19.10.2024
Halle startet eigene Zählung zur Überprüfung der Bevölkerungsdaten
Volkszählung: Halle zweifelt Zensuszahlen an und startet eigene Zählung

Volkszählung: Halle zweifelt Zensuszahlen an und startet eigene Zählung

Die Stadt Halle (Saale) steht aufgrund der Ergebnisse der Volkszählung 2022 unter Druck, nachdem die Zensusdaten einen signifikanten Bevölkerungsrückgang ausgewiesen haben. Bürgermeister Egbert Geier äußerte deutliche Zweifel an der Plausibilität der Zensuszahlen und kündigte an, dass die Stadt eine eigene Bevölkerungszählung einleiten wird. Diese Maßnahme soll nicht nur die tatsächliche Einwohnerzahl ermitteln, sondern auch das Vertrauen in das städtische Melderegister stärken.

Die Ergebnisse des Zensus 2022

Laut den Ergebnissen des Zensus 2022 leben in Halle nur noch 226.586 Menschen, was einem Rückgang von etwa sechs Prozent im Vergleich zu früheren Schätzungen entspricht. Demgegenüber verzeichnet das städtische Melderegister jedoch 243.453 Einwohner. Diese Diskrepanz hat in der Stadtverwaltung Besorgnis ausgelöst und die Entscheidung zur Durchführung einer eigenen Zählung herbeigeführt.

Initiative "Halle (Saale) zählt selbst"

Unter dem Motto "Halle (Saale) zählt selbst" plant die Stadt, eine Vollerhebung durchzuführen. Diese Initiative hat das Ziel, die Daten des Melderegisters zu validieren und die vermeintlich unrealistisch geringe Einwohnerzahl des Zensus zu widerlegen. Bürgermeister Geier erklärte, dass die Stadt eine umfassende Befragung aller im Melderegister eingetragenen Einwohner per Brief durchführen wird. Anhand der Rückläufer soll eine präzise Anzahl der tatsächlich erreichbaren Personen ermittelt werden.

Finanzielle Implikationen der Zensus-Ergebnisse

Die Zensus-Ergebnisse haben auch erhebliche finanzielle Auswirkungen auf die Stadt Halle. Die Stadt könnte aufgrund der bestätigten Rückgänge im Einwohnerzahlenfinanzausgleich jährlich Einnahmeverluste von rund 15 Millionen Euro erleiden. Dies ist besonders gravierend, da die neuen Zahlen erst ab 2025 in den Finanzausgleich einfließen werden. Für das Jahr 2024 wird erwartet, dass die Stadt Zuweisungen in Höhe von etwa 289,6 Millionen Euro erhält, basierend auf den Zensuszahlen von 2011.

Der Finanzausschuss und die Finanzierung der Zählung

Der Finanzausschuss des Stadtrates wird am 20. August über die Finanzierung der Zählaktion beraten. Bei Zustimmung soll die Zählung Ende August beginnen. Die Stadt plant, rund 150.000 Euro für diese Maßnahme bereitzustellen, wobei die Finanzierung aus Steuer-Mehrerträgen des Gewerbegebiets Queis erfolgen soll.

Reaktionen und Bedenken

Bürgermeister Geier hat betont, dass die Stadt nicht untätig bleiben möchte und die Notwendigkeit sieht, die Richtigkeit der eigenen Daten nachzuweisen. Er äußerte Bedenken hinsichtlich der Genauigkeit der Zensusdaten, die durch eine Stichprobe von nur zehn Prozent ermittelt wurden, und verwies auf die Stabilität der Einschulungszahlen der Kinder in Halle.

Vergleich mit anderen Städten

Im Gegensatz zu Halle zeigt Magdeburg einen Anstieg der Einwohnerzahlen im Zensus, der die Schätzungen des dortigen Melderegisters übersteigt. Geier bezeichnete diese Zunahme als "Geistereinwohner" und stellte die Konsistenz der Zensusmethoden in Frage.

Ausblick

Die Stadtverwaltung von Halle verfolgt mit der eigenen Zählung das Ziel, eine fundierte Grundlage für zukünftige Planungen zu schaffen. Die Ergebnisse der Zählung könnten nicht nur Auswirkungen auf die Finanzen der Stadt haben, sondern auch auf die Bereitstellung von Dienstleistungen und Einrichtungen für die Bevölkerung. Die Stadt glaubt, dass eine verlässliche Einwohnerzahl entscheidend für die Daseinsvorsorge ist und plant, die Ergebnisse zu nutzen, um gegebenenfalls rechtliche Schritte gegen die Zensusdaten einzuleiten.

Die Entwicklungen in Halle verdeutlichen die Herausforderungen, die Städte bei der Erhebung und Interpretation von Bevölkerungsdaten gegenüberstehen, und zeigen die Bedeutung von genauen und vertrauenswürdigen Informationen für die kommunale Planung und Finanzierung.

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