von mehr als zwei Wochen könnte zu Lieferengpässen führen, die an die Zeit der Corona-Pandemie erinnern, so Ryan Petersen, Chef des Logistikdienstleisters Flexport, gegenüber der F.A.Z..

Die Lage ist auch deshalb angespannt, weil Präsident Joe Biden, der sich als gewerkschaftsfreundlichster Präsident der US-Geschichte positioniert hat, ein Eingreifen in den Tarifkonflikt bisher ablehnt. Die Demokraten sind auf die Unterstützung der Gewerkschaften im bevorstehenden Wahlkampf angewiesen. Experten spekulieren jedoch, dass der wirtschaftliche Schaden eines Streiks so groß sein könnte, dass Biden gezwungen sein könnte, doch noch zu intervenieren.

Die drohenden Arbeitsniederlegungen an der US-Ostküste zeigen die Bedeutung der Hafenarbeiter für die globale Lieferkette und die Verwundbarkeit der Wirtschaft gegenüber Arbeitskämpfen in diesem Sektor. Ob es zu einem Streik kommt und welche Auswirkungen er letztendlich haben wird, bleibt abzuwarten. Die kommenden Tage werden in den Tarifverhandlungen entscheidend sein.

Quelle: F.A.Z.

Weitere
Artikel