Die Schirn Kunsthalle Frankfurt präsentiert vom 8. November 2024 bis zum 9. Februar 2025 eine umfassende Retrospektive des deutsch-amerikanischen Künstlers Hans Haacke (*1936). Wie die dpa Hessen am 7. November 2024 berichtete, beleuchtet die Ausstellung das Gesamtwerk Haackes von 1959 bis in die Gegenwart. Der in Köln geborene und in Kassel studierte Künstler, der seit 1965 in New York lebt, ist bekannt für seine politisch engagierte Kunst, die Missstände wie Umweltverschmutzung oder undurchsichtige Immobiliengeschäfte aufgreift.
Rund 70 Gemälde, Fotografien, Objekte, Installationen, Plakate und ein Film sind in der Ausstellung zu sehen. Schirn-Direktor Sebastian Baden bezeichnet Haacke als "Legende der politischen Konzeptkunst", dessen Werk die Gegenwartskunst maßgeblich geprägt hat, auch wenn sein Name nicht jedem geläufig sei. Kuratorin Ingrid Pfeiffer betont, wie die dpa berichtet, den stets politischen, aber auch poetischen und humorvollen Charakter seiner Arbeiten.
Haackes kompromisslose Haltung führte mehrfach zu Konflikten. So wurde er 1971 vom Guggenheim-Museum ausgeladen, nachdem er mit Auszügen aus dem Grundbuchamt die fragwürdigen Immobiliengeschäfte einer New Yorker Familiendynastie öffentlich gemacht hatte. Auch außerhalb der Ausstellung ist eines seiner Werke zu sehen: In der öffentlich zugänglichen Rotunde der Schirn steht "Gift Horse" (2014), ein 4,5 Meter hohes bronzenes Pferdeskelett, an dem live der Ticker der Frankfurter Börse läuft. Das Werk, ursprünglich für den Trafalgar Square in London entworfen, kommentiert laut Schirn die seit Jahrhunderten von Klassengegensätzen und Marktdiktat geprägte Gesellschaft.
Die ältesten Exponate stammen aus den 1960er Jahren, einige entstanden für die documenta in Kassel. Viele frühe Arbeiten beschäftigen sich mit ökologischen Themen. So ließ Haacke 1969 in einer Ausstellung Küken schlüpfen und baute 1972 eine "Rheinwasseraufbereitungsanlage", wobei er die Einleitungen verschiedener Firmen anprangerte. 1993 erhielt Haacke den Goldenen Löwen der Biennale in Venedig für seine Umgestaltung des deutschen Pavillons in ein Trümmerfeld, eine Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit des Gebäudes. Im Reichstag bildet seit 2000 Haackes Schriftzug "Der Bevölkerung" am Boden einen Kontrast zur Inschrift "Dem deutschen Volke" am Giebel.
Viele Arbeiten beziehen die Besucher mit ein. In der Schirn bringen sie durch ihre Bewegung Glühbirnen zum Leuchten. In Anlehnung an eine Aktion im New Yorker Moma 1970 entwarf Haacke für die Schirn den "Frankfurt Poll 2024", in dem sich die Besucher zu Themen wie der US-Wahl und dem Nahostkonflikt äußern können. Baden und Pfeiffer sehen Haackes Kunst angesichts der politischen Lage als hochaktuell. Er arbeite wie ein investigativer Journalist, decke Machtverhältnisse auf und sei "der berühmteste Wirtschaftsprüfer der Kunstgeschichte", so Baden gegenüber der dpa.
Quellen: